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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Bezirk Pori entsorgten ihre überalterten Produkte nicht immer, sondern verteil-ten sie an die Bauern der Umgebung als Schweinefutter, und nun hatte Taisto also eine passende Menge leicht verdorbener Äpfel übrig gehabt, die er Emilia zukommen lassen wollte. Auf eigene Faust hatte er noch ein paar Dutzend Kilo überjährige Äpfel von den Riekkinens abgeholt, deren Hof an seinem Weg lag, Paavo hatte ihm nämlich gesagt, dass auch Tauno versprochen hatte, Futter beizusteuern. Während Taisto mit seiner Apfel-fuhre nach Nokia fuhr, schnupperte er. In dem heißen Laderaum rochen die Früchte mittlerweile sehr stark, es schien, als gärten sie. Es war ein betäubender Geruch, fast ein bisschen verführerisch, wie der von Cidre. Taisto überlegte, ob er nicht mal versuchen sollte, selbst Wein herzustellen. Im Laden blieben oft Früchte und Beeren übrig, die sich dafür eignen würden. Aber ein Kaufmann hat viel zu tun, da kann er sich zeitaufwendige Neben-arbeiten gar nicht leisten.
    Lucia und Paavo stiegen aus Emilias Sattel. Sie hat-ten diese Tankstelle für ihren Zwischenstopp gewählt, weil es dort eine geeignete Halle gab, in der sie Emilia waschen konnten, und vor allem auch, weil Taisto Ojanperä mit dem Inhaber Mikko Korpijaakko in Ge-schäftsbeziehungen stand. Die beiden waren alte Be-kannte, und diese Beziehungen ließen sich jetzt gut nutzen.
    Für Emilia fand sich ein geeignetes Nachtquartier in einer Reparaturhalle, deren Türen breit und hoch genug waren. Der Inhaber wollte die Halle kostenlos zur Verfü-gung stellen. Er sagte, dass er nie eine Hallenmiete nahm, wenn ein lebender Elefant an seine Tankstelle kam. Paavo telefonierte nach Tampere und bestellte ein Zimmer im Hotel Sokos im Zentrum der Stadt. Das Leben in der freien Natur hatte viel für sich, aber im Hotel könnte man sich gründlich die Haare waschen, sich auch sonst pflegen und sich von den Mühen der langen Waldwanderung erholen.
    Taisto Ojanperä hatte, außer den Äpfeln, auch einen Brief für Lucia und Paavo hinterlassen, darin berichtete er ihnen die letzten Neuigkeiten aus Satakunta. Paavos Frau Kaarina ließ herzlich grüßen. Laila hatte für Lucia Wollsocken gestrickt, die waren in einem Päckchen dem Brief beigefügt. Laila hatte gemeint, dass die warmen Socken bestimmt draußen im Wald angenehm wären, falls Lucia nachts in dem Sattelbett die Füße froren.
    »Oh, wie lieb«, rief Lucia, obwohl gerade glühende Hit-ze herrschte und der Bedarf für Wollsocken nicht eben groß war. Taisto Ojanperä kündigte an, dass er die nächste Fuhre in die Gegend um Heinola bringen wollte. Er hatte mit den dortigen Ladenbetreibern vereinbart, dass sie vorab Obst und Gemüse für Emilia sammelten, sodass sie für die restliche Wegstrecke versorgt war.
    Ojanperä hatte seinem Schreiben noch einen Brief der Riekkinens beigefügt, in dem sich das freundliche Ehe-paar für den Besuch bedankte und eine gute Reise sowie für Emilia guten Appetit wünschte.
    Lucia zerteilte einen Apfel, er war innen schon ein wenig braun und roch sehr stark, geradezu berau-schend. Auch der Geschmack war sehr kräftig, ganz so, als hätte man in die Kerne eines Granatapfels gebissen.
    »Die Äpfel sind vielleicht schon verdorben«, meinte Lucia zweifelnd. Auch Paavo kostete. Er fand, dass man Emilia die Früchte sehr wohl geben könnte. Ein Elefan-tenmagen vertrug bestimmt leicht gegorene Äpfel, ver-schwanden darin doch auch handgelenkdicke Erlen- und Espenschösslinge. Sie breiteten die Äpfel auf dem Rasen hinter der Tankstelle auf einer Plastikplane in der Sonne aus und sagten sich, dass sie dort schön trock-nen würden, ehe Emilia sie fraß.
    Lucia zeigte ihrem Elefanten, wo er sich aufhalten durfte, während sie und Paavo im Hotel waren. Sie brachte Inhaber Korpijaakko ein paar der geläufigsten Kommandoworte bei, damit Emilia gehorchte. Dann stieg sie mit Paavo in ein Taxi. Die beiden versprachen, gegen Abend wieder zur Tankstelle zu kommen, wenn sie nur erst im Hotel ausgeschlafen und Frühstück und mittaggegessen hätten. Für Emilia lag ja genug Futter auf dem Rasen hinter dem Haus bereit, hundert Kilo leckere, überreife Äpfel.
    Es wurde wieder sehr heiß, ein richtig schöner Som-mertag. Korpijaakko führte Emilia zu den Äpfeln. Sie kostete die Früchte genießerisch, las überraschend anmutig jeweils nur einen auf, zerquetschte und ver-schlang ihn, dabei tastete der Rüssel schon nach dem nächsten. Innerhalb weniger Minuten fraß Emilia zwan-zig Kilo

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