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Ein Braeutigam und zwei Braeute

Ein Braeutigam und zwei Braeute

Titel: Ein Braeutigam und zwei Braeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Bashevis Singer
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immer ihr gefällt. Aber was hat man vom Theater? Ein paar Dummköpfe kostümieren sich wie Purimspieler, und das kostet einen mehrere Rubel. Im Kino gibt es überhaupt nichts zu sehen. Bloß etwas, das aussieht wie heftiger Regen, und Menschlein, die herumrennen und ihre Lippen bewegen, als wären sie stumm. Ich sage ihr immer, wenn du ins Kino gehen willst, geh mit deinen Schwestern.«
      »Ich will mit dir gehen, nicht mit meinen Schwestern«, jammerte die Frau.
      »Ich mag es nicht. Für mich ist es reine Folter. Wenn ich Zeit habe, nehme ich mir lieber die Zeitung vor und lese einen Artikel, der von praktischen Dingen handelt, von den laufenden Ereignissen, von Politik und so weiter. Was für einen Wert hat das Theater? Man kommt spät nach Hause und am anderen Morgen nicht aus dem Bett. Und zum Tanzen gehe ich auch nicht. Ich bin kein Tänzer, und herumzustehen und anderen beim Tanzen zuzusehen ist nicht das, was ich mir unter Vergnügen vorstelle. Wenn sie tanzen gehen will, bitte sehr. Ihre Schwäger rennen zu diesen Tanzveranstaltungen und würden sie mitnehmen. Ich tanze nicht und ich hüpfe nicht. Ich sitze gern in meinem Sessel und lese Zeitung und mache meine Buchhaltung. Was bleibt also übrig? Nur ihre Beschwerde wegen der Geschenke. Und nun werde ich Ihnen etwas erzählen, Rabbi, das Sie in Staunen versetzen wird.«
      »Nämlich?«
      »Zufällig habe ich ihr gerade heute ein Geschenk gekauft. Na ja, eigentlich habe ich es vorige Woche gekauft, aber der Goldschmied hat es heute geliefert. Es stimmt, daß ich kein großer Schenker bin, weil ich diesen billigen Plunder hasse, den man heute kauft und der in vier Wochen schon kaputt oder verrostet ist. Schon die längste Zeit wollte ich ihr ein Geschenk kaufen, aber ich habe immer nicht gewußt, was. Doch neulich haben wir uns über Schmuck unterhalten, und ich habe herausgefunden, was ihr gefällt. Kurz und gut, ich bin zu einem Goldschmied gegangen, einem Mann aus meiner Heimatstadt, zu dem ich Vertrauen habe, und habe bei ihm eine Brosche für dreihundert Rubel bestellt. Hören Sie, Rabbi, für dreihundert Rubel! Heute komme ich zum Mittagessen nach Hause und bin überrascht, daß meine Frau nicht da ist. Ich mache mir selbst etwas zu essen und will gerade wieder in meinen Laden gehen, als plötzlich dieser kleine Junge kommt und mir erzählt, daß meine Frau mich vor den Rabbi lädt. Genau heute, wo ich ihr die Brosche für dreihundert Rubel gekauft habe, die eigentlich vierhundert wert ist …« Der Mann brach ab.
      In dem Moment begriff ich das leise Lachen in seinen Augen. Die Frau verstummte. Sie hob den Blick und starrte fassungslos. Eine unheimliche Stille herrschte im Zimmer.
      »Nun, in dem Fall ist ja alles gut«, sagte Vater.
      »Wenn sie nur einen Tag gewartet hätte«, murmelte der Mann.
      »Rabbi, irgendwann kommt der Tag, an dem einem die Geduld reißt.«
      Und wieder brach die Frau in Tränen aus. Es war das Weinen eines gebrochenen Herzens, das Weinen eines Menschen, der alles verloren hat.
      Dann sagte Vater: »Daß er Ihnen ein solches Geschenk gekauft hat, ist doch ein Zeichen, daß er an Ihnen hängt …«
      »Jetzt wird er mir die Luft restlos abschnüren«, würgte die Frau heraus.
      »Also, ich gehe«, sagte der Mann.
      »Was bin ich Ihnen schuldig, Rabbi?« fragte die Frau.
      »Nichts.«
      »Dann gebe ich dem Jungen etwas«, sagte die Frau mit einem Blick auf mich.
      »Geben Sie ihm nichts. Er kauft sich bloß Süßigkeiten und ruiniert sich die Zähne«, sagte Vater.
      Nun traten auch mir Tränen in die Augen. Mit diesen Worten hatte Vater mich eines großen Schatzes und vieler Freuden beraubt. Die Frau hätte mir sicher eine große Münze gegeben. Als ich in die Küche lief, um mich auszuweinen, gingen der Mann und die Frau, jeder für sich, den Kopf gesenkt unter der Bürde einer Demütigung, die unauslöschlich war.

Frejdele

    Das Folgende trug sich in unserer Wohnung zu:
      Der Name des Mannes war Jechiel, der seiner Frau Frejdele. Sie hatten einen Laden in unserer Straße, und ich kannte sie beide. Er war hochgewachsen, hager, mit dunkler Haut, langem Hals, spitzem Adamsapfel, hoher Stirn und langer Nase. Selbst sein Bart war lang und schmal. Hätte er allein den Laden geführt, hätte keiner dort eingekauft, weil er mürrisch und unaufmerksam war. Die Leute sprachen ihn an, aber er hörte nicht hin.
      Wenn ein Kunde zu ihm sagte: »Reb Jechiel, bitte ein Pfund

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