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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Gewaltfantasien gegen seine Stiefmutter, müssen sich in einem spontanen Ausbruch gegen Marion Döscher entladen haben. Es kann sein, dass dieser Mord seine Fantasie sehr lange Zeit beschäftigt hat, ihn sozusagen im Bann hielt, weil er die Bilder der Tat immer wieder durchleben konnte. Vielleicht ist das der Grund, warum mehrere Jahre vergingen, bevor sich der Drang, erneut zu töten, wieder in ihm gemeldet hat.«
    »Aber auch die Morde in diesem Jahr hatten keine klare Handschrift, oder?«, unterbricht Colditz. »Das erste Opfer wurde in der Witzworter Kirche ermordet und war eine Schülerin. Dann verschleppte Drenkhahn Frauen aus Supermärkten, tötete sie und legte sie in Kirchen ab. Erst da taucht plötzlich ein ähnlicher Frauentyp auf. Alle wollten auf ihrem Arbeitsplatz einen Betriebsrat gründen. Wie passt das bloß alles zusammen?«
    »Helene erklärte mir das so, dass ein Serientäter erst im Laufe der Zeit zu einer unverwechselbaren Handschrift findet. Er lernt sozusagen von Mord zu Mord, wie er eigentlich morden möchte. Bei den Frauen, die einen Betriebsrat einführen wollten, gibt es für mich nur die Erklärung, dass Drenkhahn erst unmittelbar nach dem Mord in Witzwort an der Überwachungsaktion der Libo-Mitarbeiterinnen beteiligt wurde. Er hat wahrscheinlich den Kontakt zu diesem Rösener gehalten, kannte also den gesamten Inhalt der DVDs und muss so auf die Frauen aufmerksam geworden sein. Wahrscheinlich hat er sogar die Überwachung von Maria Teske eigenständig in Auftrag gegeben, um an Lisa Blau heranzukommen?«
    »Aber warum hat er gerade die drei Frauen aus den Supermärkten ermordet?«
    »Letztendlich hat er sich zu der Ermordung der Frauen nicht geäußert, wir können also nur spekulieren. Vielleicht, weil es alles dominante Frauen waren, die sich am Arbeitsplatz nichts gefallen ließen. Vielleicht haben sie ihn auch nur an seine Stiefmutter erinnert. Eindeutig ist, Drenkhahn wollte sie beherrschen. Im Verhör sagte er wortwörtlich: Ich wollte Macht haben. Nach einem Mord fühlte ich mich immer wie vogelfrei. ›Eine Frau zu quälen, ist wie ein wahnsinniger Kick, ihr Todesangst zu machen, sie mit dem Messer zu schlitzen, das letzte Mal zuzustechen. Ich habe gefühlt, wie das Herz aufgehört hat zu schlagen, ein unbeschreiblicher Moment, wenn sie noch Urin lässt, kristallklaren Urin!‹«
     
    »Wir haben die vermissten DVDs gefunden«, ruft Hollmann und lehnt sich aus dem geöffneten Fenster des Hauses. »In diesem Raum stehen mehrere Blechschränke, zwei sind von unten bis oben mit DVDs gefüllt.«
    Swensen und Colditz eilen zu ihm ans Fenster.
    »Sind sie beschriftet, die DVDs?«, fragt Swensen schon von Weitem.
    »Ja, mit schwarzem Filzer, Röseners Handschrift. Da stehen meistens Ortschaften drauf, Friedrichstadt, St. Peter Ording, Husum und andere, jeweils mit Datum.«
    »Dieselben, die wir bei Rösener gefunden haben. Dann ist es jetzt sicher, Drenkhahn war wirklich der Verbindungsmann für Rösener. Ich glaube aber nicht, dass dieser Kreienbaum davon keine Ahnung hatte.«
    »Das ist zwar eine andere Geschichte«, bestätigt Colditz, »aber für Libo wird die Sache bestimmt noch ein Nachspiel haben.«
    »Wie seid ihr eigentlich auf dieses Haus hier gekommen?«, fragt Hollmann. »Das Teil liegt doch so weit vom Schuss, das ist normal kaum zu finden.«
    »Nachdem wir wussten, dass unser Serientäter der ehemalige Pastorensohn aus Oldenswort ist, war es nicht schwer, das herauszukriegen. Seine leibliche Mutter hatte noch zu Lebzeiten ein Testament bei einem Notar hinterlegt, in dem sie ihm dieses Ferienhäuschen vererbte. Peter Schnoor hat dann mit 18 Jahren ganz normal das Erbe angetreten. Das Haus ist bis heute immer noch unter seinem Namen auf dem Grundstücksamt eingetragen. Im Einwohnermeldeamt war er natürlich unter dem Namen Drenkhahn gemeldet, geborener Schnoor.«
    »Im Grunde lebte der Täter wirklich im Norden von Eiderstedt, jedenfalls immer dann, wenn er gemordet hat«, stellt Hollmann fest.
    »Unsere Profilerin lag völlig richtig«, bestätigt Colditz. »Der Mann war während der Fahndung häufig direkt vor unserer Nase.«
    »Aber gleichzeitig war er eben nicht hier«, ergänzt Swensen.
    »Ich hab da übrigens noch etwas Bemerkenswertes entdeckt, in diesen Schränken«, sagt Hollmann. »Einen Handwerkskasten mit einem Schlüsselkopier-System. Damit kann man ohne Probleme Schlüssel nachmachen.«
    Kirchenschlüssel, schießt es Swensen durch den Kopf. »Hast du auch

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