Ein Fall von Liebe (Baccara) (German Edition)
besuchen?“ Sie würde die Frau, die diesen Charmeur zur Welt gebracht hatte, gerne kennenlernen.
„Sie würde in einer Gegend, in der sich Cecil aufhält, nicht mal tot überm Zaun hängen.“
Er war interessant, wie er zwischen hitzig und kühl, gesprächig und schweigsam hin und her wechselte. Dan trug sein Herz zwar nicht gerade auf der Zunge, aber beim Poker gewann er sicher auch selten. „Hört sich nach einer langen Geschichte an.“
„Sie ist eher alt als lang. Mutter hat Vater genommen statt Cecil. Cecil hat beiden nie vergeben. Er ist nicht einmal zu Vaters Beerdigung gekommen.“
„Und Sie arbeiten für ihn?“ Es war heraus, bevor sie den Mund schließen konnte.
Dan stellte ein Stück Kuchen vor sie hin, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Erst dann wandte er sich ihr zu. Sein Blick wurde erst ernst, dann sah er gefährlich aus. Ob auch andere Leute es schafften, ihn so gefährlich aussehen zu lassen, oder lag es an ihr? „Lassen Sie uns eins festhalten“, sagte er kalt. „Ich arbeite nicht für Cecil. Mir gehört der Anteil meines Vaters an der Firma. Mir gehören die Hälfte dieses Hauses, die Hälfte der Wasserrechte und die Hälfte des Staudammprojekts. Es ist ebenso gut meine Firma wie seine.“
Sie hatte offenbar einen wunden Punkt getroffen und fragte sich, ob Cecil das mit den Besitzverhältnissen auch so sah. „Aber Sie helfen ihm.“
Er sah sie an. Sein Charme war verschwunden. „Ich helfe meiner Firma.“
So war das also. Dan mochte seinen Onkel ebenso wenig wie das, was er tat. Vielleicht konnte sie Dan vom Bau des Staudamms abbringen. „Ihre Firma wird mein Reservat überfluten.“
Er schaute weg, als habe sie gewonnen und er verloren. Dann sagte er: „Enteignung.“
Er hatte also seine Schulaufgaben gemacht. Beide wussten, wer von ihnen der Verlierer war. Die Regierung würde dem Staudamm zustimmen, weil der Damm niedrige Energiekosten bedeutete. Niedrige Energiekosten waren gut für Politiker. Es war die Neuauflage einer alten Geschichte. Die Weißen brauchten das Land dringender als die Indianer. Trotzdem wollte sie ihn aufmuntern. Er schien unglücklich über den Staudamm zu sein. Langsam beugte sie sich vor und berührte seinen Unterarm. „Ich werde nicht klein beigeben.“
Kopfschüttelnd legte er die Gabel ab und nahm ihre Hand. Sie spürte die Schwielen erst an ihrem Zeigefinger, dann in der Handinnenfläche. Wenn sie nicht gesessen hätte, hätten ihre Knie jetzt nachgegeben. „Damit rechne ich. Die Frage ist nur, welche Art von Kampf?“
Sie kam nicht dagegen an. Drei einsame Jahre forderten ihren Tribut. Daher beugte sie sich so weit nach vorn, dass sie eine bleiche Narbe auf seiner Wange sah, so nah, dass sein kurz geschnittenes Haar beinahe ihre Nase kitzelte. „Sie können nachsehen. Ich habe kein Gewehr bei mir.“
Er wandte sich zu ihr und zog ihre Hand an seine stahlharte Brust. „Hier nicht“, murmelte er, während seine Lippen über ihre hinwegstrichen. „Dafür sind Sie zu schlau.“
Schlau? Sie saß gerade in Cecil Armstrongs Küche und küsste dessen Neffen – einen Mann, den sie kaum kannte und auf den sie geschossen hatte. Was war daran schlau?
Aber war er klüger als sie? Er wusste oder sollte wissen, dass sie ein Loch in seinen Hut geschossen hatte. Welcher Mann ließ sich mit einer Frau ein, die er für gefährlich hielt? Welcher Mann arbeitete für – mit – Cecil Armstrong? Was für ein Typ war dieser Dan Armstrong überhaupt?
Oh Gott! Einer, der hinreißend küsste!
Er berührte sie, als bäte er sie um Erlaubnis. Es war nicht der Kuss eines Feindes. Sogar als er seine Finger um ihre schloss, tat er das, als warte er auf ein Zeichen von ihr. Mit der anderen Hand streichelte er ihr zärtlich die Wange. Die Berührung traf sie wie ein kleiner elektrischer Schlag. Darauf hatte er offenbar gewartet, denn er begann, mit der Zunge über ihre Lippen zu fahren. Plötzlich erinnerte sie sich daran, wie es sich anfühlte, eine Frau und nicht nur Anwältin zu sein. Ihr Körper bebte vor Verlangen.
6. KAPITEL
Dan hatte Rosebud nicht küssen sollen – jedenfalls nicht vor dem Nachtisch. Aber sie hatte ihn berührt und gesagt, dass sie gegen ihn kämpfen würde. Es hatte geklungen, als wolle sie das Gespräch im Bett fortsetzen.
Er hatte ihren Widerstand brechen und ihre schwachen Punkte herausfinden wollen. Doch jetzt geschah etwas völlig anderes.
Sie kam ihm nahe.
Es war ihm völlig egal, unter welchem Vorwand er sie
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