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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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akzeptieren. Sie fragt nicht weiter, sondern plaudert munter über ihre Kurse und die lieben Nachbarn.
    Als wir das Café verlassen, nimmt mir meine Mutter alle Tüten, die ich für sie getragen habe, ab. Ich stehe mit leeren Händen da, und sie haucht mir einen eleganten, angedeuteten Kuss auf die Wange. »Vielen Dank für deine Hilfe. Aber jetzt bin ich noch verabredet.«
    Mit wem, verdammt noch mal? Mit wem denn nur? Aber sie lässt mich einfach stehen, und ich frage mich ernsthaft, warum ich ihr gegenüber überhaupt immer so ein schlechtes Gewissen habe.

    E s ist so weit. Der Tag aller Tage. Juchhu! Heute werde ich Rafael treffen. Ich habe meinen Friseurtermin extra so gelegt, dass ich noch halbwegs frisch geföhnt bei ihm auftauchen werde. Das neue schwarze Boss -Kleid kombiniere ich mit blickdichten Strümpfen, es ist ja immerhin vorgeblich ein Geschäftstermin. Da sollte man jede Transparenz vermeiden  – zumindest bei der Bekleidung.
    Ich habe in einer der Zeitschriften gelesen, man solle dem Friseur gleich das wahre Ich, also die Alltagsgarderobe zeigen, damit er einen passenden Schnitt finden kann. Ich will aber einen Schnitt, der mein zukünftiges Ich unterstreicht: selbstbewusst, attraktiv und so ehrlich, wie es die guten Manieren erlauben. Und mein zukünftiges Ich kommt in
dem Kleid, den hohen Pumps, die ich mit Tonis Hilfe ausgewählt habe, und einem kussfesten Lippenstift im angesagten Nude-Ton hervorragend zur Geltung. Wenn man nur lange genug wie ein bestimmter Mensch auftritt, wird man zu diesem Menschen – Kleider machen Leute. Das Kleid überspielt die letzten überflüssigen Pfunde aus der harten Phase des Nichtraucherwerdens. In dieser grausamen Zeit habe ich es nicht über mich gebracht, an Wasserflaschen zu nuckeln und Karottensticks in fettfreien Quark zu dippen. Ich habe mich stattdessen mit Schokoküssen und Cheddar-Cheese-Kräckern getröstet.

    D ie Friseurin jagt mir erst mal einen Schreck ein. Schwarzer Hosenanzug. Braunes, langes Haar. Ein gerader Pony, der die aquamarinfarbenen Augen betont. Dezentes Make-up. Kein Wunder, dass die Frauen nicht mehr Friseusen heißen wollen, sondern Friseurinnen. Die sieht ja aus, als wäre sie die Vogue -Chefin höchstpersönlich. Bei meinem Alltags-Friseur, wo das Nachschneiden mit Selber-Föhnen gerade mal zehn Euro kostet, tragen die Mädels immer noch schwarz gefärbtes, asymmetrisch geschnittenes Haar mit einer überlangen, granatroten Strähne in der Ponypartie.
    Â»Huch, was ist das denn?«, fragt mich das Friseurinnenwunder, als sie mit beiden Händen durch mein Haar fährt, »benutzen Sie denn gar keine Spülung oder Kuren?«
    Ich sage mir, dass schöne Frauen mir keine Angst mehr machen müssen. Schließlich werde ich selbst bald eine von ihnen sein.

    Dennoch ist es mir sehr, sehr unangenehm, gestehen zu müssen: »Na ja, ich habe in einem Forum gelesen, dass die ganzen Silikone in den Spülungen langfristig die Haare kaputt machen. Deswegen nehme ich jetzt für die Haare nur noch Naturkosmetik.«
    Sie lacht, nicht mal spöttisch, sondern einfach nur herzlich amüsiert.
    Super, da habe ich nun, ach, gelesen, recherchiert, geplant  – und hier steh ich nun, ich armer, entzückender Dorftrottel. Eigentlich sitze ich eher, und zwar auf dem Stuhl einer Magazinchefin, die sich als Friseuse – pardon, Friseurin – tarnt.
    Â»Was für ein Unsinn. Es gibt doch ganz verschiedene Silikone. Ich zeige Ihnen nachher mal ein paar Produkte. Und was haben Sie sich vorgestellt?«
    Â»Ich dachte, das sagen Sie mir«, gestehe ich kleinlaut.
    Sie lacht wieder. Dann ergreift sie mein Handgelenk. »Das ist ein warmer Farbton.«
    Das weiß ich doch schon, Frühlingstyp eben. Wir sehen uns im Spiegel an. Es ist erschütternd, ihren perfekt gepflegten Schopf neben meinen roten Zotteln zu sehen. Ich lausche andächtig ihrem perfekten Plan, der bei goldenen Strähnen beginnt und leicht gestuften Enden noch lange nicht aufhört. Mir ist jetzt alles egal. Ich bin völlig einverstanden. Nur eine Bitte habe ich noch: »Oh, und können Sie dafür sorgen, dass es glatt aussieht?«
    Jetzt grinst sie übers ganze Gesicht. »Waren Sie überhaupt schon mal beim Friseur?«
    Ich stelle keine Fragen mehr. Nach zwei Stunden – Kopfhautmassage, Alufolie ins Haar, Schneiden – ist es fast

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