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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dessen eigener Wille ausgeschaltet war. Sie handelte zwischen Zwang und Freiwilligkeit. So öffnete sie auch die Tür, um den Flur zu betreten. Den Schlüssel nahm sie nicht mit, sondern ließ ihn von innen stecken.
    Es war nicht dunkel. Die Notbeleuchtung gab ein geisterhaftes Licht ab.
    An den hellen Wänden lagen Schatten, und selbst die Bilder wirkten bedrohlich auf sie.
    Hilde wußte, wie sie das Haus verlassen konnte. Sie mußte den Hinterausgang nehmen, der zwar auch abgeschlossen war, aber der Schlüssel steckte noch.
    Die Schauspielerin wohnte lange genug in der Krone, um sich gut auszukennen. Den Weg zur Hintertür hätte sie auch als Schlafwandlerin gefunden. Beinahe lautlos stieg sie die Treppe hinab.
    Unten roch es noch nach Essen. Das nahm sie wie nebenbei auf, dann drehte sie sich in eine andere Richtung und hatte sehr bald die schmale Tür erreicht.
    Licht brauchte Hilde nicht. Sie fand sich auch im Dunkeln zurecht. Schon spürte sie die Kühle des Schlüssels zwischen ihren Fingern. Sie drehte ihn zweimal, dann war die Tür offen.
    Wie ein Gespenst schob sich Hildegard hinaus ins Freie. Der Wind streichelte ihr Gesicht. Hilde mußte sich nach rechts wenden, an der Schmalseite und unter ihrem Fenster vorbeigehen, um das Ziel – die Straße – zu erreichen.
    Sie fand es selbst komisch, daß sie keine Angst spürte. Eher war es Neugierde, die sie Schritt für Schritt näher an das makabre Ziel heranbrachte.
    Hilde glaubte auch nicht daran, daß sie einem Irrtum verfallen war. Es gab diesen Totenkopf. Selbst aus dem ersten Stock und während der Dunkelheit hatte sie ihn sehr genau erkennen können, als hätte er von innen geleuchtet.
    Auch wunderte sie sich darüber, daß sie nicht an einen Scherz glaubte, den sich Jugendliche in der Nacht hatten einfallen lassen. Der Schädel war echt, und es mußten schon ungewöhnliche Kräfte in ihm stecken, daß er über das Pflaster gerollt war, ohne dabei zu zerspringen.
    Am Rand der Straße blieb sie stehen. Das Haus gegenüber lag im Dunkeln. Nicht weit entfernt stand eine Laterne, die blasses Licht abstrahlte, das mit seinem letzten Rest auch den Schädel berührte, als wollte es seine leeren Augenhöhlen füllen.
    Hildegard von Zavelsreuth spürte noch immer keine Furcht, als sie sich dem Totenschädel direkt näherte. Der Wind zupfte an ihren Mantelschößen. Sie selbst glich einer unheimlichen Gestalt, die in der Nacht umherschlich, um wie eine blutdürstige Vampirin auf Opfer zu lauern.
    Neben dem Kopf blieb sie stehen. Er lag jetzt direkt vor ihr.
    Totenschädel hatte sie bereits als Kind gesehen. Im Biologieunterricht hatten sich einige Jungen aus der Klasse mit ihnen immer Streiche erlaubt. So hatten sie ihm mal eine Zigarre in die Mundöffnung gesteckt oder eine Mütze aufgesetzt.
    Nur lag das lange zurück. Zudem glaubte sie daran, daß dieser Schädel mit denen aus ihrer Schulzeit nichts gemein hatte, denn der Schädel von damals war nicht aus eigenem Antrieb über das Kopfsteinpflaster einer Straße gerollt.
    Seit dieser Entdeckung oben am Fenster hatte sie eine gewisse Affinität zu dem hautlosen Totenschädel gespürt. Diese Anziehungskraft verstärkte sich in einem so hohen Maße, daß sie nicht zögerte, sich zu bücken und mit der rechten Hand über den glatten Schädel zu streichen.
    Sie zuckte nicht einmal zurück, aber sie merkte doch, daß der Schädel nicht so kalt war, wie er hätte eigentlich sein sollen.
    Er strahlte eine gewisse Wärme ab, die sich innerhalb des Gebeins verteilt hatte. Warum – wieso?
    Sie überlegte, zog die Hand wieder zurück und streckte sie dann abermals aus.
    Diesmal gelang es ihr nicht, den Schädel zu berühren, denn plötzlich rollte er weiter…
    ***
    Die Frau glaubte zu träumen, sich etwas einzubilden, und sie griff erneut dorthin, wo sich der Totenkopf eben noch befunden hatte.
    Da lag er nicht mehr, ihre Finger trafen das Pflaster. Der Kopf war schon weiter gerollt. Drei, vier Meter weit, bis er wieder reglos liegen blieb.
    Er lag mitten auf der Straße, Hilde stand mitten auf der Straße und starrte auf das helle Gebein. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte, und sie suchte in ihrem Kopf nach einer Lösung.
    Sie war wie gelähmt. Sie wußte, daß es um den Schädel ging. Auf ihn mußte sie sich konzentrieren. Dann bemerkte sie, daß sich der Totenkopf wieder bewegte.
    Er rollte weiter.
    Und er hielt dabei eine bestimmte Richtung ein, die Straße hinauf zur Burg.
    Hinter Hilde lag die leere

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