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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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diskutiert wird, weil die Nachbarschaft und deren Meinung wichtiger ist als die Klärung solcher Dinge.«
    »Wer hat diesen Vater angezeigt?«
    »Betty selbst. Sie hat gesagt, sie hält das nicht mehr durch, sie stirbt dran, sie bringt sich um. Sie ist zur Staatsanwaltschaft nach Wittlich und hat Anzeige erstattet. Die wollten die Anzeige erst nicht entgegennehmen, weil sie Betty nicht glaubten oder für verrückt hielten. Aber sie bestand drauf. Der Vater stritt natürlich alles ab. Jedenfalls in der ersten Zeit. Später stellte er sich auf den Standpunkt, daß seine Tochter schließlich volljährig wäre und sich frei entschieden hätte. Da könnte ihm keiner reinreden. Na ja, er wurde jedenfalls verurteilt. Ich weiß noch, daß ich Betty gefragt habe, wie sie es eigentlich geschafft hätte, das Gerichtsverfahren zu ertragen. Sie meinte damals: Ich habe jetzt Ole, und Ole hat gesagt, ich muß da durch, sonst kriege ich nie meine Ruhe. Als sie mit Ole zusammen war, krempelte der ihr ganzes Leben um. Sie war ... man sagt, sie war im siebten Himmel.«
    »Das ist schon ein paar Jahre her«, warf ich ein, um die Geschichte zeitlich einordnen zu können.
    »Richtig«, sagte sie.
    »Seit wann spielten Drogen eine Rolle?« fragte Dinah.
    »Von Anfang an, das weiß ich sicher. Ole qualmte Hasch und schmiß auch schon mal LSD und sowas. Das tat Betty dann auch und behauptete, sie würde das alles spielend beherrschen. Ole war schon arbeitslos gemeldet, hatte schon schweren Stunk mit dem Vater, weil er den Hof nicht machen wollte. Ja, Drogen waren schon immer im Spiel. Aber sie haben noch nicht damit gehandelt, das kam später, also erst in den letzten zwei, drei Jahren. Eins ist jedenfalls klar: es war für beide die große Liebe.«
    »Woher willst du denn das wissen?« fragte ihr Mann aggressiv.
    »Es wird viel geredet, wenn die Haare lang sind«, entgegnete die Prümmer. »Klar, Betty war kein Kind von Traurigkeit, sie hatte mit vielen Männern was gehabt, aber das hörte so ziemlich auf, als Ole da war.«
    »Was heißt denn so ziemlich?« hakte ich nach.
    »Das ist die Frage«, nickte sie. »Ich denke mal ... nein, ich will das anders erklären. Da gab es zum Beispiel einen Jungen namens Mario. Der war noch unschuldig, ich meine, er hatte noch nie mit einer Frau geschlafen.
    Also ist Betty hingegangen und hat ihm gezeigt, wie das geht. Ich habe ihr gesagt: Bist du wahnsinnig?, aber sie hat nur geantwortet: Du lieber Gott, was ist schon dabei, mir geht doch nichts verloren!«
    »Hatte sie auch was mit diesem Holländer?«
    »Das weiß ich nicht genau. Manchmal konnte man meinen, ja, manchmal wieder nicht. Erzählt hat sie davon nichts.«
    »Können Sie sich an ihren letzten Satz erinnern, den sie zu Ihnen sprach?«
    Gerlinde Prümmer nickte: »Oh ja. Das muß rund zwei Monate vor Weihnachten gewesen sein, Ende Oktober oder so. Da sagte sie: Wir können ganz ruhig in die Zukunft sehen, wenn ich es schaffe, Ole von dem Scheiß abzubringen. Dann setzte sie noch hinzu: Der macht so eine Art Selbstmord.« Sie strich sich ein paar Haare aus der Stirn. »Ich konnte damit gar nichts anfangen. Also fragte ich: Was soll das denn? Und sie sagte nur: Ach, das erzähle ich dir später, wenn alles vorbei ist.«
    Ihr Mund begann zu zucken, dann weinte sie. »Jetzt ist später, und sie ist tot, verdammte Scheiße.«
    Dinah nickte. »Eine entscheidende Frage, Frau Prümmer: hat Ole je erfahren, daß Betty auch mal mit anderen Männern schlief, zum Beispiel mit dem Mario?«
    »Das weiß ich nicht genau. Jedenfalls stand für Ole fest, daß sie mit dem Holländer schlief. Ole war nämlich auch vor Weihnachten hier, um sich die Haare schneiden zu lassen. Und bei der Gelegenheit sagte er, er könne Betty manchmal nicht verstehen, jedenfalls nicht bei einem so alten und faltigen Knacker wie dem Holländer. Ich denke, das ist doch eindeutig, oder?«
    »Das ist eindeutig«, bestätigte ich.
    »Außerdem sagte er noch«, fuhr sie fort, »daß er sich mit diesem Holländer etwas überlegen müsse.«
    »Aber er sagte nicht, was?« fragte Dinah.
    »Nein, das nicht.«
    »Von wem kauften die beiden welchen Stoff?«
    »Ich weiß nur, daß sie einen Lieferanten für alles hatten. Den trafen sie irgendwo, dann kam der Deal Stoff gegen Bares, und das war es dann. Zuletzt, da bin ich sicher, waren es Leute aus Köln.«
    »Hat Betty Namen erwähnt?«
    »Nur einmal sprach sie von einem Typen vom Eigelstein, das ist wohl die Puffgegend in Köln. Sie nannte ihn

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