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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Mielke sich durch die Hamburger Innenstadt gequält, Rushhour, Stop-and-go und vorwärtskommen nur im Schneckentempo. Jetzt parkt der Oberkommissar den Dienstwagen, heftig gereizt, ein Stück entfernt von der Vorstadtvilla der Drenkhahns im Klein Flottbeker Weg. Swensen nimmt die kurze Strecke bis zum Grundstück mit ausladenden Schritten, Mielke eilt mürrisch hinterher. Die Fensterfront über den Rhododendronbüschen ist hell erleuchtet. Die beiden Beamten gehen durch den Vorgarten und der Hauptkommissar drückt entschlossen die Türglocke. Ein sanfter Doppelton erklingt. Schritte kommen näher, die Tür öffnet sich und eine Kette spannt. Ein rundliches Frauengesicht mit blassem Teint und kurz geschnittenen braunen Haaren lugt aus der kleinen Öffnung.
    »Sind Sie Hedwig Drenkhahn?«
    »Ja, was wollen Sie?«
    »Wir sind von der Kriminalpolizei in Husum«, sagt Swensen und hält den Ausweis in Gesichtshöhe vor den Türspalt, »und möchten dringend mit Ihrem Mann sprechen.«
    »Da müssen Sie sich im Betrieb meines Mannes erkundigen, wo Sie ihn im Moment erreichen können. Mein Mann ist seit zwei Tagen auf einer Geschäftsreise in Schleswig-Holstein. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann er zurück sein wird.«
    »Sind Sie ganz sicher, Frau Drenkhahn?«, fragt Swensen. »Wir kommen gerade aus der Hauptzentrale. Dort versicherte man uns, Ihr Mann hätte eine Woche Urlaub genommen.«
    »Nein! Mein Mann ist auf Geschäftsreise!«, platzt es aus der Frau heraus. In ihrer Stimme schwingt ein hysterischer Unterton mit. »Ich bin seine Ehefrau, ich muss es doch wissen.«
    »Wir haben schon versucht Ihren Mann über Handy zu erreichen«, klinkt sich Stephan Mielke ein. »Es ist aber anscheinend abgeschaltet.«
    »Können wir einen Blick in das Arbeitszimmer Ihres Mannes werfen, Frau Drenkhahn?«, fragt Swensen.
    »In das Arbeitszimmer? Was wollen Sie dort?« Die Stimme der Frau hat panische Züge angenommen.
    »Es geht um wichtige DVDs«, redet Swensen mit beruhigender Stimme weiter. »DVDs, die dringend in seiner Firma benötigt werden und die Ihr Mann vermutlich aus Versehen mitgenommen hat.«
    Der Hauptkommissar nimmt wahr, wie die Frau ihn Hilfe suchend anblickt, ihre Stirn in Falten legt, um dann zögerlich die Türkette zu lösen.
    »Sie müssen aber bitte sehr leise sein, das Baby schläft im Nebenraum«, sagt sie eindringlich, führt die Beamten durch den Vorraum und über einen Flur zu einer Tür. Der Raum dahinter macht einen überaus peniblen Eindruck, jeder Gegenstand scheint einen festen Platz zu haben und auf den ersten Blick kann Swensen nichts Verdächtiges ausmachen.
    »Würden Sie bitte kurz die Schubladen vom Schreibtisch aufziehen und nachschauen, ob dort DVDs zu finden sind«, bittet Swensen.
    Die Frau zieht die Schubladen auf und der Hauptkommissar sieht ihr über die Schulter. Keine DVDs.
    Ob die Oberen Drenkhahn gewarnt haben?, fragt Swensen sich. Vielleicht ist der gerade mit den DVDs verschwunden, damit der Vorstand Zeit gewinnen kann.
    Der Hauptkommissar hat aber Zweifel an seinen Überlegungen. Für ihn macht die Ehefrau nicht den Eindruck, als würde sie über solche schauspielerischen Fähigkeiten verfügen. Er nickt dem Kollegen Mielke zu und gibt ihm wortlos zu verstehen, dass hier offensichtlich nichts zu finden ist.
    »Danke für die Hilfe, Frau Drenkhahn«, sagt er. »Wir werden Sie nicht länger stören.
    Sichtlich erleichtert bringt die Frau die Beamten bis zur Tür und kurze Zeit später startet Mielke mit den Worten »Das war wohl ’ne Sache mit X« den Dienstwagen. Kurz vor der Autobahnauffahrt Othmarschen klingelt Swensens Handy im Mantel auf dem Rücksitz. Mielke drückt aufs Gas und rast in Richtung Husum, Swensen schnallt sich ab und fingert verdreht das Gerät aus der Innentasche.
    »Jan? Ich bin’s, Silvia«, meldet sich die Stimme der Kollegin. »Du hast mir doch erzählt, dass diese Lisa B. aus der Zeitung in Wirklichkeit Lisa Blau heißt, oder?«
    »Stimmt! Aber warum willst du das wissen?«
    »Ich hab mich gerade durch den Wust von DVDs gearbeitet, auf denen die Telefongespräche der Journalistin von der Husumer Rundschau aufgezeichnet wurden. Da sind etliche dabei, die speziell mit Lisa Blau beschriftet wurden und es scheint so, als wären alle Gespräche mit ihr kontinuierlich dokumentiert worden. Das fand ich ziemlich merkwürdig, als wäre Rösener speziell auf diese Frau angesetzt worden. Deswegen wollte ich dir das gleich mitteilen, immerhin gibt es bei der Frau einen

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