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Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edzard Reuter
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anschaulich genug zusammenfassen, was Aufklärung bedeutet: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit … Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« Und: »Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.«
    Genau diese Einstellung ist es, die seither überall in Europa unser Denken und unser Selbstverständnis prägt. Viele sind sich dessen bewusst, die Meinungen und das Handeln der anderen werden unverkennbar auch dann durch sie geleitet, sollten sie allenfalls nur eine unbewusste Ahnung davon haben. Ausnahmslos alle bestimmenden Elemente unseres Zusammenlebens beruhen darauf: die Trennung zwischen politischer Macht und religiösem Glauben, die Souveränität des Volkes und eine demokratische Staatsordnung, die Toleranz gegenüber dem Standpunkt anderer, die Gleichberechtigung aller Menschen, der Rechtsstaat – und die Überzeugung von der Freiheit des Einzelnen, sofern und soweit er umgekehrt die Freiheit der anderen respektiert. Entstanden sind aus alledem zwei Eigenheiten, die – wie gesagt – für Europa charakteristisch sind und sich in dieser Form nirgendwo sonst (außer in den USA, die sie von den Europäern übernommen haben!) wiederfinden: unsere stets lebendige Neugier und unser Widerspruchsgeist, der sich in einer einzigartigen Kultur des ständigen Streits um die bessere Lösung niederschlägt.
    Warum die Europäerinnen und Europäer zu diesen Errungenschaften gelangt sind, warum sich diese Wertvorstellungen zu einer sie alle miteinander verbindenden gemeinsamen Kultur geformt haben, ist leicht zu erklären. Peter Prange hat es so formuliert: »Im Unterschied zu anderen … Zivilisationen denkt und handelt Europa im Bewusstsein seiner Geschichte. Dazu gehört, … das Leid des jeweils anderen zu erkennen und vom eigenen Leid zu berichten«. In der Tat, wer könnte es übersehen: Entstanden ist die europäische Wertegemeinschaft, weil wir alle miteinander aus den bitteren, den fürchterlichen Erfahrungen unserer Geschichte gelernt haben, lernen mussten. Zugleich kann man freilich nicht überzeugender deutlich machen, warum diese Wertegemeinschaft zwar einzigartig ist – und doch keinerlei Anlass zu irgendeiner Form von Überheblichkeit gegenüber anderen Menschen auf der Erde gibt!

KAPITEL X
    DAS NEUE EUROPA
    Wir können nun auf die entscheidende Frage zurückkommen, wie sich denn eigentlich jene »weitere Vereinigung Europas« darstellen lässt, von deren Notwendigkeit dieses Buch überzeugen will. Fest steht, dass sie etwas fundamental anderes sein muss als das bisherige Europa der Politiker, Bankiers und Bürokraten. Andererseits, wer könnte das schon übersehen, mag eine solche Milchmädchenwahrheit auch ausreichen, um den Stammtischen Argumente für das Gegenteil zu liefern. Als alleinige Begründung für ein Konzept, mit dem die stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürger eines nicht allzu fernen Tages erfolgversprechend um ihre Zustimmung gebeten werden könnten, wird sie also nicht ausreichen.
    Vielmehr sind zwei Elemente, zwei Grundsteine unverzichtbar, auf denen das Projekt eines zukünftigen Europa gebaut werden muss. Sie müssen sozusagen sein Kernbekenntnis bilden, damit alle von uns davon überzeugt sein können, dass sie unverrückbar sind: Das vereinte Europa muss, wenn es einen solchen Namen verdienen soll, in der Lage sein, die eigenen Interessen im Verhältnis zu jeglichen Gesprächs- und Verhandlungspartnern gemeinsam und ungeteilt zu vertreten – und es muss zugleich so gestaltet sein, dass als Kraftquelle seiner einzigartigen geistigen wie technischen Kreativität die eigenständige Vielfalt seiner Mitgliedsländer ungeschmälert erhalten bleibt.
    Eine Kombination von zentral zusammengefasster Handlungsfähigkeit und dezentraler Eigenheit? Kein Zweifel: Auf Anhieb klingt das mehr als widersprüchlich. Hinzu kommt, dass sich dahinter ein Patentrezept für herrlichsten Populismus verbirgt. Zuerst entdeckt hat es vor mehr als 60 Jahren der Staatspräsident des Landes Baden, Leo Wohleb. Er behauptete ernsthaft, dass die Eingliederung seines damals noch selbständigen Landes in das neue Bundesland Baden-Württemberg das Ende aller Bemühungen um ein vereintes Europa nach sich ziehen werde. Andere wiederum meinen, die Schweiz mit ihrem Zusammenspiel von Kommunen, Kantonen und Bundesrat als Vorbild empfehlen zu sollen (obwohl es gewiss keinen

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