Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Die lauten Trompetenstöße waren wahr-scheinlich bis zur Hühnerfarm der Länsiös zu hören.
    Obwohl es schon später Abend war, entzündeten Lucia und Taisto in einem der Schmelzöfen ein großes Feuer aus trockenen Birkenscheiten. Vor Einbruch der Dunkelheit erschien der Nachbar, Bauer Matomäki, mit einer Strohfuhre auf dem Fabrikgelände. Jetzt bekam Emilia erst mal ein anständiges Bett. Auf dem Traktor-anhänger lagen außerdem zwei Tonnen Grummet, das sie mit gutem Appetit fraß.
    »Nachschub kommt, sowie Bedarf besteht«, versprach Matomäki.
    Taisto Ojanperä hatte das Bettzeug seiner verstorbe-nen Frau gewaschen und bot Lucia ein Quartier im Obergeschoss seines Hauses an, alles war bereit.
    Er erzählte von dem Autounfall und dem Tod seiner Frau, er war also Witwer. Er erklärte, charakterfest zu sein und keine Schweinereien im Schilde zu führen, vielmehr wünsche er, dass Lucia sich in ihrem neuen Domizil wohl fühle.
    Lucia war froh, dass er nicht von ihr verlangte, ins Bett seiner verstorbenen Frau zu ziehen, sondern ihr einen eigenen Raum zur Verfügung stellte. Sie war drauf und dran zu erwähnen, dass sie in gewisser Weise mit einem Russen namens Igor verheiratet sei, unterließ es dann aber doch. Was ging das Taisto an, und letztlich war die ganze Trauung in Hermantowsk eher das Vor-spiel zu einem großen Fressgelage denn eine richtig überlegte Eheschließung gewesen. Dann fiel ihr ein, dass sie inzwischen für tot erklärt worden war, sodass die Sache mit der Hochzeit sowieso längst veraltet war. Taisto Ojanperä hatte die Chance, ein zweites Mal Wit-wer zu werden, wenn alles gut liefe und sie, Lucia, am Leben bliebe, und wenn sich zwischen ihnen eine Art von Beziehung entwickeln würde.
    Sie besprachen die praktischen Dinge. Taisto entwi-ckelte den Gedanken, dass es aus wirtschaftlichen Gründen günstig wäre und sich auch einfach bewerk-stelligen ließe, Emilias Dung, hundert Kilo pro Tag, auf den Glasöfen zu trocknen und dann als Brennstoff zu verwenden. So könnten sie viel Holz sparen, und gleich-zeitig wären die hygienischen Bedingungen erträglich. Er, Taisto, könnte vermutlich preiswert einen kleinen Stalltransporter beschaffen, mit dem sich der Dung zum Ofen karren und hinaufhieven ließe. Man brauchte nur einen tüchtigen Schweißer, zum Beispiel Matomäki, der einen engmaschigen Rost auf dem Ofen anbrachte, und die unten brennende Glut würde den Rest besorgen. Dann brauchte man nachher nur noch die Klappe zu öffnen und den Ofen mit dem trockenen Dung zu be-schicken, einfach und umweltfreundlich!
    Nachts wusch sich Lucia in ihrer Wohnung im Ober-geschoss des Kaufmannshauses. Sie benutzte den Fön der verstorbenen Hausfrau. Während sie ihr langes blondes Haar bürstete, musterte sie sich im Spiegel des Duschraumes. Sie war jetzt dreißig, an ihrem Körper war keine Spur von Cellulite zu erkennen. Ein Ohr war ein wenig größer als das andere. Die Lippenlinie war vorteilhaft, die Hüften vorzüglich.
    Emilia schlief fünfzehn Kilometer entfernt in der Wärme des Schmelzofens der Glasfabrik. Auch Lucia legte sich in ihr Bett. Schläfrig verglich sie Taisto Ojanperä mit Oskari Länsiö. Der Unterschied war be-trächtlich. Auch der gute alte Igor kam ihr flüchtig in den Sinn, begleitete sie aber nicht bis in ihren Traum.
    FRÖHLICHE WEIHNACHTEN
    IN SATAKUNTA
    Der Herbst in der Glasfabrik war eine Zeit des Einge-wöhnens. Zunächst machte Lucia die Halle gründlich sauber. Über den Glasöfen wurde ein Rost installiert, auf dem Emilias Hinterlassenschaften getrocknet wer-
    den konnten. Durch das Verbrennen der knochentrock-nen Dungfladen blieb die Halle warm, und man brauch-te nicht extra einen Mistschuppen zu bauen. Lucia lüftete die Halle zweimal wöchentlich, damit keine Ge-ruchsbelästigungen entstanden. Sie fand es bequem, den Elefanten hier zu betreuen, und, was am wichtigs-ten war, Emilia gewöhnte sich gut an die neuen Bedin-gungen. Wenn Lucia dann noch, in Abhängigkeit vom Wetter, einmal täglich mit ihr nach draußen ging, war alles in Ordnung. Emilia war gesund und zutraulich. Lucia konnte sich endlich einmal richtig ausruhen. Sie half Taisto zwar im Laden und bezog dafür auch einen tariflichen Lohn, aber sie bekam stets frei, wenn sie sich müde fühlte oder aus irgendeinem Grunde länger bei Emilia in der Glasfabrik zu tun hatte.
    Lucia richtete sich ihre Wohnung nach ihrem Ge-schmack ein. Sie hatte während der ganzen Zeit, da sie in der Sowjetunion und im

Weitere Kostenlose Bücher