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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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einen unbekannten Ort verbracht werden sollte, wo man ihn vielleicht schlachten oder ihm etwas anderes Böses antun wollte. Sie beschlossen, sich eingehend zu informieren und die unschuldige Kreatur zu retten, koste es, was es wolle.
    Die Polizisten sperrten den Bereich mit gelben Plas-tikbändern ab und brüllten das Publikum an, es solle auseinander gehen. Das ist eine uralte Gepflogenheit der Polizei, und besonders der von Häme.
    Lucia und Paavo gingen durch das Schaufenster in den Laden und versuchten Emilia zu beruhigen. Sie stand in dem engen Raum hinter dem Ladentisch, und an ihrem Rüssel hing ein riesiges Bündel schwarzer Würste von Tapola.
    Die Leute hinter der Absperrung spähten neugierig herein und wunderten sich, was ein Elefant, und um einen solchen handelte es sich eindeutig, im Fleischer-laden machte. Die Grünen erklärten, dass es sich wahr-scheinlich um einen Fall von Tierquälerei handle und dass man unbedingt einschreiten müsse. Das sei zwar gerade im Moment nicht möglich, aber über kurz oder lang werde man das unglückliche Geschöpf aus den Klauen der Polizei und der grausamen Folterer befreien.
    Lucia und Paavo konnten Emilia endlich so weit be-ruhigen, dass sie bereit war, den Laden zu verlassen. Die Polizisten halfen ihnen, den Sattel wieder hinaufzu-wuchten und den Baldachin zu befestigen. Die beiden blieben aber noch unten stehen, um den Vorfall zu klären. Die Polizisten riefen den Dienst habenden Kri-minalkommissar an, und als der eintraf, wurde das ganze Geschehen aufgenommen. Zwei Wachtmeister waren der Auffassung, dass es sich möglicherweise um Trunkenheit am Steuer handle, doch dem wollte sich Paavo nicht anschließen.
    »Wir haben keinen Tropfen getrunken, und am Sattel befindet sich außerdem kein Steuer.«
    Emilia schien immer noch betrunken zu sein. Sie stand bedeppert mitten auf der Straße, erkannte, dass sie sich unpassend benommen hatte und begriff nicht, was mit ihr los war. Sie seufzte tief, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie schämte sich. Sie war letztendlich ein braves Tier, das niemandem etwas Böses wollte, und normalerweise entsprach es nicht ihrem Wesen, kopflos durch die Straßen zu preschen, und schon gar nicht, Fensterscheiben zu zerbrechen.
    Die Polizisten fanden im Laden einen Besen und eine Schaufel und fegten drinnen und draußen die Scherben zusammen. Jemand rief den Ladeninhaber an, und der kam, um den Schaden zu begutachten. Als er vor Ort eintraf, konnte er sich mit eigenen Augen davon über-zeugen, dass ein lebender Elefant seinen Laden besucht hatte.
    Die jüngeren Polizisten überlegten, ob sie beim be-trunkenen Elefanten einen Atem-Alkoholtest machen sollten, um festzustellen, ob er mehr als 0,5 Promille im Blut hatte. Darauf sagte Paavo, falls es tatsächlich jemand wagen sollte, in den Rüssel eines vier Tonnen wiegenden Elefanten einen Alkotester zu stecken, so würde er denjenigen nicht nur auf der Stelle umbringen, sondern ihn auch ins dicke Buch der größten Polizei-dummheiten aller Zeiten eintragen.
    Es wurde vereinbart, dass der Inhaber für das zerbro-chene Schaufenster und das Chaos im Laden eine an-gemessene Rechnung an Paavo Satoveräjä auf Gut Köylypolvi schicken sollte, die seine Frau Kaarina ganz sicher umgehend begleichen würde.

Endlich kletterten Lucia und Paavo wieder in den Sat-tel. Die Polizisten stiegen in ihre Autos. Der Ambulanz-wagen fuhr zurück ins Depot nach Nokia. Emilia hatte sich beruhigt und trabte ganz brav durch die Straßen. Der Weg führte sie über die Brücke des Tammerkoski-Wasserfalls zum Stadtteil Kaleva. Begleitet von einem Polizeikonvoi trabte Emilia am großen Krankenhaus vorbei. Von dort ging es weiter nach Kangasala. Die Polizisten verabschiedeten sich vom Elefanten und den beiden Reitern und wünschten fortan eine ruhigere Reise. Sie sprachen die Hoffnung aus, dass, wenn die Herrschaften das nächste Mal Tampere besuchten, sie dann möglichst nicht mit dem Elefanten in einen Flei-scherladen eindrangen.
    Die folgende Nacht verbrachten sie in Kangasala, an einem steilen Berg in der Nähe des Automuseums. Am nächsten Morgen war Emilia bereits völlig nüchtern, aber da sie erst eine beginnende Säuferin war, hatte sie offenbar einen mächtigen Kater. Armes Tier.
    Lucia und Paavo brachten Emilia ans Seeufer, damit sie baden und klares Wasser trinken konnte. Nach und nach besserte sich ihr Befinden, sie wurde wieder ganz die Alte. Am Nachmittag rief Seppo Sorjonen an und erkundigte sich, ob

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