Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
gar nicht, wie viel sie mir bedeutet hat. Aber ich erinnere mich an eine Frau, die alles für mich, für unsere Familie getan hat. Wenn ich jetzt seinen Aufenthaltsort
verrate, bekomme ich meine Rache und für uns beide das Heilmittel. Diese Entscheidung bringt mehr Gutes hervor als Schlechtes.«
Ich seufzte, lange und bebend. Ich wünschte, ich hätte ihm widersprechen können, aber mein Kampfgeist war versiegt. Wenn Thierry seine Mutter getötet hatte, hatte Quinn das Recht auf Vergeltung. Ich war nicht dumm; das hatte ich verstanden. Ich sah jedoch die Welt nicht so schwarzweiß wie er. Was auch immer Thierry in der Vergangenheit Schreckliches getan haben mochte, ich fand nicht, dass er es verdiente, dafür jetzt zu sterben.
Das Problem war nur, dass Thierry unbedingt sterben wollte . Er war des Lebens überdrüssig und plante möglicherweise sogar in diesem Moment seinen Selbstmord. Wäre es also so schlimm, ihn zu verraten? Vor allem, wenn ich es nicht selbst tat, sondern Quinn es tun ließ? Vielleicht kam Thierry den Jägern am Ende sogar zuvor. Was eine ziemliche Enttäuschung für sie sein würde. Oder aber sie glaubten in einem solchen Fall, er wäre verschwunden, um seinen Ruf als legendären Meistervampir unangetastet zu lassen.
»Es ist sehr einfach«, sagte Kalisan. »Du sagst mir, wo man ihn finden kann, und ich besorge das Heilmittel für euch. Dann ist diese ganze unerfreuliche Geschichte im Handumdrehen vorbei.«
Das brachte mich auf eine Idee. Wenn Quinn ihm Thierrys Aufenthaltsort verriet, würden wir, wie Kalisan versprochen hatte, sofort das Heilmittel bekommen. Ich würde mich blitzartig ans Telefon hängen und Thierry warnen, damit er untertauchte. Dieser Plan erschien mir absolut logisch. Niemandem musste etwas passieren. Wir könnten alle bekommen, was wir wollten. Aber ich musste cool vorgehen.
»Eines will ich noch wissen«, erklärte Quinn. »Sie müssen mir versprechen, dass niemand anders zu Schaden kommt. An dem Ort, an dem sich Thierry versteckt, halten sich noch eine Menge anderer unschuldiger Leute auf.«
»Meinst du nicht eher eine Menge anderer Vampire?« Kalisan lachte heiser. »Meine Güte, wie sich die Dinge verändert haben. Der mächtige Jäger wird eins mit seiner ehemaligen Beute.«
Quinn musterte ihn finster. »Darum geht es nicht. Mehr Gewalt ist nur effektiv nicht nötig. Versprechen Sie mir, dass niemand anders verletzt wird.«
»Ich werde tun, was ich kann. Ich fürchte nur, dass sich die Ereignisse meiner Kontrolle entziehen, sobald ich diese Information weitergegeben habe.«
In dem folgenden Schweigen beobachtete ich Quinn aufmerksam. Er dachte angestrengt nach, und seine finstere Miene verdeutlichte, dass ihn Kalisans Antwort störte. Das war der Preis, den er zahlen musste. Hatte er wirklich gedacht, alles würde glatt ablaufen?
»Bind mich los«, forderte ich ihn auf. Quinn blinzelte mich misstrauisch an. »Ich verspreche, dass ich nichts anstellen werde.«
Er schien dankbar für diesen Aufschub zu sein und machte sich an den Knoten zu schaffen. Nach einer Minute fielen die Stricke herunter, und ich rieb meine Handgelenke. Quinn sah mir in die Augen.
»Vergiss nicht, du hast es versprochen.«
»Ich weiß.« Ich hatte das Gefühl, eine dichte Nebelwand würde über mir schweben, eine, die sich seit fast einer Stunde dort zusammengebraut hatte. Was heißt Stunden, zum Teufel? Der Nebel hatte schon vor Tagen eingesetzt, ungefähr zu
der Zeit, als mir klarwurde, dass mein Vampirdasein kein verrückter Traum war.
Gut, wir würden geheilt werden. Warum war ich dann nicht glücklich? Plan hin oder her, diese Situation war einfach mies. Wenn alles vorbei war, wenn ich wieder mein normales Leben führte – obwohl ich nicht einmal mehr wusste, was eigentlich normal bedeutete -, dann würde ich wegziehen. Irgendwo ein neues Leben beginnen. Vielleicht in Vancouver. Ich war als Kind einmal dort gewesen und konnte mich noch daran erinnern, wie mich die Berge und das Meer begeistert hatten. Ich wäre entzückt, wenn mich irgendetwas wieder mitreißen könnte.
Quinn wandte sich zu Dr. Kalisan um und atmete tief durch. »Okay. Sie finden Thierry de Bennicoeur in 217 Lakside Drive in Toronto. Ihm gehört das Sonnenstudio Midnight Eclipse . Dahinter versteckt sich ein geheimer Vampirclub.«
Dr. Kalisan nickte. »Gut. Ausgezeichnet.«
Ich wischte mir eine Träne weg. Das war es also. Es hatte nur eine Sekunde gedauert. Ich fragte mich, wie lange ich cool tun konnte,
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