Effington 06 - Verborgene Verheissung
anzukämpfen.
Er konnte sich nicht gegen das törichte Grinsen wehren, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete.
»Herr im Himmel, Sie sind das!« Gwen starrte ihn ungläubig an. Das war Lord Pennington? Der arrogante, sarkastische, zugegebenermaßen gut aussehende Mann, den sie auf der Treppe getroffen hatte? Das war ihr Lord Pennington?
Nicht, dass sie in der Zwischenzeit einen Gedanken an ihn verschwendet hätte. Gott bewahre.
Außerdem wirkte er im Moment eher verstört als attraktiv.
»Warum sehen Sie mich so an?«, fragte sie misstrauisch. Sie dachte über einen Rückzug in den Flur nach. »Und warum grinsen Sie wie ein Dummkopf?«
»Das ist nur, weil ich so erleichtert bin.« Er kam auf sie zu, nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. Sein Blick ließ sie nicht los. Äußerst irritierend. »Es ist mir ein ehrliches Vergnügen, Sie endlich kennen zu lernen, Miss Townsend.«
»Tatsächlich?« Sie zog ihre Hand weg. »Warum?«
»Warum?« Er hob eine Augenbraue. »Ich dachte, das wäre offensichtlich.«
Sie schüttelte den Kopf. »Offenbar nicht.«
»Verzeihung.« Die Stirn des Earl legte sich in Falten. »Ich ging davon aus, dass Mr. Whiting Sie über unsere Verbindung informiert hat.«
»Er erzählte mir von den Vorkehrungen unserer Väter«, antwortete sie langsam.
»Ausgezeichnet.« Er nickte, und das Grinsen stahl sich zurück auf sein Gesicht. Wäre sein Haar etwas zerzauster gewesen, hätte er mehr wie ein spitzbübischer Schuljunge ausgesehen und nicht wie ein Gentleman von annähernd dreißig Jahren. Unter anderen Umständen hätte das recht einnehmend gewirkt.
»Dann können wir ja gleich mit den Vorbereitungen fortfahren. Ich werde eine besondere Genehmigung einholen, und wir können Ende dieser Woche verheiratet sein.«
Vor Schreck verschlug es ihr die Sprache, und einen Augenblick konnte sie ihn nur anstarren. Der Mann war tatsächlich genauso arrogant, wie er bei ihrem ersten Aufeinandertreffen gewirkt hatte. Und noch viel selbstherrlicher als erwartet. Sie hatte nicht die Absicht zu heiraten, und diesen Mann schon gar nicht. Und selbst wenn sie an einer Ehe interessiert wäre, würde sie es bevorzugen, erst gefragt zu werden.
»Miss Townsend?«
»Ich fürchte, Sie haben mich auf dem falschen Fuß erwischt, mein Herr.« Sie fixierte ihn mit einem unverwandten Blick, den sie sich antrainiert hatte, um Kinder in die Schranken zu weisen. Leider führte er nie wirklich zum Erfolg. »Ich verstehe nicht ganz. Ist das ein Heiratsantrag?«
»Ein Antrag?« Verwirrung verdunkelte sein Gesicht, dann hellte seine Miene sich auf. »Aber natürlich. Wie gedankenlos von mir. Das erwarten Sie natürlich. Jede Frau würde das, ungeachtet der Umstände. Ich nahm einfach an ... Na ja, das tut ja jetzt nichts zur Sache. Ich bitte um Vergebung. Gestatten Sie mir, noch einmal von vorne anzufangen.«
Er nahm ihre Hand in die seine und blickte etwas unbehaglich. »Ich habe wohl nicht daran gedacht, weil ich unerfahren in solchen Angelegenheiten bin. Ich habe noch nie einen Heiratsantrag gemacht.«
»Wie erfreulich, dass Sie nicht jeder Fremden einen Antrag machen, mit der Sie zufällig zusammenstoßen.«
»Oh, das tue ich keinesfalls.« Seine Augen zwinkerten amüsiert. »Meine liebe Miss Townsend.« Er räusperte sich und sah ihr in die Augen. »Würden Sie mir die große Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
Seine Augen waren dunkelgrün, kühl und einladend wie die endlosen Tiefen eines Sees. Einen winzigen Augenblick lang wollte Gwen nichts anderes, als sich ihren Verheißungen ergeben. Nichts mehr, als für immer in diese Augen sehen. Sie spürte ein merkwürdiges Flattern in ihrem Inneren, so beunruhigend wie das Gefühl seiner warmen Finger um die ihren.
»Vielen Dank.« Sie holte tief Luft und entwand ihm ihre Hand. »Aber ich muss bedauernd ablehnen.«
»Ablehnen?« Er sah sie an, als spräche sie eine fremde Sprache. »Was soll das heißen, ablehnen?«
»Es heißt, falls ich mich nicht über die Bedeutung des Wortes täusche«, sie presste die Hände fest zusammen, »dass ich nein sage.«
»Nein?«
»Nein.« Sie schenkte ihm ihr liebenswürdigstes Lächeln. »Aber ich weiß das Angebot zu schätzen.«
»Sie wissen es vielleicht zu schätzen, aber Sie scheinen es nicht ganz zu verstehen.« Seine Augen verengten sich, und eine leichte Beunruhigung machte sich bei ihr bemerkbar. Sein eindringlicher Blick und die Art, wie er auf sie herabsah, ließen ihn ein klein wenig gefährlich
Weitere Kostenlose Bücher