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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er zu schreien.
    »Ja, sie hat«, unterbrach ich ihn scharf, »kein Zweifel. Aber sie hatte Gründe.«
    »Aha! Und welche?« fragte er höhnisch.
    »Das wissen wir noch nicht«, gab ich zu. Wie hatte Dinah es ausgedrückt: Betty betrog Ole, weil sie ihre Liebe zu ihm retten wollte. Plötzlich begriff ich, was sie gemeint haben könnte. »Gut, er hat dir also das Gewehr geklaut, weil er jemanden töten wollte. Hatte er Munition?«
    »Satt«, stöhnte Mehren. »Ich habe ... ich habe nach dem Brand in der Scheune gesucht. Aber nichts gefunden. Und die Kripo kann auch nichts gefunden haben, weil sie sonst nachgefragt hätte. Das Ding ist einfach weg.« Er wurde zunehmend blasser, während er da hockte und auf die Nachgeburt wartete.
    »Ich gehe mal pinkeln«, verkündete ich.
    »Warum gehst du dazu aus dem Stall raus?« fragte er.
    »Weil ich allein pinkeln will«, sagte ich.
    Ich lief über den Hof in das Wohnhaus und gleich in das Wohnzimmer. Dort nahm ich das Telefon, rief den Arzt Peuster an und bat ihn, sofort zu kommen. Dann ging ich zurück. Mehren saß unverändert in dem Strohhaufen. Sein Gesicht hatte jede Farbe verloren, die Ringe unter seinen Augen waren fast schwarz und wirkten bedrohlich.
    »Gab es denn einen Zeitplan? Wann sollte Ole Betty liefern?«
    »Das war noch nicht festgemacht. Kremers sagte, er wolle sich nach den Umständen richten.«
    »Und du hast nicht gewußt, daß Ole nach Kanada wollte?«
    Der Bauer schüttelte betrübt den Kopf. »Ich habe das erst in der Brandnacht erfahren.«
    »Wo hatte er wohl gebucht?«
    »Ich nehme mal an, in Daun. Aber das ist doch auch egal.«
    Ein Auto fuhr draußen vor, und nach wenigen Sekunden kam Peuster mit seiner Bereitschaftstasche herein. »Morgen«, sagte er munter. Er stellte die Tasche neben Mehren, kramte darin.
    »Mal den Pullover ausziehen«, befahl er und schwenkte die Manschette des Blutdruckmeßgeräts.
    Mehren wehrte sich nicht. »Was soll das?« fragte er erleichtert, wartete aber nicht, daß jemand antwortete. »Mir tut es da links weh. In den Arm rein. Und in der Brust.«
    »Das haben wir gleich«, murmelte Peuster.
    »Ich muß heim«, sagte ich und ging.

ACHTES KAPITEL
    Ich kam in den Flur meines kleinen Hauses, und dort wartete Dinah. »Gott sei Dank. Ich hatte ein mieses Gefühl, daß er dich verprügelt.«
    »Die Zeiten sind vorbei«, murmelte ich. »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen. Frühstückst du mit?«
    »Na sicher. Gibt's was Neues?«
    »Ja. Wir fahren gleich zur Staatsanwaltschaft nach Trier«, berichtete sie. »Rodenstock hat mit ihnen gesprochen, sie möchten aber nicht alles am Telefon erzählen.«
    Rodenstock erschien und fragte, ob wir im Besitz einer Kopfschmerztablette seien. Ich ging in die Küche und gab ihm zwei. Er hatte den Tisch gedeckt, Kaffee gekocht, Brot geschnitten. Nachdem er die Pillen geschluckt hatte, sagte er: »Wir haben seit Tagen etwas übersehen. Wir fragen uns dauernd, warum Kremers allen Leuten versprochen hat, die Strafe milde ausfallen zu lassen, wenn sie ihr Wissen preisgeben und andere ausliefern. Aber er versprach es allen, die irgendwie an dem Fall beteiligt sind. Da liegt der Hase im Pfeffer.«
    »Das verstehe ich nicht«, gestand Dinah.
    »Ganz einfach«, erklärte er. »Da Kremers alle Beteiligten und ihre Rollen in dem Spielchen kennt, brauchte er eigentlich überhaupt keinen Kronzeugen. Ist das klar? Er konnte alle hops gehen lassen, er wußte genau, was sie getan hatten.«
    »Stimmt«, murmelte Dinah. »Das ist gut, das ist sogar sehr gut.«
    »Wenn es Kremers war, der das Kokain an die Badewanne von Melanie heftete, dann müßte er logischerweise auch Marios Elternhaus ausgestattet haben, oder? Der Junge weiß viel, viel zuviel.«
    »Und wie!« sagte ich. »Wir sollten nach Niederstadtfeld und das prüfen.«
    »Weiter: Woher stammt das Kokain? Aus Asservaten der Staatsanwaltschaft? Das wäre zu riskant gewesen. Also woher hat er es? Unklar ist auch, wer nun den Markt von Ole und Betty erben sollte. Wer ist jetzt der hiesige Hauptdealer? Vielleicht sollten wir mal mit den Bildern des Detektivs Mario besuchen, vielleicht erkennt er jemanden.«
    »Du bist ekelhaft berufstätig«, sagte ich.
    »Er ist gut«, widersprach Dinah. »Wie weit ist denn die Mordkommission?« fragte Dinah.
    »Das kann nicht berauschend sein«, murmelte er. »Die Kommission ist wohl ein Flop.«
    »Warum denn das?« fragte Dinah.
    »Sie sind noch nicht einmal auf Dieter Kremers gestoßen«, sagte er düster. »Wir müssen

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