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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Kirche gefahren ist.»
    «Name?»
    «Keine Ahnung.»
    «Datum?»
    «Weiß ich auch nicht genau … Egal, war ja nur so ein Gedanke.»
    «Merrily, auch ein so spitzenmäßiger Ermittlungsbeamter wie ich …»
    «Der einzige Unfall, zu dem ich einen Namen habe, hat zu keiner Strafe geführt, soweit ich weiß, also gibt es da vielleicht auch keinen Bericht … Stella Cobham. Und es war Anfang dieses Monats. Können Sie damit etwas …»
    Während Bliss nachdachte, hörte sie im Hintergrund den Straßenverkehr.
    «Frannie?»
    «Die Doughnuts gehen auf Sie, Merrily», sagte Bliss. «Und zwar wahrscheinlich für den Rest Ihres Lebens.»
     
    Und sie hatte vergessen, ihn nach dem letzten Namen auf ihrer Liste für die Seelenmesse zu fragen.
    Andererseits, warum sollte sie ihn fragen? Oder Spicer. Spicer hatte deutlich genug gemacht, dass er die Seelenmesse nicht abhalten wollte, und sie war ein Scheißpolizeispitzel. Aber es war ja sowieso nicht offiziell.
    Merrily schaltete den Computer an, um ihre E-Mails abzurufen, und während er hochfuhr, starrte sie das Telefon an. Sollte sie?
    Egal. Was hatte sie zu verlieren? Sie suchte sich die Nummer des
Royal Oak Pub
in Wychehill heraus. Ein Typ erklärte ihr, Mr. Rajab Ali Khan sei nicht da. Also ließ Merrily ausrichten, dass sie Mr. Khan zu einem Gottesdienst einladen wolle.
    Dann waren die Mails heruntergeladen. Da war tatsächlich eine Mail mit dem Absender Pfarrhaus Wychehill .
    Liebe Merrily,
    VERTRAULICH – vielleicht interessiert Sie das hier, zum Scannen war es zu verblasst, also habe ich es abgeschrieben. Es ist ein Brief aus dem Gemeindearchiv. Er stammt aus dem Jahr 1926 und ist anscheinend an Longworth weitergeleitet worden. Offenbar hat er ihn aufgehoben, weil er für die Entscheidung wichtig wurde, wo in Wychehill die Kirche gebaut werden sollte. Ich weiß nicht, wer der Absender ist und über wen er schreibt – der Brief könnte sogar eine Fälschung sein –, aber Winnie war sehr beeindruckt, also vermute ich, dass einer von beiden Elgar ist. Haben Sie mitbekommen, dass Winnie ihr Cottage in Starlight Cottage umbenannt hat?
    Spicer hatte die Mail nicht einmal unterschrieben. Merrily scrollte nach unten zu dem Brief.
    Mein lieber Sirius,
    wie geht es dir? Wir haben uns seit dem schrecklichen Verlust der armen Electra kaum gesprochen, deshalb hat mich dein Brief sehr gefreut … und es freut mich außerdem, bestätigen zu können, dass dein Freund aus Hereford mit der Bedeutung, die er der Lage Wychehills zumisst, vollkommen recht hat. Meine Erkundigungen haben ebenfalls zu dem Ergebnis geführt, dass es eine überaus günstige Stelle für den Bau einer Kirche oder eines Tempels wäre. Wir haben ja schon einmal darüber gesprochen, dass es eine kultische Tradition in den Malvern Hills gab, die schon lange vor dem Christentum einsetzte, und zudem eine unglaublich inspirierende und lange vergessene Tradition sakraler Musik. Ich bin davon überzeugt, dass es in Südengland keine geeignetere Region als diese gibt, um Musik von überwältigend erhabener Kraft zu erschaffen und aufzuführen. Deine eigene Musik ist für diese außerordentlichen Einflüsse Beweis genug.
    Bitte teile mir mit, ob ich dir noch auf andere Weise behilflich sein kann.
    Mit allen guten Wünschen
    Starlight
    An diesem Abend war Jane mit Eirion verabredet, und Merrily ging zu Lol hinüber. Sie unternahmen einen Spaziergang zur Coleman’s Meadow, und Merrily zeigte Lol die E-Mail.
    «Wenn einer von beiden Elgar ist, dann wahrscheinlich Sirius.»
    «Und Electra?»
    «Das müsste Elgars Frau Alice sein. Sie war ein paar Jahre zuvor gestorben.»
    «Musik von überwältigend erhabener Kraft», sagte Merrily. «Was stellst du dir darunter vor?»
    «Ich glaube, das soll Musik sein, die über das menschliche Vermögen hinausgeht.»
    Coleman’s Meadow war leer. Lol erzählte, dass er bei seinem letzten Besuch Hereford-Rinder auf der Weide gesehen hatte, doch nun hoppelten nur ein paar Hasen an der Hecke herum.
    Der Pfad, der mitten über die Weide verlief, war unglaublich auffällig, sogar im schwindenden Tageslicht. Auch hinter dem Gatter, wo er im Unterholz verschwand, spürte man ihn wie ein Stromkabel, das den Cole Hill erhellte, der – obwohl es beinahe zehn Uhr abends war – in einem beinahe unirdischen Nachglühen des Sonnenuntergangs schimmerte.
    «Was meinst du?», fragte Lol. «Ist das schützenswert?»

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    Teil drei
    Hauptsächlich durch ihre Gesänge hielten

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