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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Emilia bereits nüchtern sei. Er vermutete, dass von einem Apfelrausch kaum mehr als ein Kater zu erwarten war. Wenn erst die ganze Maische aus ihrem Magen heraus war, wäre sie völlig wiederher-gestellt.
    Sorjonen ließ sich über den Alkoholismus von Tieren aus, über den er einst eine Belegarbeit geschrieben hatte, als er in der Schweiz, in Zürich, studiert hatte. Hach, das waren Zeiten gewesen! Er erzählte, dass Ratten, Mäuse und Meerschweinchen die versoffensten Tiere waren. Sie wurden manchmal jahrelang unter Alkohol gesetzt, weil man herausfinden wollte, ob sie ins Delirium kamen, wie ihre Leber das ständige Trinken vertrug und ob sie in betrunkenem Zustand bösartig wurden.
    Ferner wusste er, dass speziell die Paviane scharf auf Schnaps waren. In den Freiluftrestaurants schlürften sie pfiffig aus den Gläsern gutgläubiger Touristen, sowie die nur mal den Blick abwandten. Und Schweine gewöhnten sich schneller das Trinken an als Frauen. In den 1960er Jahren war mehrfach das Delirium bei Schweinen un-tersucht worden, Schweden war führend in der medizi-nischen Erforschung saufender Schweine. Dort sind über das Thema fünf Dissertationen geschrieben wor-den, drei in Lund und zwei in Uppsala.
    Am Ende des Telefonats erwähnte er noch die Winter-drosseln, die total besoffen wurden, wenn sie Vogelbee-ren fraßen, die beim Reifen gegoren und von ihrem Alkoholgehalt her mit Rumbonbons zu vergleichen wa-ren. Die Winterdrosseln und auch die Gimpel wurden davon so benebelt, dass sie gegen den Baum flogen, buchstäblich, gegen die Fenster prallten und auf den Boden fielen, genau wie betrunkene Menschen.
    Abschließend forderte er Paavo und Lucia noch auf, Emilias Zustand in den beiden nächsten Tagen zu beo-bachten.
    »Nach dieser Sauferei könntet ihr den Rüssel von in-nen waschen, dafür eignet sich eine Flaschenbürste – oder vielleicht eine Fahrradpumpe.«
    Er erwähnte, dass sich im Rüssel des Elefanten zwei Löcher befanden und nicht nur eines, wie allgemein angenommen. Der Rüssel ist die Nase des Elefanten, überraschend lang und elastisch zwar, aber dennoch eine Nase, und somit befinden sich darin auch zwei Öffnungen.
    IM IRREN DORF HUUTOLA
    In Kangasala blieben sie ein paar Tage, machten ein bisschen Urlaub. Der Ort war schön und sauber, die Landschaft herrlichstes Finnland und die Menschen freundlich. Die Häuser wirkten schmuck und gepflegt, überall war ein gewisser Wohlstand zu erkennen. Dies war schönstes Häme, eine Region tüchtiger Menschen. Durch diese Welt auf einem Elefanten zu reiten war ein Vergnügen.
    Paavo schrieb ein paar Ansichtskarten mit schönen Landschaftsaufnahmen von Häme, eine schickte er auch nach Hause an seine Frau Kaarina. Er berichtete, dass die Reise bisher ausgezeichnet verlaufen sei, abgesehen vom Besuch in Tampere. Emilia sei wild geworden, nachdem sie hundert Kilo faule Äpfel gefressen habe. Den Reiseplan hatten sie bisher eingehalten, und er gehe davon aus, dass er auf jeden Fall gegen Ende des Sommers wieder seine Arbeit auf dem Gut aufnehmen könne. Unten an den Rand schrieb er noch liebe Grüße von Emilia, Lucia erwähnte er nicht extra.
    In der zweiten Juliwoche zogen sie weiter über Pälkäne, Luopioinen, Padasjoki, Asikkala in Richtung Heinola. Die ganze Zeit schönstes Seen-Finnland! Nachts ritten sie, tagsüber ruhten sie und betrachteten die Landschaft. Es war beste Urlaubssaison, überall auf den Seen waren Leute mit Ruderbooten unterwegs. In einigen Lokalzeitungen gab es kleine Meldungen über die Elefantensafari, ein Blatt brachte sogar ein Foto von Emilia mit Lucia und Paavo im Sattel. Ansonsten mach-ten die Leute in Häme kein großes Gewese um den Elefanten, ruhig schauten sie zu, wie das riesige Tier durch ihre Dörfer zog.
    Ende der Woche kamen sie an die Grenze zur Provinz Savo, in einen Ort namens Huutola. Es war ein elendes, abgelegenes Kaff, zu ihm hätte besser der Name Dummsdorf gepasst. Als Emilia, Lucia und Paavo mor-gens im Nieselregen dort auftauchten, kam Bewegung ins Dorf. Im Laden versammelte sich ein Dutzend Kun-den, hauptsächlich Männer und junge Burschen, die sich mit Bier eindeckten und, trotz der frühen Stunde, gleich draußen vor dem Eingang anfingen zu trinken. Sie fanden, dass das Auftauchen des Elefanten und der beiden Fremden etwas Besonderes war, ein passender Anlass zum Saufen, und den finden Säufer ja immer.
    Paavo und Lucia kauften Proviant ein, dann erkundig-ten sie sich bei den Männern, wo sie für den

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