Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
ich tadelnd und sah sie streng an. »Hier im Zug gibt es Kaffee, Tee oder Softdrinks. Keinen Schnickschnack. Kapiert?«
Megan seufzte. »Na gut, dann nehme ich eben eine Cola. Und ein Kitkat.«
»Das nehme ich auch«, nickte Connor.
»Hast du was zu Schreiben dabei?«, fragte ich Megan. »Ich muss mir, glaube ich, eine Liste machen.«
Sie lachte. »Das ist eine ziemlich einfache Bestellung, Eden. Zwei Kaffee, zwei Colas und zwei Kitkats.«
»Ich weiß«, lenkte ich ein. »Aber ich glaube, mein Kurzzeitgedächtnis hat im Moment einfach keine Kapazitäten mehr. Ich sage nur: PRÜFUNGEN.«
Wortlos reichte Megan mir Papier und einen Stift. Hastig kritzelte ich die Marke und das Modell von Connors Teleskop darauf.
»Ryan, könntest du mir tragen helfen?«, fragte ich und steckte den Zettel rasch ein.
Er nickte, und so machten wir uns schwankend auf den Weg in Richtung Bordbistro. Im Gang zwischen zwei Waggons hielt ich an.
»Du siehst hübsch aus heute«, sagte Ryan. Er grinste. »Und ich mag es, wenn du rot wirst.«
»Wie viel Bargeld hast du dabei?«, fragte ich sachlich.
»Genug, um die Getränke zu bezahlen.«
»Und hast du eine Kreditkarte oder so?«
Ryan betätigte die Türsteuerung, und die Toilettentür glitt auf. »Los, rein hier!«, sagte er nur knapp.
Wir gingen zusammen ins Klo, und Ryan drückte den Verriegelungsknopf. Sobald das Klacken der Türen ertönte, zog er einen schwarzen Geldbeutel aus seiner hinteren Hosentasche und klappte ihn auf. »Ich habe mindestens zehn Karten«, sagte er. »Wir haben für jede Bank eine Karte bekommen. Und mein Kartenlimit ist ziemlich hoch verglichen mit euren Standards.«
»Was soll das denn heißen? Unsere Standards? «
Ryan schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich meine nicht dein persönliches Limit, Eden. Ich meine, dass ich, gemessen an eurer Zeit, einen wirklich hohen Kreditrahmen habe. Aber das ist ja auch egal. Wie viel Geld brauchst du?«
»Na ja, genug jedenfalls, damit ich sämtliche Teleskope bei Stellar Optics aufkaufen kann, die halbwegs in Connors Budget fallen. Und zur Not auch die von den anderen Optikern in Plymouth.«
Als ihm dämmerte, wie mein Plan aussah, grinste Ryan breit. »Ich denke, das ist drin«, sagte er.
»Hast du ein Smartphone?«, fragte ich als Nächstes. Mein Handy war ein vorsintflutliches Billigmodell, das gerade mal eine Kamera hatte. Mehr als SMS schreiben und ein paar Fotos machen war nicht drin damit.
Ryan nickte.
»Dann such schnell die Nummer von Stellar Optics in Plymouth raus«, wies ich ihn an. »Dann rufen wir an und bestellen alle Exemplare von dem Teleskop, das Connor will. Hier, ich hab mir die Marke und das Modell aufgeschrieben.«
Als wir zehn Minuten später aus der Zugtoilette schlüpften, hatte Ryan Stellar Optics angerufen und alle fünf Exemplare von Connors Wunschteleskop, die sie dort auf Lager hatten, aufgekauft. Zur Sicherheit hatte Ryan auch gleich noch die Modelle der nächsthöheren Preisklasse und der darunter dazugenommen und die Lieferung an seine Heimadresse in Penpol Cove veranlasst.
»Oh Mann, das war großartig«, sagte Ryan lachend, als die Tür sich öffnete.
Die Frau mit dem Kleinkind auf dem Arm wartete wohl schon länger vor der Toilette, denn sie starrte uns zornig an. »Unglaublich, die Jugend!«, murmelte sie.
Ryan war irritiert. »Hat die jetzt allen Ernstes gedacht, dass wir es auf dem Klo getrieben haben?«, fragte er mich mit großen Augen.
Ich grinste. »Na ja, entweder das oder dass wir Drogen genommen haben«, sagte ich. »Viel mehr Möglichkeiten gibt es eigentlich ja auch nicht. So, und jetzt lass uns die Getränke holen gehen.«
Einkaufstouren waren schon immer der Horror für mich gewesen – aber dieser Samstagmorgen in Plymouth toppte alles. Als ich am späten Nachmittag im Monsoon Palace eintraf, war ich fix und fertig. Die anderen waren schon alle da. Sie saßen an einem Tisch am Fenster. Teelichter flackerten in kleinen roten Gläschen, und die Vorspeise war bereits aufgetragen: Papadams und Schälchen mit Chutney zum Dippen. Dazwischen Bierflaschen. Connor genehmigte sich gerade einen großen Schluck, als der Kellner mich zum Tisch brachte.
»Du bist zu spät!«, sagte Connor ein wenig zu laut.
»Entschuldigt. Ich bin in einem Buchladen hängen geblieben«, sagte ich.
Eigentlich war ich nur in den Buchladen gegangen, weil ich Amy und Megan nicht mehr ertragen hatte. Die Suche nach Abschlussballkleidern hatte sich als reiner Albtraum gestaltet. Und
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