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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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der von Taisto Ojanperä und den Riekkinens spendierten Delikatessen. Dann bekundete sie, dass sie Durst hatte. Korpijaakko stellte ihr einen Eimer mit Wasser vor den Rüssel. Sie leerte diesen und noch einen zweiten Eimer. Danach legte sie sich hin und klaubte sich hier und da Äpfel heraus. Sie erinnerte an einen genießerischen Menschen, an eine dicke vornehme Dame, die auf dem Diwan ruht und sich ab und zu aus einer bereitstehenden Schale Weintrauben nimmt.
    Das genießerische Tierleben ging so den ganzen hei-ßen Tag weiter. Emilia ruhte auf dem Rasen hinter der Tankstelle wie eine Königin, verputzte Äpfel und verlang-te immer in Abständen, dass ihr die Angestellten einen oder auch zwei Eimer Wasser brachten. Korpijaakko selbst war mit Reparaturen an der Waschstraße be-schäftigt und hatte erst am Nachmittag Zeit nachzuse-hen, wie es Emilia draußen auf dem Rasen erging.
    »Um Himmels willen, du hast ja sämtliche Äpfel aufge-fressen!«
    Emilia lag faul ausgestreckt auf dem Rasen und sah den Inhaber zerstreut an. Äpfel? Ach ja, die gab es vor-hin, schien sie zu denken. Aus ihrem Hintern kam ein mächtiges Dröhnen, in ihren Därmen wogte Apfelsaft, der begonnen hatte zu gären. In dem riesigen Bauch befand sich ein beträchtlicher Weinkeller. Korpijaakko befürchtete, dass hundert Kilo Äpfel womöglich sogar für einen Elefanten zu viel waren. Aber da Emilia in jeder Hinsicht zufrieden wirkte, sagte er sich, dass Elefanten vielleicht einfach Vielfraße waren und fertig.
    Am Abend stopfte sich Emilia die letzten Äpfel ein, rülpste und ließ gewaltige Furze, sodass die ganze Um-gebung nach saurem Apfelwein stank. Sie stand auf abgespreizten, unsicheren Beinen da und hielt glücklich die Augen geschlossen. Sie war betrunken, und je weiter der Abend voranschritt, desto trunkener wurde sie. Jetzt trafen Lucia und Paavo ein. Emilia stand wie ein Säge-bock auf dem Rasen, wankte und ließ aus dem Hintern den überschüssigen Druck in die sommerliche Natur ab.
    EMILIA RANDALIERT
    Emilia war voller Tatendrang. Lucia und Paavo schafften es kaum, den Baldachin und das Gepäck auf ihren Rücken zu hieven, als sie auch schon losmarschierte. Die beiden Reiter stiegen schleunigst in den Sattel und winkten Korpijaakko, der sie bis auf die Straße begleite-te, zum Abschied zu. Lucia lenkte Emilia auf eine Orts-straße, die dem Nordufer des Pyhäjärvi folgte.
    Paavo überlegte, ob er die Polizei von Tampere anru-fen und sie bitten sollte, einen Streifenwagen als Geleit-schutz zu schicken. Sie beabsichtigten, Tampere im Norden zu umwandern, und zwar auf der Straße, die am Näsijärvi vorbeiführte. Dort herrschte unter Umständen starker Verkehr.
    Als Emilia auf die Landstraße kam, lief sie zu großer Form auf. Mit ausgestrecktem Rüssel legte sie ihr bestes Tempo vor, und das war nicht wenig. Lucia und Paavo klammerten sich erschrocken an die Eckpfeiler des Sattels. Emilia raste dermaßen schnell, dass sich der Baldachin kaum oben hielt. Lucia schrie, dass sie Emilia noch nie so in Fahrt gesehen habe. Auf der Landstraße war Tempo fünfzig erlaubt, aber Emilia kümmerte sich nicht darum, sondern überholte unbekümmert mehrere Pkws, die in Richtung Tampere unterwegs waren. Die Autofahrer machten bereitwillig Platz, als von hinten der Elefant angeprescht kam. Aus der Höhe ihres Sattels sahen Lucia und Paavo, wie entsetzt die Leute in den Autos waren. Kein Wunder, denn vermutlich war noch keiner von ihnen von einem Elefanten überholt worden.
    Emilias Ohren flatterten im Abendwind, während sie über die Landstraße raste. Sie stieß wilde Trompetenlau-te aus, die garantiert bis nach Tampere zu hören waren. Paavo brauchte nicht extra um einen Polizeistreifenwa-gen bitten. Ihr wilder Ritt sorgte für so viel Aufsehen in der Gegend, dass bei Polizei und Feuerwehr sowohl in Nokia als auch Tampere pausenlos Notrufe eingingen. Wenn ein Elefant sein Bestes gibt, ist das weithin zu sehen und zu hören.
    In seiner Not rief Paavo bei Seppo Sorjonen an, erzähl-te ihm, dass Emilia verrückt geworden sei und fragte, ob der Tierarzt vielleicht einen Rat wisse. Sorjonen versuch-te, Lucia und Paavo zu beruhigen. Hatte Emilia etwas Schlechtes gegessen? Als er erfuhr, dass sie sich im Laufe des Tages hundert Kilo halb verfaulter Äpfel ein-verleibt hatte, wusste er sofort, was los war.
    »Emilia ist berauscht. Volltrunken.« »Wieso? Sie hat keinen Alkohol bekommen, nur ein
    paar Eimer Wasser.«
    Nur mit Mühe konnte Lucia Emilia

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