Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs
sie in die Hamburgermasse geben kann? Mysteriöses Fleisch aus aller Welt, das in eine große Maschine kommt? Wie beim Gruppensex in feuchten, körperwarmen Laken, mit lauter Fremden?
Ich finde, als Amerikaner sollte ich mir in meinem amerikanischen Restaurant einen Hamburger bestellen können, dieses amerikanischste aller Gerichte - und zwar, verdammt noch mal, ein bisschen blutig. Mein Fertighamburger sollte
nicht mit der Warnung versehen sein, dass er gut durchgebraten werden muss, damit alle möglichen Kontaminanten oder Bakterien abgetötet werden.
Ich will nicht den Rat erhalten, dass ich nach der Zubereitung eines Hamburgers alles gründlich reinigen und abwaschen sollte.
Ich will meinen Hamburger wie Nahrung behandeln können, nicht wie ein infektiöses medizinisches Abfallprodukt.
Ich will nicht, dass die Wörter »Fleisch« und »Ammoniak« im selben Absatz auftauchen, geschweige denn im selben Satz. Es sei denn, es ist die Rede vom Verschwindenlassen einer Leiche.
Hier spricht nicht Michael Pollan und auch nicht Eric Schlosser, dessen Eifer in diesem Themenbereich bestens dokumentiert ist. Was das andere große amerikanische Grundnahrungsmittel, den Hotdog, angeht, bin ich beispielsweise durchaus anderer Meinung als Schlosser. Beim Hotdog hat es immer ein stillschweigendes Einvernehmen gegeben. Wir haben immer gewusst - oder zumindest vermutet -, dass dieses Teil einfach alles enthalten kann, vom hundertprozentig koscheren Rindfleisch über verendete Zootiere bis hin zu Teilen der vermissten Gambino-Familie. Bei einem Hotdog, insbesondere dem berühmten New Yorker dirty water hot dog , muss jeder schauen, wo er bleibt. Außerdem ist er vorgegart, was soll also groß passieren?
Mit dem Hamburger ist das etwas anderes. Zu ihm haben wir ein intimeres Verhältnis. Anders als der vorgegarte Import aus Deutschland, der Hotdog, wurde der Hamburger aus Rinderhack zum Ausdruck unserer nationalen Identität.
Der Grillabend im Garten, Muttis Hackbraten - das sind amerikanische Traditionen, Initiationsriten.
Ist es überzogen, wenn ich meine, ein Grundrecht darauf zu haben, dass ich einen Hamburger braten und essen kann, ohne Angst haben zu müssen? Dass ich (wenn ich einen hätte) im Garten stehen und meiner Tochter einen Hamburger halb gar braten kann, ohne fürchten zu müssen, dass ich ihr verseuchtes Fleisch serviere? Dass ich meine Mutter nicht ins Gebet nehmen muss, falls sie die Kühnheit besitzt, meinem Kind Hackbraten vorzusetzen?
Muss ich darum tatsächlich bitten, es fordern, ja, überhaupt ein Wort darüber verlieren?!
Das ist, verdammt noch mal, mein Geburtsrecht als Amerikaner. Und jeder, der mit meinem Burger Scheiß baut und sich der altehrwürdigen Verpflichtung entzieht, in der ein guter Burgerverkäufer unserem Empfinden nach steht - dass er nämlich unbestreitbar Rindfleisch verkauft (nicht unbedingt das beste Rindfleisch, aber eines, das vor dem Zerkleinern erkennbar rotes, einigermaßen frisches Fleisch war, vermutlich von einem jungen Ochsen oder einer Kuh, Fleisch, das ein durchschnittlicher Dobermann verlockend fände) -, wer also Burger verkauft und nicht einmal diesen nicht sonderlich hohen Maßstab einhalten kann, ist meiner Meinung nach unpatriotisch und unamerikanisch, im wahrsten, tiefstempfundenen Sinne dieser Worte.
Wenn du nun aber amerikanischen Kindern buchstäblich Scheiße vorsetzt oder an einem Rad drehst in dem Wissen, dass dadurch irgendwann Scheiße serviert wird, wenn so also dein Geschäftsmodell aussieht? Dann habe ich keinerlei Probleme damit, wenn ein Geschworenengericht aus Kollegen
deine Eier an eine Autobatterie anschließt und dir den Mist zu essen gibt, den man aus einem Affenkäfig gefegt hat. Ich halte sogar den Löffel.
Insofern haben die Tierschützer von PETA, Vegetarier und ich durchaus etwas gemein, eine Schnittstelle unserer Interessen. Sie wollen, dass wir gar kein Fleisch essen. Ich neige im Lichte der jüngsten Enthüllungen so langsam zu der Ansicht, dass wir insgesamt ein bisschen weniger Fleisch essen sollten.
Die PETA-Tierschützer wollen verhindern, dass gestresste Tiere grausam in Schuppen zusammengepfercht werden und knöcheltief in ihrer eigenen Scheiße stehen, weil sie generell nicht wollen, dass Tiere sterben, und im Grunde darauf hinarbeiten, dass Hühner das Wahlrecht erhalten. Ich will nicht, dass Tiere gestresst und grausam zusammengepfercht werden, weil sie dann wahrscheinlich nicht so gut schmecken. Und der Verzehr oft auch
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