Ein Boss zum Träumen
nächsten Tag.
Sie drehte sich um, und er folgte ihr in die Küche. „Im Kühlschrank steht Chili con Carne. Du kannst es dir warm machen. Bis später dann.“
Sie griff nach einem Teller, der mit Alufolie bedeckt war, und verschwand in der Garage. Kurz darauf fuhr ihr Wagen über die Einfahrt. Es hatte zu regnen begonnen.
Kincaid hatte damit gerechnet, dass seine Welt wieder ins Lot kommen würde, wenn er erst einmal wusste, ob sie schwanger war oder nicht. Falls ja, hätte er etwas unternehmen müssen – zum Beispiel schnell eine Hochzeit arrangieren. Falls nein, konnte er sich erst einmal entspannen.
Stattdessen fühlte er sich, als habe er einen großen Verlust erlitten. Er hatte fest mit einer Schwangerschaft gerechnet. Trauerte er jetzt um etwas, das nie existiert hatte?
Er ließ sich aufs Sofa fallen und vergrub den Kopf in den Händen. Es hatte noch nie einen Menschen in seinem Leben gegeben, der ihm ganz allein gehörte und ihm wichtiger war als alles andere auf der Welt.
Noch nie hatte er eine Frau so nahe an sich herankommen lassen wie Shana. Ihr hatte er sich ganz und gar anvertraut, hatte sie tief in sein Inneres blicken lassen und ihr seine Vergangenheit offenbart. Sie hatte nicht über ihn geurteilt, sondern sich ihrerseits geöffnet und ihn zu einem Teil ihres Lebens gemacht.
Das Einzige, was er noch nicht kannte, war der Grund, warum sie von zu Hause geflüchtet war. Das behielt sie weiterhin für sich.
Und wo stand er jetzt? Wo stand sie? Und Emma, die ihm inzwischen jeden Abend einen Gutenachtkuss gab? Gemeinsam hatten sie bereits einen langen Weg zurückgelegt.
Er hatte keinen Hunger. Den ganzen Abend über blieb er auf der Couch sitzen. Als sie um elf Uhr noch immer nicht nach Hause gekommen war, wurde er nervös. Der Regen hatte nicht nachgelassen. Sie hatte doch nicht etwa einen Unfall auf der Heimfahrt gehabt?
Gerade als er nach seinem Telefon griff, um Gavin anzurufen, tauchten die Scheinwerfer eines Autos die Einfahrt in gleißendes Licht. Einen Moment lang ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es der Sheriff mit einer schrecklichen Nachricht sein könnte …
Es war Shana, gesund und munter.
Kincaid holte tief Luft und ging durch die Küche in die Garage. „War’s schön?“, erkundigte er sich.
„Ja. Dylan war auch da. Wir haben viel gelacht.“ In ihrer Stimme lag ein leichter Vorwurf, den er ignorierte. Ihm war den ganzen Abend über nicht nach Lachen zumute gewesen.
„Gibt es Neuigkeiten von Joe und Dixie?“
„Gavin hat heute Morgen mit ihr telefoniert. Sie werden wahrscheinlich erst Silvester kommen.“
Kincaid öffnete die hintere Wagentür und holte die schlafende Emma aus dem Kindersitz. Schwer lag sie in seinen Armen, als er sie die Treppe hinauftrug und in ihr Bett legte, ohne dass sie auch nur einmal die Augen geöffnet hätte. Er trat beiseite, als Shana die Decke über sie ausbreitete und ihr einen Kuss auf die Stirn gab.
Schließlich sah sie ihn an. „Gute Nacht“, sagte sie, drehte sich um und ließ ihn stehen.
Es war der einsamste Moment in seinem Leben.
Um zwei Uhr morgens war Shana immer noch hellwach. Sie hatte Kincaid angelogen. Es war ein schrecklicher Abend gewesen. Sie hatte versucht, sich abzulenken und zu amüsieren, war jedoch jämmerlich gescheitert. Becca und Marcy waren beide schwanger. Die eine Frau würde ihr Baby im April, die andere im Mai bekommen. Sie genossen ihre Schwangerschaft und hatten Männer, die sich um sie kümmerten, sich auf das Baby freuten und ihre Freude offen zeigten.
Shana fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Im Grunde war es gut, dass sie nicht schwanger war. Dessen war sie sich sogar hundertprozentig sicher. Trotzdem hatte sie gehofft, dass Kincaid anders reagieren und sie heiraten würde.
Das Testergebnis schien ihn aus der Fassung gebracht zu haben. Warum bloß? Sie hatte ihn allein gelassen, damit er in Ruhe über die Situation nachdenken konnte, aber er schien zu keinem Ergebnis gekommen zu sein. Deshalb hatte sie beschlossen, allein zu schlafen.
Sie fand keinen Schlaf. Es war ihr unmöglich, sich zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Ihr war klar, dass sie um ein Baby trauerte, das niemals existiert hatte. Doch sie wollte nicht allein in ihrer Trauer sein.
Sie stieg aus dem Bett und lief über den Flur. Ohne an die Tür zu klopfen, betrat sie Kincaids Zimmer. Er setzte sich auf, stellte jedoch keine Fragen. Stattdessen hob er einladend die Decke.
Sie kroch ins Bett, schmiegte sich an ihn,
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