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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Augen wie eine Katze und konnte ihre Silhouette vor Petras Pflanzen neben dem Zaun ausmachen. Was zum Geier tat sie da?
    Im nächsten Moment raste ich wieder nach oben, drei Stufen auf einmal nehmend. Hinter einem Poster in meinem Zimmer befand sich eine Nische in der Wand, in der ich meine Utensilien verwahrte – meine normalen magischen Werkzeuge und die Dinge, die ich mit Carmela zusammen benutzt hatte. Ich warf sie in eine Segeltuchtasche und flitzte wieder nach unten.
    Ich erreichte das vordere Fenster gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein dunkelblaues Auto vor unserem Haus vorfuhr. Clio ging darauf zu. Ohne meinen Blick von ihr zu wenden, schlüpfte ich mit bloßen Füßen in die Sneakers. Als Clio die Beifahrertür öffnete, ging das Licht im Inneren des Wagens an.
    Es war Daeadalus. Was für eine riesige Überraschung. Sie hatten zusammen gearbeitet, und jetzt waren sie dabei, irgendetwas zu tun, einen Plan in die Tat umzusetzen. Oh Clio, dachte ich gequält. Wie konntest du nur?
    Es war klar, dass ich ihnen folgen würde, auch ohne dass ich mich bewusst dazu entschloss. Ich griff nach den Schlüsseln für das Mietauto und lungerte noch einen Moment neben der Tür herum. Sobald die beiden den Block hinuntergefahren waren, schlüpfte ich durch die Tür und hetzte zu unserem Auto. Die Straßen waren so gut wie ausgestorben, sodass es nicht schwer war, ihnen zu folgen. Doch um nicht zu sehr aufzufallen, musste ich weit hinter ihnen bleiben.
    Clio, er hat unseren Vater umgebracht. Was tust du da bloß?

Kapitel 31
    Sie wird erfreut sein
    Auf dem Vordersitz neben ihm sah Clio zwar müde, aber dennoch wachsam aus. Sie hatte darum gebeten, für einen Kaffee anzuhalten, doch er hatte sie daran erinnert, dass der Zauber mit leerem Magen praktiziert werden sollte. In der letzten Dreiviertelstunde war sie ungewöhnlich ruhig gewesen. Keine Spur von ihrem sonst so gerne zur Schau gestellten Wagemut. Er spürte die Anspannung, die von ihr ausging, und wie sie sich bemühte, sie unter Kontrolle zu behalten.
    Er war stolz auf sie. Er beglückwünschte sich dazu, sie ausfindig gemacht und ihr Talent entdeckt zu haben. Dass er sie unter seine Fittiche genommen hatte. Melita würde erfreut sein, da war er sicher.
    » Und das wird die Quelle also öffnen?« Clios Stimme war ruhig, überraschte ihn jedoch in der Stille des Autos.
    Daedalus warf ihr einen schnellen Blick zu. » Ja.«
    » Und mit diesen Zaubern werden wir unsere Kräfte stärken?«
    » Ja. Wir werden die Kraft aus der Natur um uns herum schöpfen, so wie wir es geübt haben. Danach sind wir in der Lage, größere Macht von der Quelle selbst zu empfangen.«
    Clio nickte, ohne ihn anzusehen.
    Ganz hinten am Horizont wurde der Himmel fast unmerklich heller. In einer halben Stunde würde die Sonne aufgehen. Er war bereit. Und Melita ebenso.

Kapitel 32
    Clio
    Ich bin kein Morgenmensch. Es hatte schon seinen Grund, warum ich mit fünf Jahren angefangen hatte, Kaffee zu trinken. Ich hatte das einfach gebraucht, um mich für den Kindergarten zu rüsten. Im Moment fühlte ich mich, als hätte man mir die Augäpfel aufgeschweißt. Ich war hyper-wach, jedes meiner Nervenenden kribbelte, doch gleichzeitig hatte mich die Mischung aus dunkler Magie, die ich wieder und wieder praktiziert hatte, und dem Schlafmangel dieser Nacht unsäglich erschöpft.
    Jede Straße, in die Daedalus einbog, war enger als die davor, und als es schließlich fast dämmerte, holperten wir einen Pfad hinunter, der sich wie ein schlammiger Treibweg für Rinder ausnahm. Ich erkannte den Ort wieder. Daedalus hatte mir gesagt, wir würden zu dem Ring aus Asche zurückkehren.
    » Was ist mit den anderen?«, fragte ich. Mit einem Ruck kam Daedalus unter einer gewaltigen Virginia-Eiche zum Stehen. Ich sah mich um. Keine Autos sonst.
    » Sie stoßen bei Tagesanbruch zu uns«, antwortete er, während er aus dem Wagen stieg. Wie gewöhnlich trug er dunkle und irgendwie altmodisch anmutende Kleidung. Sein Spazierstock hing an seinem Arm. » Wir werden ganz schlicht mit uns beiden anfangen und die anderen dazuholen, wenn sie gebraucht werden.«
    Ich sah ihn. Wieder einmal hätte ich mich dafür ohrfeigen können, dass ich mich in eine Situation hineinmanövriert hatte, die sich als unglaublich dumm, wenn nicht gar tödlich entpuppen konnte. Ich schien eine Art Todeswunsch zu hegen. Oder vielleicht war ich einfach nur strohdoof.
    Daedalus schlug die Heckklappe zu und drehte sich nach mir um. » Komm,

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