Echtzeit
damit man nicht von der Schiene geschubst wird. Ich hätte ahnen müssen, dass es Schwierigkeiten geben wird … für mich … mit so einer schönen Frau als Freundin. Aber gut, daran wachsen wir. Ist es nicht so? Ich bin schon so hoch gewachsen, durch all die Stöße … ich passe schon kaum mehr durch die Türe, die ins Freie führt. Kleiner Scherz.
Wo war ich? Ah ja, bei meinem Nervenzusammenbruch und dem attraktiven Arzt. Ich habe mir seine Worte sehr zu Herzen genommen und angefangen, mich um mein Seelenheil zu kümmern.
Die Brustvergrößerung war schon mal ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Der nächste Schritt war, dass ich meine viel zu große Wohnung in der Stadt aufgegeben habe. Weil sie auch viel zu teuer war. Nachdem mich mein Arbeitgeber aufgegeben hatte. Kleiner Scherz.
Nein, im Ernst, ich kann ihn verstehen. Wenn jemand wie ich aus der Klinik kommt und dann tage- und wochenlang nur Patiencen legt in seinem Computer und keine erkennbare Arbeitsleistung mehr bringt, dann muss man sich trennen. Das haben wir dann auch getan. In aller Ruhe. Sehr fair. Sehr erwachsen. Sehr schnell. Und auf diese Weise habe ich erfahren, dass ich sehr gut leben kann mit Blick auf grüne und braune Felder. Und mit langen Spaziergängen. In der City ist das nicht so einfach. Na gut … und dann, nachdem all diese neuen Eckdaten geklärt waren. Job weg … Busen größer … Wohnung höher gelegen, habe ich mich eben um mein Seelenleben gekümmert.
Yoga! Eine super Angelegenheit. Musst du unbedingt machen. Madonna macht es auch und Gwyneth … du weißt schon … Paltrow. Gwyneth Paltrow, obwohl die besser aussieht als Madonna, finde ich. Nicht so abgezerrt und verbissen. Na ja, der Kampf gegen das Unvermeidliche macht eben hager. Darum habe ich auch mit meiner makrobiologischen Ernährung wieder aufgehört. Ich konnte zusehen, wie ich weniger und weniger wurde. Eine Zeitlang war das ja recht erfreulich, aber nach einem halben Jahr habe ich ausgesehen wie ein Strohhalm mit zwei Tennisbällen oben dran. Nicht wirklich sexy. Also! Schluss mit Makro – Her mit »Wendys Superburger«. Zum Fernsehen habe ich das echt gerne. Bei der U-BahnStation, da unten bei mir, ist ein »Wendys«. Und da hole ich mir immer das volle Programm. Wenn ein toller Film läuft. Ein Film … am liebsten mit Kevin Costner … mein Couchstuhl … drei Burger, zweimal Pommes mit Ketchup und Mayo, zwei Bier und ein Eis. Ich sage dir! Die Seratonin-Glücksbotenstoffe, die mein Körper dann ausschüttet … ein Orgasmus ist eine Kinderjause dagegen. Apropos Orgasmus. Das wollte ich ja eigentlich erzählen.
Bevor ich nach Yoga mit Qigong angefangen habe, war noch Tantra dran. Das ist wirklich erstaunlich. Ich meine, es ist wirklich erstaunlich, wie viele Wege es gibt, um den richtigen Weg zu finden raus aus der Misere. Tantra war eine davon. Die kosmische Orgasmusenergie bündeln und Kundalini hochsteigen lassen. In der Wirbelsäule. Vom Becken aus. Vom Becken aus zieht man Kundalini durch den Atem hoch durch alle Chakren … bis es im Juwelenchakra herausspritzt und du erleuchtet bist. Wahnsinn …
Also, das ist der Sinn der Sache. Die Erleuchtung. Und die Sexualenergie wird gewissermaßen als Botenstoff benutzt. Vereinfacht gesagt. Also ich habe immer geglaubt, dass Tantra eine besonders geile Art von Bumsen ist. Bis ich mich informiert habe.
Es geht gar nicht ums Geilsein. Es geht darum, die Geilheit zu verwandeln. In pure Energie. Die dir dann zur Verfügung steht. Im Alltag. Darum soll man bei den tantrischen Sexualübungen auch um Himmels willen nicht geil werden. Niemals.
Also der Lehrer, den wir in unsere Gruppe hatten – unser Meister sozusagen –, hat uns immer eingeschärft, bei der Penetration den tiefen, ruhigen Atem nicht außer Acht zu lassen. Den Männern in der Gruppe hat er dringend eingeschärft, wenn sie einen Steifen bekommen, dabei nicht in Erregung zu fallen.
»Hm … wie ist das eine ohne das andere möglich?«, habe ich gefragt, aber die Antwort war unbefriedigend.
»Man darf im Partner nur den Helfer sehen zur Öffnung der eigenen Energiekanäle«, hat er gesagt.
Und man selbst ist nichts als der Helfer, um seine Energiekanäle zu öffnen.
Na gut, habe ich mir gedacht und unserem Lehrer geholfen, so gut ich konnte. Überraschenderweise hat er seine Demonstrationen immer an mir vollzogen. Damit die Gruppenteilnehmer die Praxis vorgeführt bekommen. Mein Busen war für ihn wie der Nordpol für eine
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