Ein Braeutigam und zwei Braeute
Hund, kein Mensch. Sie wollte einen Hund im Haus haben – Feuer in ihr Gedärm!« Sainwels Stimme klang schrill. »Seitdem dieser Hund da ist, hat sie vergessen, daß sie einen Mann hat. Meine Arbeit ist hart und macht mich oft fertig. Ich bin Bäcker, Rabbi. Ich backe Brot, damit die Leute zu essen haben. Die ganze Nacht lang arbeite ich ununterbrochen in der Bäckerei, aber wenn ich morgens nach Hause komme, begrüßt mich nicht meine Frau, sondern statt dessen kommt ein Hund auf mich zugesprungen. Er bellt und springt an mir hoch. Angeblich aus Liebe, aber ich brauche seine Liebe nicht. Es wäre nicht so schlimm, wenn es ein kleiner Welpe wäre. Aber dieser Hund ist wie ein Bär. Ein wildes Tier. Ich will kein wildes Tier in meinem Haus. Er reißt das Maul auf wie ein Löwe. Er kann einen harten Knochen zerbeißen. Wenn er bellt, muß ich mir die Ohren zuhalten. Er ist so aufgeregt, daß ich froh sein muß, daß er mir nicht die Nase abbeißt. Wozu brauche ich das? Mein Vater hatte keinen Hund.
Die Leute sagen, ein Hund sei nützlich, wenn man auf dem Dorf wohnt, draußen auf dem Land – aber wozu brauche ich einen Hund in Warschau? Hier raubt mich keiner aus – meine Wohnung hat ein hervorragendes Schloß. Sonst kamen die Armen an meine Tür, und ich habe ihnen gegeben, was ich konnte: ein, zwei Groschen, ein Stück Brot, ein Stück Zucker. Aber dieser Hund hat alle Armen vertrieben. Eine Almosenbüchse hängt bei mir an der Mauer, und ein Chassid hat sie regelmäßig geleert, aber auch der kommt nicht mehr. Wenn wir den Hund nicht fortjagen, wird er noch jemandem den Mantelsaum zerreißen. Die Chassidim haben Angst vor Hunden.«
»Warum braucht sie einen Hund?« fragte Vater.
»Rabbi, ich weiß soviel wie Sie. Keiner in meiner Familie besitzt einen Hund. Es fing mit ihrem Gejammere an, daß sie einsam ist. Sehen Sie, wir haben keine Kinder, und sie möchte ein lebendes Wesen im Haus haben. Also sage ich zu ihr, schaff dir eine Katze oder einen Papagei an. Ein Vogel singt wenigstens. Ein Papagei spricht. Aber ein Hund, was tut der? Rabbi, ich schäme mich, es zu sagen, aber sie küßt ihn. Die ganze Zeit küßt sie ihn. Ich bin nicht, wie heißt es, eifersüchtig. Aber wenn ich sie ihn küssen sehe, trifft mich das ins Mark. Rabbi, ich arbeite hart für sie, Stunden und Aberstunden – und es ist der Hund, den sie küßt. Sie küßt ihn ununterbrochen, hätschelt ihn, sorgt sich um seine Gesundheit. Er frißt zuwenig, er schläft zuwenig.
Rabbi, ich habe ihr gesagt, ich nehme ein Trumm Eisen und schlage ihm den Schädel ein. Sie schreit, dann verläßt sie mein Haus. Rabbi, ich will ein rabbinisches Gericht! Ich will, daß Sie entscheiden, wer von uns wichtiger ist – ein Mensch oder ein Hund.«
»Was ist denn das für ein Vergleich, Gott bewahre. Einen Hund mit einem Menschen zu vergleichen!«
Seine Frau wurde vorgeladen. Eine derbe Person erschien; sie hatte einen vollen Busen, kräftige Arme, dicke Waden. Ihre Schuhe hingen in Fetzen. Sie ging nicht, sondern schleifte ihre Schuhsohlen über den Boden. Sie lutschte einen harten Bonbon, und eine ihrer roten Wangen zuckte. Aus ihrem Gesicht sprach Langeweile.
»Warum brauchen Sie einen Hund?« fragte Vater sie. »Der Talmud lehrt, daß ein Jude keinen wilden Hund in seinem Haus halten darf.«
»Er ist nicht wild, Rabbi. Er ist besser als der da«, sagte sie und deutete mit ihrem Wurstfinger auf ihren Mann.
Der Streit dauerte lange, und aus ihrem Zank ging für mich, den kleinen Jungen, eindeutig hervor, daß die Frau ihren Hund liebte und ihren Mann haßte.
Vater gelang es schließlich, Mann und Frau zu versöhnen.
Er konnte die Frau anscheinend davon überzeugen, ihren Hund zu verkaufen oder wegzugeben. Aber nach kaum einem Monat war der Mann wieder da.
»Rabbi, ich will die Scheidung.«
»Wer sind Sie?«
»Ich bin der Bäcker, der schon einmal hier war. Meine Frau hat den Hund noch immer. Der Rabbi hatte damals entschieden, daß …«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Rabbi, es ist genauso wie vorher. Sogar noch schlimmer. Sie schläft mit ihm im Bett. Wenn das eine Lüge ist, will ich auf der Stelle tot umfallen.«
Vater schickte noch einmal nach der Frau, und – Wunder über Wunder – sie kam mit dem Hund. Es war ein riesiger Mops, fett und dickbeinig. Seine weit auseinanderstehenden Augen und witternden Nasenlöcher sprühten Wut, Haß und Verachtung gegen jedes Lebewesen. Der
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