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Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (German Edition)

Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (German Edition)

Titel: Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Arendt
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gehört und sich vorgestellt hat. Diesen Schwierigkeiten war nicht abzuhelfen, allerdings wurden sie auch nicht verringert durch die ausgesprochene Vorliebe der Staatsanwaltschaft für prominente Zeugen, die möglichst bereits in Büchern ihre Erfahrungen niedergelegt hatten und nun »bezeugten«, was gedruckt vorlag, oder wiederholten, was sie unzählige Male öffentlich vorgetragen hatten. In einem ersten, bald wieder aufgegebenen Bemühen um chronologische Reihenfolge wurde mit der Vernehmung von acht Zeugen aus Deutschland begonnen, die alle sehr sachlich waren, aber nicht zu den »Überlebenden« zählten; es handelte sich um ehemalige hohe jüdische Funktionäre, die jetzt im öffentlichen Leben Israels eine Rolle spielten, und sie hatten alle Deutschland vor Ausbruch des Krieges verlassen. Ihnen folgten fünf Zeugen aus Prag und dann ein einziger Zeuge aus Österreich, dem Land, für welches der Ankläger die wertvollen Berichte beigebracht hatte, die der inzwischen verstorbene Dr. Löwenherz während des Krieges und unmittelbar nach Kriegsende geschrieben hatte. Je ein Zeuge erschien für Frankreich, Holland, Dänemark, Norwegen, Luxemburg, Italien, Griechenland und Sowjetrußland; zwei für Jugoslawien, je drei für Rumänien und die Slowakei und dreizehn für Ungarn. Die große Masse der Zeugen jedoch, 53 Menschen, stammte aus Polen und Litauen, wofür Eichmann nicht zuständig und wo seine Machtbefugnisse gleich Null gewesen waren. (Belgien und Bulgarien waren die einzigen Länder, über die keine Zeugen vernommen wurden.) Dies waren alles »Hintergrundzeugen«, ebenso wie die 16 Männer und Frauen, die dem Gericht über Auschwitz (zehn), Treblinka (vier), über Kulmhof (Chelmno) und Maidanek berichteten. Anders stand es mit Theresienstadt, dem »Altersgetto« auf Reichsgebiet, dem einzigen Lager, in dem Eichmanns Macht tatsächlich groß gewesen war; für Theresienstadt gab es vier Zeugen und für das Austauschlager Bergen-Belsen einen.
    Am Ende dieses Zeugenaufmarsches hatte sich »das Recht der Zeugen, nicht zur Sache zu sprechen«, wie Yad Washem dies in seinem Bulletin zusammenfassend charakterisierte, so gründlich durchgesetzt, daß Herrn Hausners Bitte an den Gerichtshof während der 73. Sitzung, »sein Bild vervollständigen« zu dürfen, eine reine Formalität war – Richter Landau, der rund 50 Sitzungen früher so intensiv gegen dieses »Bildermalen« protestiert hatte, gab sogleich seine Zustimmung zur Vernehmung des letzten Zeugen, eines ehemaligen Mitglieds der Jüdischen Brigade, der Kampftruppe der palästinensischen Juden, die während des Krieges der Achten Britischen Armee angegliedert gewesen war. Herr Aharon Hoter-Yishai, jetzt ein israelischer Rechtsanwalt, war seinerzeit von Alffya Beth, der für die illegale Einwanderung nach Palästina zuständigen Organisation, mit der Koordinierung aller Suchaktionen nach jüdischen Überlebenden in Europa betraut gewesen. Die überlebenden Juden waren verstreut unter rund acht Millionen »displaced persons« aus ganz Europa, einer umhergetriebenen Masse Mensch, die die Alliierten so schnell wie irgend möglich zu repatriieren suchten. Es bestand die Gefahr, daß auch die Juden in ihre früheren Heimatländer zurückgebracht würden. Herr Hoter-Yishai berichtete, wie er und seine Kameraden begrüßt wurden, wenn sie sich als Mitglieder der »kämpfenden jüdischen Nation« vorstellten, und wie es »genügte, den Davidstern mit Tinte auf ein Laken zu zeichnen und dieses an einen Besenstil zuheften«, um diese halbverhungerten Menschen aus ihrer gefährlichen Apathie aufzurütteln. Er berichtete auch, wie einige von ihren »aus den D.P.-Lagern nach Hause gewandert« seien, nur um in ein anderes Lager zurückzukehren, denn das »Zuhause« konnte zum Beispiel eine kleine polnische Stadt sein, in der von 6000 früheren jüdischen Einwohnern fünfzehn am Leben geblieben waren und wo dann vier von diesen Überlebenden bei ihrer Rückkehr von den Polen ermordet wurden. Er beschrieb schließlich, wie er und die anderen versucht hatten, den Repatriierungsbemühungen der Alliierten zuvorzukommen, und wie sie so oft zu spät kamen: »In Theresienstadt gab es 32 000 Überlebende; als wir ein paar Wochen später dort ankamen, fanden wir nur noch 4000, ungefähr 28 000 waren in ihre Heimat zurückgegangen oder zurückgeschickt worden. Die 4000, die wir dort fanden – von denen kehrte natürlich nicht einer in sein Ursprungsland zurück, ihnen konnten wir den

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