Ein Elefant im Mückenland
Objekt der praktischen Aktivitäten dieser Gruppe. Das Auftauchen des riesigen Tieres in Tampere war wie ein Startschuss, dessen Echo weit hinein in die kom-menden Generationen, zu Milliarden von Menschen, über Tausende von Jahren hinweggetragen würde. Der Schutz kleiner Erdenwürmer war wichtig, wurde aber leider kaum beachtet. Erst wenn ein Elefant oder etwa ein Wal befreit werden, gibt es Schlagzeilen in den Zei-tungen, und die grüne Idee bekommt die verdiente Aufmerksamkeit.
KAARINAS ELEFANTENSATTEL
Nach dem missglückten Selbstmordversuch des Pastors kehrten Lucia und Paavo wieder in den Laden zurück, wo der Kaufmann aus der Dorfpost, die er mitverwaltete, mehrere an Paavo adressierte Briefe zog. Poste restante! Für Lucia war ein auf russisch verfasster Brief von Igor gekommen. Der war jetzt Fernfahrer, zweimal in der Woche befuhr er die Strecke zwischen St. Petersburg und Kotka. Der gute alte Zugdiener wollte seine verstor-bene Ehefrau gern treffen und teilte ihr mit, dass sie ihn über das Mobiltelefon im Auto erreichte, dann könnten sie einen Treffpunkt irgendwo zwischen der Ostgrenze und Kotka ausmachen. Außerdem bestellte er noch liebe Grüße an Emilia.
Von Laila Länsiö war ein trauriger Brief gekommen, ihr Mann Oskari war gestorben. Das Begräbnis sollte in einer Woche stattfinden. Ob Lucia und Paavo wohl nach Luvia kommen könnten? Als Sargträger wollte Laila gern Taisto Ojanperä, Spritzmeister Riisikkala und weitere kräftige Männer der Freiwilligen Feuerwehr gewinnen. Paavo wollte sie einfach nur so dabeihaben.
Paavos Frau Kaarina schrieb, dass sie sehr angetan von Spritzmeister Riisikkala sei. Der hatte unlängst, in der Zeit um Mittsommer, eine Brandschutzübung auf Köylypolvi abgehalten und hatte das Gut auch sonst häufig besucht. »Er hat mir bei der Gartenarbeit gehol-fen, weil ich mit allem so allein bin. Wir haben darüber gesprochen, dass später im Herbst die Schüler bei uns Johannisbeeren pflücken könnten, er ist ja im Zivilberuf Sportlehrer und könnte die Kinder leicht für diesen Einsatz gewinnen. Außerdem habe ich beschlossen, mir bei dem Tischler, der im Altenheim wohnt, bei Eljas also, ebenfalls einen Sattel zu bestellen, der genauso ist wie der, den ihr dort habt. Es sollte eigentlich eine Über-raschung für dich sein, aber ich kann nicht anders und muss es dir jetzt schon erzählen. Man könnte darin auf dem Traktoranhänger sitzen, nur so aus Spaß, aber eigentlich ist er für das Gästehaus gedacht. Es wäre doch schön für die Gäste, in einem Elefantensattel zu schlafen, zumal die ganze Provinz schon über deine und Lucias Reise Bescheid weiß. Mit besten Grüßen, Kaarina.«
Paavo war vom Brief seiner Frau eigenartig berührt. Warum ein zweiter Sattel? Und was sollten die Hinweise auf ihn und Lucia? Seltsam.
Als sie ihre Post gelesen hatten, verließen sie das elende Dorf Huutola. Wieder studierten sie eingehend die Landkarte. Sie beschlossen, nach Osten, zum Salpausselkä, zu reiten. Aus dem Höhenprofil ging hervor, was Paavo ohnehin schon wusste, dass die dortigen Höhenrücken ein gutes Gelände zum Wandern sind. Lucia stammte aus Lemi, also wollten sie nach Luumäki reiten, dort im Motel übernachten und an-schließend gen Norden nach Lemi weiterziehen. Lucias Elternhaus war unbewohnt und bestimmt schon recht verfallen, trotzdem war ihr der Besuch wichtig. Sie hing an dem elterlichen Bauernhof und wollte ihn gern noch einmal sehen. Ihre Eltern hatten ihn einst an einen Waldkonzern verkauft und waren auf ihre alten Tage in eine Stadtwohnung nach Lappeenranta gezogen. Jetzt waren beide schon tot.
Zu Hause auf Gut Köylypolvi setzte Kaarina ihr Vor-haben in die Tat um. Sie vereinbarte mit dem inzwi-schen zum aktiven Liebhaber avancierten Sportlehrer Tauno Riisikkala, dass er Meistertischler Eljas bitten sollte, noch einmal haargenau den gleichen Elefanten-sattel anzufertigen, den er im Frühjahr gemacht hatte. Sie sagte ihm, wenn er die Bestellung aufgegeben hätte, wäre von da an seine Anwesenheit auf dem Gut in jeder Phase des Projekts natürlich und wünschenswert.
Riisikkala rief im Altenheim an und schlug Eljas zwei Wochen Sommerurlaub vor. Die Leiterin war nicht be-geistert davon, dass die Bewohner auf ihre alten Tage im Akkord Elefantensättel produzierten, sie sollten sich besser mit Knetmasse beschäftigen oder den Rollstuhl schieben. Trotzdem gab sie die Erlaubnis, und so holte Riisikkala den Alten mit dem Dienstauto der Feuerwehr ab. Er
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