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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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dass die Männer Schutzanzüge und Gasmasken anlegten. So ausgerüs-tet, zogen sie einen Wasserschlauch herein, und bald war Emilia gründlich von allen Seiten gewaschen. Sie genoss ganz augenscheinlich das warme Bad. Als die Männer die Aluminiumtanks gegen ihren Körper lehnten und ihr Rücken und Flanken gründlich bürsteten, keuchte sie vor Wohlbehagen. Zum Schluss der Behand-lung wurde noch der Fußboden abgespritzt und auch der Schmutz entfernt, der sich auf den Öfen angesam-melt hatte. Der ekelerregende Gestank verschwand aus der Halle. Dann schlossen die Männer die Türen hinter sich und gaben Emilia Gelegenheit zu schlafen.
    Die Feuerwehrleute versprachen, den Elefanten am folgenden Morgen ein zweites Mal zu waschen und von da an zweimal täglich, ganz wie es der Tierarzt empfoh-len hatte. »Wir machen diese Einsätze zum Selbstkos-tenpreis, das Wasser gibt es umsonst, und auch der Sprit kostet nicht viel«, versprach Spritzmeister Riisikka-la. Im Zivilberuf war er Sportlehrer am Gymnasium von Ulvila. Er vertrat die Meinung, dass sich die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr nicht nur auf das Löschen von Bränden beschränken sollten, sondern dass auch allgemeine Erfahrungen im Einsatz von Wasser dazuge-hörten. Als ein Beispiel für ihre vielseitige Tätigkeit erzählte er, wie sie im Sommer den Gärbottich der Bier-brauerei von Pori ausgepumpt hatten, weil jemand versehentlich hundert Kilo Bierhefe zu viel hineingetan hatte. Auch damals hatten sie Schutzanzüge und Sau-erstoffmasken verwenden müssen. Der Geruch in der Brauerei war so stark gewesen, dass die Männer ohne die modernen Schutzvorkehrungen völlig berauscht gewesen wären.
    »Elefanten haben wir bisher noch nicht gewaschen, aber es hat ja ganz gut funktioniert«, meinte er noch zum Schluss und führte die Hand an den Helm.
    FUTTERDIEBE SIND IN NÄCHTLICHER DUNKELHEIT UNTERWEGS
    Dank der eifrigen Pflege durch die Feuerwehrleute genas Emilia rasch. Das Fieber sank, der Appetit kehrte zu-rück, der Magen kam in Ordnung und die Ausscheidun-gen waren wieder trocken. Kaufmann Taisto Ojanperä bezahlte die Rechnung der Freiwilligen Feuerwehr. Die war zwar nicht hoch, aber Lucias Barschaft war ein für alle Mal aufgebraucht. Sie war völlig auf Taistos Wohl-wollen angewiesen. Auch Laila konnte ihr finanziell nicht helfen, denn Oskari Länsiö gab seiner Frau so gut wie kein Geld. Er vertrank alles, was er für die Eier einnahm. Und die Milch von den wenigen Kühen er-brachte nicht genug, um einen hungrigen Elefanten zu ernähren, auch wenn Laila guten Willens war.
    Lucia hatte kein Geld mehr, um die Bauern im Um-land für das Futter zu bezahlen. Sie mochte auch nicht Taisto ständig um höheren Lohn bitten, zumal ihr Emi-lias Betreuung kaum Zeit ließ, ihm im Laden zu helfen. Gemeinsam mit Laila holte sie das Halmfutter aus im-mer entlegeneren Dörfern, sie nahmen sich im Allgemei-nen mehr als abgemacht und holten oft nachts noch auf eigene Faust Nachschub. Das machten sie sich regel-recht zur Gewohnheit, sie entwickelten sich im Laufe des Frühjahrs fast zu professionellen Futterdieben.
    Ein- oder zweimal in der Woche rüsteten sie sich zu ihren nächtlichen Touren. Sie verfolgten genau den Wetterbericht. Am sichersten war es, vor dem Einsetzen von Schneefall aufzubrechen, denn der Schnee verdeck-te die Spuren. Lailas Mann Oskari schlief um die Zeit für gewöhnlich seinen Rausch aus. Taisto wiederum hörte nicht, wenn Lucia das Haus verließ, oder er tat zumindest so. Die erfahrene Zirkusprimadonna vermied Geräusche, wenn sie sich auf ihre verbotenen Pfade begab. Beide Frauen zogen sich warm an, nahmen Proviant und eine Thermosflasche mit Kaffee mit. Manchmal sprachen sie miteinander über das heikle Thema. Lucia behauptete, stets geradezu idiotisch ehr-lich gewesen zu sein, aber jetzt sei sie der Versuchung erlegen und stehle Heu und sogar Stroh. Laila wiederum gestand, ihrem Vater als kleines Mädchen Kleingeld stibitzt zu haben, für das sie sich Bonbons gekauft habe. Eines Tages habe er sie erwischt. Er habe ihr einen großen Geldschein gegeben und gesagt, dass sie beide nie darüber reden wollten, und auf keinen Fall mit der Mutter.
    »Ach ja, mein Vater war wirklich prima, ließ sich im-mer eine Menge einfallen.«
    Er war erst vor drei Jahren gestorben und auf dem Friedhof von Luvia beigesetzt. Oskari hatte kein einziges Mal das Grab seines Schwiegervaters besucht, Laila hingegen ging mehrmals im Jahr hin, und immer muss-te sie weinen. Zum

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