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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gehorsam.
    »Zu Ihrem großen Glück hat Timothy Sie davor bewahrt, unwissentlich zu einem Rauschgiftkurier zu werden. Sämtliche Einzelheiten finden Sie in diesem Umschlag. Ich habe dafür gesorgt, daß er sie alle aufschreibt. Den Wahrheitsgehalt können Sie überprüfen. Und das Geld in dieser Tasche ist der Betrag, den Ihr Neffe seiner Tante gestohlen hat. Sie werden dafür sorgen, daß sie es zurückbekommt. Und jetzt muß ich gehen.« Noch ehe der Richter fragen konnte, wer sie war oder was sie mit seinem abscheulichen Neffen zu tun hatte, hatte Miss Midden das Haus verlassen. Zurück ließ sie einen verwirrten alten Mann, der nur noch wußte, da sie ihn in seinem eigenen Wohnzimmer zur Schnecke gemacht hatte. Sie hatte etwas angehabt, das wie ein alter fleckiger Tweedrock aussah. Und einen abgetragenen Anorak. Es war unheimlich.

25
    Sir Arnold Gonders ging im Haus am Sweep Place auf und ab und grübelte über sein Schicksal nach. Und daß es Schicksal war, bezweifelte er nicht. Ein Schicksal, das sich leise und in schrecklicher Absicht an ihn herangeschlichen hatte. Irgendeine Bedeutung mußte es haben. Für den Chief Constable hatte alles eine Bedeutung. Notgedrungen wandte er sich an Gott. Er fiel in seinem Arbeitszimmer auf die Knie und betete, wie er noch nie gebetet hatte. Er betete um göttlichen Beistand, um Inspiration, um irgendein Zeichen, das ihm sagte, was er in dieser, der größten Krise seines Lebens tun sollte. Oder, falls Gott dieser Aufforderung nicht nachkam, würde er ihm dann bitte schön verraten, was er getan hatte, daß er dieses schreckliche Schicksal verdiente. Der Chief Constable verglich sich zwar nicht mit dem Pharao, der von Gott mit Heuschreckenplagen, Jahren des Mangels und so weiter gestraft worden war, weil dieser Muselmane ein echter Drecksack gewesen war und alles verdient hatte, was Gott der HERR ihm angetan hatte. Doch gelegentlich mußte er an ihn denken, und dann hoffte und betete er, daß ihm keine jahrelangen Plagen bevorstanden. Viel intensiver dachte er an Hiob. Und er verglich sich mit Hiob. Schließlich war der ein voll respektierter Bursche gewesen, ohne Zweifel ‘ne Stütze der Gesellschaft mit haufenweise Moneten und all so was, und wenn man sich dann anguckte, was Gott ihm auferlegt hatte! Der Chief Constable las nach, welche Mißgeschicke Gott Hiob aufgebürdet hatte, und war entsetzt. Der arme Sack war total erledigt gewesen. Rinder und Eselinnen futsch; die von Saba waren eingefallen und hatten sie genommen, nachdem sie die Knechte mit der Schärfe des Schwertes geschlagen hatten; drei Rotten Chaldäer hatten die Kamele gestemmt und sogar noch mehr Knechte umgenietet (an dieser Stelle dankte Sir Arnold seinem Schöpfer, daß er nicht bei Hiob angestellt gewesen war, und fragte sich, wie der Mann je wieder Arbeitskräfte gefunden hatte); und dann, als wäre das noch nicht genug, hatten die Söhne und Töchter bei ’ner Art Wirbelsturm ins Gras gebissen. Wär garantiert ’ne teuflisch große Beerdigung, doch der Chief Constable begriff absolut nicht, warum Hiob sich zu diesem Anlaß den Kopf geschoren hatte. Aber Gott hatte immer noch nicht aufgehört. Es war nur natürlich, daß Hiobs Gesundheit gelitten hatte. Sir Arnolds Ansicht nach war es erstaunlich, daß der Bursche nicht ausgeklinkt war. Statt dessen bekam er so ziemlich überall böse Schwären, »von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel«. Und natürlich hatten sie damals keine Antibiotika. Sir Arnold hatte einmal an seinem Nacken eine Schwäre gehabt und wußte, wie verdammt schmerzhaft so was war. Er mochte nicht mal daran denken, wie die sich an den Fußsohlen anfühlten. Und als ob das noch nicht reichte, suchten ihn seine drei sogenannten Freunde auf, hielten ihn sieben Tage und sieben Nächte lang wach und sagten nicht mal »Kopf hoch« oder sonst was Aufmunterndes. Der Chief Constable hatte erlebt, was aus einem wurde, den man eine Woche lang wach hielt. Sie hatten sich dabei abgewechselt, um den Fiesling mit Fragen zu bombardieren, aber das wiederum hatte dem Schurken Stoff zum Nachdenken gegeben. Sir Arnold würde es bei weitem vorziehen, gelegentlich mal angeschrien zu werden, als daß drei verfluchte Freunde herumsaßen, ihn anglotzten und schwiegen. Davon konnte man glatt einen Dachschaden kriegen. Aber Hiob hatte nichts weiter getan als den Mund aufgemacht und seinen Tag verflucht. Was zum Teufel hatte denn sein Tag damit zu tun? Der Chief Constable mußte abbrechen. Darüber

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