Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
wirkte verunsichert. »Wann war denn das?«
    »Das spielt doch keine Rolle. Zu dem Treffen ist es nicht mehr gekommen. Ich möchte Sie um eine Antwort auf die Frage bitten, welche Rolle Jörn van Straaten im Leben von Ole und Betty spielte.«
    »Das Schwein, der Holländer«, sagte er leise. »Tatsache ist ja wohl, daß diese angebliche Freundin meines Sohnes mit dem Holländer ins Bett ging. Wann sie wollte, wann er wollte. Ich habe sie zehn Meter entfernt von der Scheune im Gras liegen sehen. Splitternackt. Ich habe Ole gewarnt: Junge, du machst dich unglücklich, du rennst mitten rein in dein Verderben. Schieß die Frau ab, schieß sie um Gottes willen ab. Aber ... na ja, ich weiß: Er war ihr total hörig.«
    »Was heißt das?« fragte Dinah sanft.
    »Was das heißt? Na, hören Sie mal: das heißt, sie trieb es mit jedem. Hauptsache Schwanz. Sie war durch und durch verdorben.« Er wurde jetzt lauter, seine Handbewegungen wurden heftiger und schlagender. »Glauben Sie vielleicht, mein Sohn hätte jemals mit Drogen was zu tun gekriegt, wenn diese Frau nicht gewesen wäre? Niemals hatte der was mit Drogen. All diese furchtbare Scheiße, diese Sittenlosigkeit, das fing doch erst an, als diese Hure hier bei ihm einzog.« In seinem linken Mundwinkel erschien ein Tröpfchen Schaum. Mehren stand auf und begann, vor den Fenstern hin und herzulaufen. »Diese Frau war ... sie war eine Sau, sie machte es mit jedem. Sie ist die Person, die meinen Sohn dazu brachte, sein Erbe abzulehnen.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach ich. »Das hatte er doch schon abgelehnt, als er mit Betty noch gar zusammen war.«
    Öles Vater starrte mich an, und er war in dem Augenblick weiß vor Zorn. »Was wissen Sie denn schon von uns? Gar nichts wissen Sie, alles nur Klugscheißerei. Dieses Weib hat ihn fertiggemacht. Er hatte doch keinen eigenen Willen mehr, er war vollkommen abhängig.« Jetzt schrie er. »Sie ließ die Titten raushängen, und er zitterte. So war es. Sie war ein Schwein. Oh, mein Gott, war die ein Schwein!« Er hatte nun in beiden Mundwinkeln Schaum, und es schien so, als habe er uns vergessen. »Von Anfang an hat sie Ole betrogen, richtig betrogen. Und der Junge war so naiv, das gar nicht zu merken ...«
    Ich unterbrach ihn schnell, ich wollte etwas klären, ehe er vollkommen ausflippte. »Der Herr Kremers von der Kripo war doch auch mal hier auf dem Hof. Was wollte der denn?«
    Mehren bekam vor Erstaunen große runde Augen und hielt einen Moment inne. »Das ist mal ein netter Mann, der kann mich verstehen. Der hat mir gesagt, Herr Mehren, diese Frau war der Untergang für Ihren Sohn. Wie die schon hier herumlief. Wackelte nur mit dem Arsch. War doch wie eine Einladung für alle. Jeder durfte mal drüber. Und Ole begriff das alles nicht, mein Junge war viel zu gut für diese Welt. Der liebe Gott im Himmel weiß, daß mein Junge für diese Welt zu gut war.« Er war schneeweiß, Schweiß lief ihm in die Augen, er zitterte stark; ein paarmal knickten seine Beine weg, und er hielt sich lächerlicherweise am Vorhang vor dem rechten Fenster fest. Die Vorhangstange fiel von oben herab, und Mehren wischte sie beiseite wie eine lästige Fliege.
    Dinah riskierte erneut Einspruch. »Aber Sie haben ihm doch das Gymnasium verboten, und Sie haben zugelassen, daß er sich die Scheune ausbaute.«
    »Ja und? Er war doch völlig verrückt nach dieser Hure. Ich habe unseren Pfarrer gebeten, Ole ins Gewissen zu reden. Half alles nichts. Den Sex hat sie ihm gebracht und die Drogen. Und dafür ist er dann gestorben. Ich ... ich weiß nicht, was ich tue ...» Er ging plötzlich in die Hocke, als habe er Furcht umzufallen.
    Ich mußte ihn stoppen: »Sie sollten sich nicht so ereifern, Herr Mehren. Und Sie sollten nicht so tun, als sei Ole die Unschuld in Person gewesen. Das wäre Ole gar nicht recht. Außerdem gibt es eine Menge Leute im Dorf, die behaupten, Sie hätten auch mal mit Betty im Heu gelegen. Nur hatte Betty sehr viele Gründe, Sie gar nicht zu mögen.« Ich stand auf, Dinah ebenfalls, und ich ging hinter ihr her zur Tür. »Habe die Ehre«, verabschiedete ich mich in sein vollkommen entsetztes Gesicht. Die Wut in meinem Bauch war wie ein heißer kleiner Ball.
    Auf dem Hof meinte Dinah: »Er versucht, seine Welt schönzureden.«
    »Er ist aber erwachsen«, entgegnete ich wütend. »Und Erwachsene sollten genauer hinsehen. Trauer hin, Trauer her, er hat seinen Sohn und dessen Freundin aus seinem Leben ausgegrenzt, er hat sie brutal aus

Weitere Kostenlose Bücher