Ein Cowboy für Bille und Zottel
Ochse! Ich Obertrottel! Wie konnte ich bloß — was mach ich denn jetzt?“
„Was ist passiert?“ fragte Bille erschrocken.
„Mein Prachtstück! Mein Superhit!“
„Ist es kaputt?“
„Nein! Ich weiß nicht, wohin damit! Es steht noch draußen — und jetzt merke ich, daß ich überhaupt keinen Platz mehr dafür habe!“
„Dann stell es doch vor das Haus!“
„Das geht nicht, da stehen schon zwei Arbeiten, die ich extra dafür bestimmt habe. Um die Besucher sanft auf das vorzubereiten, was sie erwartet. Und im Garten hinten geht’s auch nicht, da kann man die Leute bei dieser Witterung nicht hinjagen.“
„Wo hast du das Prachtstück denn versteckt?“
„Im Schuppen. Der dient mir als so eine Art zweite Werkstatt, wenn ich hier mit dem Platz nicht auskomme.“
„Na, das ist doch die Lösung!“ mischte sich Daniel ins Gespräch. „Warum nicht auch einen zweiten Ausstellungsraum draus machen?“
Thorsten schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
„Da drinnen sieht’s viel zu wüst aus.“
„Ach was!“ meinte. Simon. „Wenn wir alle helfen, kriegen wir das bis morgen hin. Hier drinnen ist doch sowieso kaum noch etwas zu tun.“
„Meint ihr? Na, dann laßt uns die Sache mal näher betrachten. Kommt!“
Thorsten öffnete die Hintertür und sah zweifelnd auf den glitschigen Boden. Bille erriet seine Gedanken.
„Kein Problem! Da drüben liegt vom Umbauen noch ein Stapel Bretter“, meinte sie munter. „Wir werden einen breiten, bequemen Steg legen, auf dem jeder, ohne naß zu werden, zum Schuppen laufen kann.“
„Hm.“ Thorsten lachte zufrieden. „Ich sehe schon, als Helfer seit ihr einsame Spitze. Na kommt, seht euch das Schlachtfeld an!“
Der Schuppen glich tatsächlich einem Schlachtfeld. Der Anblick der Berge von Metallteilen, die Thorsten als Arbeitsmaterial dienten, war entmutigend, aber nun gab es kein Zurück mehr.
Auf einem Holzblock in der Mitte des Raumes stand ein Gegenstand, der entfernt an einen durch eine Explosion zerstörten Pflug erinnerte.
„Ist es das?“ fragte Bille vorsichtig.
„Ja, das ist das Prachtstück meiner Sammlung. Ich nenne es ,Der Sterbende Schwan* — findet ihr nicht, daß es etwas wie Gesang ausstrahlt?“
Florian klopfte ohne jede Ehrfurcht kräftig an eine der Metallscheiben, horchte dem so entstehenden Ton nach und nickte.
„Doch. Ziemlich.“
„Es kommt natürlich alles auf die richtige Beleuchtung an“, sagte Thorsten eifrig. „Ich werde mich gleich mal darum kümmern.“
„Und wo sollen wir das Zeug hier alles hintun?“ erkundigte sich Simon.
„Hinter den Schuppen. Da sieht es keiner. Nächste Woche räume ich es dann nach und nach wieder ein. Später werde ich den ,Sterbenden Schwan’ dann dort aufstellen, wo morgen der Tisch mit den Getränken steht.“
Es war weniger schlimm, als sie befürchtet hatten. In zwei Stunden hatten sie den Schuppen leergeräumt, den Fußboden gesäubert, den Sockel mit einem dunklen Tuch verkleidet, und Thorsten konnte beginnen, seinen Metallvogel mit Hilfe raffiniert versteckter Lampen ins rechte Licht zu setzen.
„Ich weiß nicht“, meinte Inge, die gekommen war, um das fertige Werk zu begutachten. „Für dieses zarte Gebilde ist der Sockel viel zu schwer und gewaltig. Kannst du den Schwan nicht irgendwie schweben lassen?“
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber es geht nicht. Schließlich ist es ja eine Skulptur zum Aufstellen und kein Lampenschirm.“
„Dann muß er einen leichteren Unterbau bekommen“, erklärte Inge energisch.
„Wie wär’s denn, wenn du eines von den dicken Eisenrohren in den Boden rammst“, schlug Bille vor, „und so etwas wie eine Platte darauf montierst?“
„Eine gute Idee“, meinte Inge.
„Man könnte es immerhin mal versuchen.“
„Tu das“, sagte Inge. „Und ihr anderen seid in Gnaden entlassen. Morgen gibt es noch genug zu tun. Für heute sagen wir danke schön! Ihr habt uns prima geholfen!“
*
Am nächsten Tag spannte Bille Zottel vor den kleinen Gummiräderwagen, und Mutsch packte ein Dutzend flacher Kartons auf die Ladefläche, in denen sich Platten mit belegten Brötchen, Käse- und Wurstspießchen, winzigen Törtchen und allen möglichen anderen Leckereien befanden. Es folgten Tütchen mit Nüssen, Salzstangen, Keksen und Kartoffelchips.
„Du lieber Himmel, das reicht ja für ein ganzes Regiment! Wer soll denn das alles essen?“ meinte Bille kopfschüttelnd.
„Im Zweifelsfall ihr — wenn die Gäste fort
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