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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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an. Was versuchte man ihm mitzuteilen? Wer steckte hinter all dem?
    Als er sich wieder dem Computer zuwandte, entdeckte er eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm. Nathan drückte auf den Button für Wiederherstellen und der Hyperlink erschien wieder. Er klickte: In einem parallelen Fenster öffnete sich ein Multimedia-Player, und kurz danach lief ein kleiner Film ab. Dank seines hochauflösenden Bildschirms konnte Nathan die Bilder einigermaßen erkennen. Es handelte sich um eine Folge von Bildern einer Überwachungskamera an einer Tankstelle. Der Ort war derselbe wie auf dem Foto, doch dieses Mal konnte man Jeffrey Wexler erkennen, der sich über den Jeep beugte und den Tank füllte. Nathan begriff nicht auf Anhieb, mit welcher Absicht man ihm diese Bilder anbot. Dann entdeckte er rechts unten das genaue Datum und die genaue Uhrzeit: 19.   Dezember, 19.14   Uhr.
    Er hatte dem Polizeiprotokoll entnommen, dass der Unfall gegen 19.20   Uhr geschehen war. Es gab keine sechsunddreißigtausend Tankstellen in der Umgebung von Stockbridge. Die Nummer der Zapfsäule und das Texaco-Logo, die auf dem Bildschirm zu erkennen waren, machten es leicht, den Ort zu identifizieren. Nathan war sich ziemlich sicher, dass es sich um die Tankstelle von Naumkeag handelte, sie lang unweit der Kreuzung, an der Ben Greenfield angefahren worden war.
    Wenn also Jeffrey um 19.14   Uhr seinen Tank gefüllt hatte, blieben keine Zweifel an seiner Schuld offen.
    Plötzlich sprang das Bild vor. Man hatte die Zeit herausgeschnitten, in der Jeffrey bezahlen gegangen war, und sah jetzt, wie der alte Mann schwankend auf den Jeep zuging. Bevor er sich hinters Lenkrad setzte, trank er einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
    »Aber diese Bilder beweisen ja, dass Sie völlig unschuldig sind«, rief Abby, die sich unbemerkt hinter ihren Chef gestellt hatte, um den Film anzuschauen.
    Nathan zuckte lediglich die Achseln. Dann wandte er sich zu seiner Sekretärin um und bemerkte, dass ihre Augen vor Aufregung funkelten.
    Zuletzt sah man, wie der Wagen losfuhr. Nathan versuchte den Film zurückzuspulen, aber ohne Erfolg. Er gab sich große Mühe, den Film auf die Festplatte seines Computers herunterzuladen, aber auch das misslang.
    »Scheiße«, stieß der Anwalt hervor. »Er hat den Film von der Website genommen.«
    »Aber wer steckt dahinter?«
    »Wer dahinter steckt? Ich werde es Ihnen verraten: Es kann nur der Besitzer dieser erbärmlichen Tankstelle sein. Ein Typ, der sich freut, dass er die Wahrheit herausgefunden hat.«
    »Aber warum will er seine Identität verbergen?«
    »Weil er vorsichtig ist. Er möchte, dass wir wissen, wer er ist, aber er möchte nicht, dass wir Beweise gegen ihn sammeln.«
    »Beweise wofür?«, erkundigte sich Abby arglos.
    »Beweise dafür, dass er mich erpresst.«
    Die junge Frau setzte sich neben ihren Chef.
    »Hören Sie, Nathan, Sie müssen sich wieder fangen. Auch wenn ich nicht weiß, weshalb Sie das tun, weiß ich, dass es keine gute Idee ist. Noch können Sie aussteigen. Sie können doch nicht Ihre Karriere opfern, um Ihren Schwiegervater zu schützen.«
    »Ich will nicht Jeffrey schützen, sondern meine Frau und meine Tochter.«
    »Sie schützen sie nicht, indem Sie die Schuld Ihres Schwiegervaters auf sich nehmen«, sagte sie aufgebracht und hielt ihm den Artikel aus dem National Lawyer unter die Nase. »Hinter vorgehaltener Hand spricht man von Ihnen bereits in der Vergangenheit, und wenn Sie nicht reagieren, sind Sie erledigt. Aber das brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären.«
    Nathan schwieg. Zweifel erfassten ihn. Abby hatte vielleicht Recht. Es wäre so angenehm, einen Rückzieher zu machen … und dieser unerwartete Film eröffnete ihm sogar die Möglichkeit dazu. Hatte er nicht alles getan, um seinem Schwiegervater zu helfen? Wenn er so weitermachte, würde er sich eine Menge Probleme einhandeln.
    Vielleicht wird es Zeit, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren und um deine Ehre zu kämpfen, dachte er erleichtert.
    Im selben Augenblick hörte er, wie das Faxgerät in Abbys Büro zu surren begann.
    Nathan griff nach dem Fax; Abby schaute ihm über die Schulter: Es enthielt lediglich drei fett gedruckte Zeichen:
    1 M $
    »Eine Million Dollar«, rief die Sekretärin. »Der Typ hat den Verstand verloren.«
    Wie hypnotisiert starrte Nathan auf das Blatt Papier, das er in Händen hielt. Als er sich wieder der jungen Frau zuwandte, stand sein Entschluss fest: Ich werde meinen letzten Fall gewinnen, indem

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