Ein diebisches Vergnügen
Männer wandten sich Sophie zu.
Es dauerte geraume Zeit, sie zu überzeugen, dass der geplante Raubzug für alle Beteiligten die beste Option war. Sophie hielt es für besser, die ganze Sache zu vergessen und nach Hause zurückzukehren, doch Sam erinnerte sie daran, dass es dafür zu spät war: Er hatte Elena Morales bereits verständigt. Knox International wusste, dass der Wein aufgetaucht war und würde die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, mit oder ohne Sam. Und so kam es, dass man sich schließlich auf Plan B einigte – nach gründlicher Gewissenserforschung auf Sophies Seite. Sie würden den Wein beiseiteschaffen.
Philippe hatte auch schon ein mögliches Versteck für den erbeuteten Wein im Sinn. Seine Großmutter hatte einen Bauernhof und ein paar Hektar Land auf dem Plateau des Claparèdes besessen, einem entlegenen Landstrich im Luberon. Als Kind pflegte er dort die Sommerferien zu verbringen; eine schöne Familientradition, die mit dem Tod seiner Großmutter endete. Bedauerlicherweise hatte sie kein Testament hinterlassen, was einen erbitterten Erbstreit unter den Verwandten auslöste – in Frankreich nichts Ungewöhnliches -, von denen ein jeder ein Anrecht auf die Hinterlassenschaft zu haben glaubte. Die Fehde dauerte seit nunmehr dreizehn Jahren an, und Anzeichen einer gütlichen Einigung waren nicht in Sicht. Das Gehöft war derweil unbewohnt
und arg heruntergekommen. Keines der rivalisierenden Familienmitglieder war bereit, das Geld für den Erhalt eines Anwesens aufzubringen, das am Ende einem anderen aus der Sippschaft zufallen könnte – zum Beispiel diesem Schuft von Cousin, der es nicht verdiente, oder Tante Hortense, die von allen gleichermaßen verabscheut wurde. Abgesehen von seiner außerordentlich abgesonderten Lage, hatte das Anwesen laut Philippe den Vorteil, über einen Keller von entsprechender Größe zu verfügen, in dem man den Wein lagern konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass er seine Qualität einbüßte.
»Klingt beinahe zu schön, um wahr zu sein«, sagte Sam. »Und wie wollen Sie ins Haus gelangen?«
»Der Schlüssel war immer unter einem Stein am Brunnen versteckt. Außerdem gab es in der Küche einen Fensterladen, der sich nicht ganz schließen ließ. Sich auf die eine oder andere Weise Zutritt zu verschaffen dürfte kein Problem sein.«
»Gut. Das Nächste ist der Transport, und ich denke, Ihr Motorroller wird nicht ausreichen. Trauen Sie sich zu, einen kleinen Lieferwagen zu fahren?«
Philippe richtete sich kerzengerade auf, mit entrüsteter Miene. »Ein Franzose kann alles fahren, was Räder hat.«
»Das dachte ich mir schon. Wir werden heute Nachmittag ein entsprechendes Fahrzeug mieten.« Sam wandte sich Sophie zu. »Und nun zu dem Punkt, an dem ich Ihre Hilfe brauche. Ich muss ins Haus gelangen, bevor es abends zugesperrt wird. Der Vorwand für meine Anwesenheit ist, dass wir Referenzfotos machen müssen, und die beste Zeit dafür sind die Abendstunden, wenn das Licht eine ganz eigene Qualität besitzt. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, verschwinde ich. Falls Vial oder jemand anders fragen sollte, wo ich abgeblieben bin, können Sie behaupten, ich hätte dringend weggemusst, in die Stadt, zu einer Besprechung. Sie
übernehmen und machen die restlichen Aufnahmen, bis das Personal das Haus verlässt, danach kehren Sie ins Hotel zurück.«
Sophie runzelte die Stirn. »Und dann?«
»Lassen Sie uns irgendwo zu Mittag essen. Dann erkläre ich Ihnen alles Weitere.«
Bei der Erwähnung des Mittagessens stand Philippe auf und rieb sich die Hände. »Nur noch eine Frage. Wann geht es los?«
Sam blickte auf seine Uhr. »In ungefähr sechs Stunden.«
21. Kapitel
D ie Stunden nach dem Mittagessen verbrachten sie damit, den Plänen für den Abend den letzten Schliff zu verleihen. Philippe mietete einen weißen Lieferwagen ohne Markierung – einen Klempner-Ferrari, wie er es nannte -, der groß genug war, um fünfzig Kisten Wein zu transportieren. Sophie rief Vial an und eröffnete ihm, dass Sam und sie gegen Abend für ungefähr eine Stunde Außenaufnahmen in den Gartenanlagen machen wollten, und schlug vor, anschließend ein Glas miteinander zu trinken. Dazu musste der gute Mann nicht zwei Mal aufgefordert werden.
Sam verbrachte den Nachmittag im Zustand erzwungener Untätigkeit, einer Art Vorhölle, in der nackte Ungewissheit herrschte. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er konnte nur das Beste hoffen; während der ersten kritischen Phase des Plans musste
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