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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Hoover. Abgesehen davon, daß Mr. Hoover über
    Bobbys Pläne, Joe Valachi ins Fernsehen zu bringen, hoch
    verärgert ist. Er macht sich ernsthaft Sorgen, daß Valachis
    Enthül ungen sein Prestige beschädigen und al das zerstören
    könnten, was Sie und Ihre Freunde in jahrelanger Arbeit
    aufgebaut haben.«
    Carlos errichtete einen kleinen Banknotenwolkenkratzer.
    Die Bündel türmten sich auf seiner Schreibunterlage.
    Littell warf sie um. »Ich glaube, Mr. Hoover will, daß es
    geschieht. Ich glaube, er rechnet damit.«
    »Wir haben alle daran gedacht. Wo immer ein paar Kerle
    den Kopf zusammenstecken, kommt einer darauf zu sprechen.«
    »Es ist machbar. Und zwar so, daß wir mit sauberen
    Händen dastehen.«
    »Das heißt …«
    »Das heißt, daß die Tat derart kühn und ungeheuerlich
    ist, daß wir wahrscheinlich nie verdächtigt werden. Das heißt,
    daß selbst im Fal des Fal es die Mächtigen begreifen werden,
    daß sie niemals schlüssige Beweise finden werden. Das heißt,
    daß die Leute den Mann so in Erinnerung behalten werden,
    wie er niemals war. Das heißt, daß wir ihnen eine Erklärung
    bieten, die die Mächtigen der Wahrheit vorziehen werden,
    obschon sie’s besser wissen.«
    »Tun Sie es«, sagte Marcello. »Sorgen Sie dafür, daß es
    passiert.«
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    (Sun Valley, 18. 9. 63)
    Das Erschießungskommando teilte die Unterkunft mit Alliga-
    toren und Sandflöhen. Kemper nannte das Gelände »Hoffas
    verlorenes Paradies«. Flash baute Zielscheiben auf. Laurent
    stemmte Baumstrünke. Juan Canestel war fahnenflüchtig
    – er hätte um 8 Uhr zu Schießübungen antreten müssen.
    Niemand hatte ihn abfahren hören. Juan neigte seit neu-
    estem zu eigenartigen Ausflügen.
    Kemper beobachtete Laurent Guéry beim Training. Der
    Mann konnte dreihundert Pfund stemmen, ohne einen ein-
    zigen Tropfen Schweiß zu vergießen.
    Über die Hauptstraße wirbelte Staub. Teamster Boulevard
    war zum Schießstand geworden.
    Flash hatte das Transistorradio angedreht. Schlechte Nach-
    richten knatterten aus dem Äther.
    Keine Festnahmen im Zusammenhang mit dem Brandan-
    schlag auf die Kirche in Birmingham. Die Sitzungen des neu
    konstituierten McClellan-Ausschusses sollten im Fernsehen
    übertragen werden.
    Bei Lake Weir war eine Frau, mit einer Rolladenschnur
    erdrosselt, gefunden worden. Die Polizei verfügte über kei-
    nerlei Hinweise und bat die Öffentlichkeit um Mithilfe.
    Juan war schon eine Stunde fahnenflüchtig. Pete seit drei
    Tagen verschwunden.
    Vor vier Tagen hatte er den telefonischen Hinweis wegen
    851
    Néstor erhalten. Von einem unabhängigen exilkubanischen
    Killer. Er hatte Guy Banister eine Nachricht für Pete
    mitgegeben.
    Guy hatte angerufen und die Übergabe bestätigt. Er habe
    Pete in FBI-Gewahrsam gefunden. Er deutete an, daß mit
    weiteren Razzien zu rechnen war.
    Ein Sturm hatte vor zwei Tagen ihre Telefonanlage aus-
    geschaltet. Pete konnte sie in Sun Valley nicht erreichen.
    Kemper war gestern nacht zu einem Fernsprecher an der
    Interstate gefahren. Er hatte sechsmal bei Pete zu Hause
    angerufen und keine Antwort erhalten.
    Néstor Chascos Tod gelangte niemals in die Schlagzeilen. Pete
    hätte die Leiche bestimmt an einem auffäl igen Ort deponiert.
    Pete würde den Mord als die Tat von Castro-Anhängern
    tarnen. Pete würde sicherstel en, daß Trafficante davon erfuhr.
    Der morgendliche Dexedrinschub zeigte Wirkung. Er
    brauchte jetzt zehn Tabletten, um mit Schwung in den Tag
    zu kommen – er konnte nun Riesenmengen vertragen.
    Juan und Pete waren verschwunden. Juan war seit kurzem
    oft mit Guy Banister zusammen – mit dem er al e paar Tage
    kleinere Sauftouren nach Lake Weir machte.
    Mit Pete schien etwas nicht zu stimmen. Mit Juan schien
    etwas ein bißchen eigenartig.
    Der Amphetaminrausch gab ihm das Gefühl, etwas un-
    ternehmen zu müssen.
    Juan fuhr einen bonbonroten Thunderbird, den Flash seinen
    »Vergewaltigungsschlitten« nannte.
    Kemper fuhr durch Lake Weir. Die Stadt war klein und
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    schachbrettartig angelegt – der Vergewaltigungsschlitten
    würde unschwer zu entdecken sein.
    Er überprüfte Seitenstraßen und Bars in der Nähe des
    Highway. Er überprüfte »Karl’s Kustom Kar Shop« und jeden
    Parkplatz an der Hauptstraße.
    Kein Juan. Kein aufgemotzter Thunderbird.
    Das mit Juan hatte Zeit. Das mit Pete war wichtiger.
    Kemper fuhr nach Miami. Die Pillen fingen allmählich
    an, kontraproduktiv zu wirken – er mußte andauernd gähnen
    und schlief beinahe am

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