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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Unhold aus dem Park! Er hat Loni belästigt! Ich ahnte schon damals, daß es mit ihm ein böses Ende nehmen würde! Meine Ahnung hat mich noch nie betrogen! Er ist straffällig geworden! Vielleicht vorbestraft, vielleicht sogar einschlägig! Das ist ein Fang!»
    «Ganz recht, Ludwig», sagte die Dame. «Aber zuerst brauchen wir andere Schüsseln. Resi kann ihn waschen, dann werden wir weitersehen.»
    Die Worte taten mir wohl, aber ich hörte sie kaum. Aus der Erkerecke war Loni hervorgekommen, mein Schatz, für den ich das alles unternommen hatte. Jetzt saß ich hier, bedeckt mit Erbsen und Schande und schämte mich unsäglich, daß sie mich so sah. Sie kam langsam heran, hob in einem Meter Entfernung das Schnäuzchen und schnupperte. Durch die ganzen Schichten hindurch schien sie meinen Eigengeruch noch wahrzunehmen, denn sie lächelte leise. Aber näher kam sie nicht. Ich färbte ab.
    Das Mädchen trat ein. «Jessas naa!» rief sie. «Was is jetzt des?»
    «Wenn Sie ihn schon in den Aufzug setzen, hätten Sie ihn auch braten müssen», sagte der junge Mann. «So können wir ihn nicht essen.»
    Das Mädchen wurde gar nicht wieder. «Ja, da schau her! I hab mi scho' g'wundert, wia de schwarzen Tapper in d' Kuchl kemma san!»
    «In die Wanne mit ihm», sagte die Dame des Hauses. «Dann bringen Sie ihn wieder.»
    Das Mädchen hatte Übung mit Dackeln. Sie griff mich am Kragen, trotz Kloß und Kohlen und transportierte mich ab. Kurz darauf saß ich in der Waschküche in einem Bottich und in einem Ozean von Wasser. Resi hatte robuste Hände und ein ebensolches Gemüt. Wundern lag ihr nicht. Während sie mich abtrocknete, sang sie schon wieder:
    «Wo weilest du, Geliebter mein?»
    Ich gewann meine normale Gestalt zurück und freute mich. Jetzt konnte ich der Familie und Loni in Würde und Schönheit unter die Augen treten.
    Resi brachte mich rauf. Ein bißchen feucht war ich noch, aber es stand mir. Das Wasser hatte mein Haar zu lieblichen Löckchen geringelt. Als wir das Wohnzimmer betraten, saß die Familie beim Kaffee.
    «Jetzt kenn i eahm scho, gnä Frau», sagte Resi. «Er hat oan in d' Flucht geschlagn, a so a Promenadenmischung so a umzupfte, wo auf d' Loni hiwollt!»
    Sie berichtete ausführlich von meiner Heldentat. Die Dame und ihr Sohn nickten anerkennend. Nur das Gesicht des wilden Jägers blieb finster.
    «Therese!» sagte er. «Reichen Sie mir den Angeklagten her!»
    Ich wurde auf einen Stuhl vor ihn hingesetzt. Dann begann die Verhandlung. Ich hatte schon herausgefunden, daß ich zwischen Juristen geraten war. Hoffentlich hatten sie die Strafrechtsreform schon hinter sich.
    Zuerst wurden die Personalien festgestellt. Der Vorsitzende griff in meinen Brustbeutel und langte meine Marke und meine Visitenkarte heraus.
    «Eine Marke hat er», sagte er. «Eine gültige. Das nimmt mich wunder. Meistens sind diese Elemente nirgends gemeldet und obdachlos. Und hier? Blasius von Rohmarken. Geboren am 25. Juli 1957...»
    «Oh, ein Löwe!» rief das junge Mädchen.
    Der Onkel warf ihr einen strafenden Blick zu.
    «Störe mich nicht, Kind! Besitzer D. Nogees, wohnhaft Walserstraße 27.»
    «Um die Ecke», sagte der junge Mann.
    «Leider, leider. Die Nachbarschaft läßt immer mehr zu wünschen übrig. Telefon 211780.»
    Ja. Wohnhaft Walserstraße 27. Ich hatte schon von Dan gehört, daß ein Angeklagter nicht wohnt, sondern wohnhaft ist. Jetzt war ich auch in diesen Klub geraten.
    Dann ging es weiter. Ohne sich viel zu bemühen, konnten sie anhand der Rückstände auf meinem Fell den Weg rekonstruieren, den ich genommen hatte. Zaun —Garten —Kellerfenster —Kohlenkeller — Küche — Speiseaufzug. Da war nichts zu verschleiern.
    «Das wäre dieses», sagte der bärtige Ankläger. «Nun stellt sich uns die Frage nach dem Motiv. Was käme da in Frage?»
    «Der Schmorbraten!» rief das Mädchen Gusti.
    «Richtig, mein Kind. Krankhafte Freßgier bei diebischer Veranlagung und angeborenem Mangel an Rechtsgefühl. Das wäre zu erwägen, durchaus zu erwägen. Hat jemand noch einen Vorschlag?
    Der Sohn sah seine Mutter an und blinzelte listig.
    «Laß ihn doch mal runter», sagte er.
    Sein Vater runzelte die Stirn. «Zu welchem Zwecke?»
    «Motivforschung. Ich glaube, sein Motiv liegt dort in der Ecke. »
    Er hatte vollkommen recht. Sollte ich meine Liebe jetzt noch verleugnen, nach all diesem Ärger?
    Als ich am Boden saß, schüttelte ich mich kurz und warf einen stolzen Blick auf meine Richter. Dann schritt ich aufrecht

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