Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
hier versteckte Zimmer und geheime Gänge. Denn meine Vorfahren waren ursprünglich katholisch. Sie haben verschiedene Vorkehrungen getroffen, um sich und ihre Glaubensgenossen vor Verfolgung und Tod zu schützen. Hinter einem der Kamine befindet sich ein sogenanntes Pfaffenloch. Vielleicht lohnt es sich, an all diesen verborgenen Orten nach Ihren Papieren zu forschen. Es könnte allerdings ein paar Wochen dauern, bis Sie alles untersucht haben.“
„Ein paar Wochen!“
Eine nette kleine Affäre würde dazu beitragen, dass die nächsten Tage wie im Flug vergingen. Nicholas gefiel die Vorstellung, sich ein wenig mit dieser faszinierenden jungen Frau zu vergnügen. Eigentlich hatte er geplant, so bald wie möglich nach London zurückzukehren oder – sofern ihn eine bestimmte Nachricht erreichte – England zu verlassen und eine ausgedehnte Reise zu unternehmen. Nichts davon allerdings reizte ihn wirklich. Da war es schon besser, mit Mademoiselle Cachet das Haus und gewisse andere Dinge zu erforschen. Wenn er erst einmal anfing, mit ihr gemeinsam die Holzverkleidung abzuklopfen und in die geheimen Gänge und Räume einzudringen, würden sie einander zwangsläufig bald näherkommen. Seine Bemühungen würden Früchte tragen. Süße verbotene Früchte!
„Wenn jemand, der sich auskennt, Ihnen hilft, reichen vielleicht ein paar Tage“, erklärte er mit unschuldiger Miene.
„Sie meinen natürlich, wenn Sie mir helfen.“
„Nun, niemand wäre dafür geeigneter als ich. Allerdings müssen Sie sich darüber klar sein, dass Sie sich womöglich einem Mörder ausliefern.“
Seine Stimmung hatte sich ebenso verändert wie sein Gesichtsaudruck. Serena begriff sofort, dass sein letzter Satz kein Scherz war. Dennoch konnte sie nicht glauben, dass dieser Mann – ganz gleich, welche Fehler er auch haben mochte – vorsätzlich einen Menschen getötet hatte. „Das ist nicht Ihr Ernst!“, rief sie aus.
„Leider doch. Das heißt, bisher weiß ich nicht genau, ob ich tatsächlich zum Mörder geworden bin. Ich habe mich vor zwei Wochen duelliert und meinen Gegner schwer verletzt. Es war, wie ich inzwischen eingesehen habe, eine große Dummheit. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, dass ich betrunken war und deshalb besonders empfindlich auf die Beleidigungen jenes Mannes reagiert habe.“
„Mein Papa hat immer gesagt, für einen Gentleman sei es besser, einen fairen Kampf auszufechten, als sich auf eine wilde Prügelei einzulassen.“
„Eine vernünftige Einstellung.“ Er zuckte die Schultern. „Mein Gegner jedenfalls bestand darauf, unsere Meinungsverschiedenheit mit dem Degen auszufechten. Mit etwas Glück und etwas Geschick gelang es mir, ihm eine kleine ungefährliche Wunde zuzufügen und ihn zu entwaffnen. Natürlich glaubte ich, damit sei alles vorbei. Ich wandte mich ab. Der Verletzte aber hob seinen Degen auf und wollte mir in den Rücken fallen. Wenn mein Sekundant mich nicht gewarnt hätte … Auf jeden Fall fuhr ich rechtzeitig herum, um den Angriff abzuwehren. Dabei wurde mein Gegner allerdings so unglücklich getroffen, dass der Arzt befürchten musste, sein Leben nicht retten zu können. Duelle sind in England seit einiger Zeit verboten, wie Sie vielleicht wissen. Also verließ ich London. Sollte mein Gegner sterben, so wird mir nichts anderes übrig bleiben, als meiner Heimat den Rücken zu kehren. Bis dahin allerdings stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.“
Bei seinen letzten Worten leuchteten seine Augen auf. Sogleich erwachte Serenas Misstrauen. Was würde Lytton als Gegenleistung für seine Hilfe verlangen?
„Ich danke Ihnen für das großzügige Angebot“, meinte sie freundlich. „Doch ich möchte Ihnen auf keinen Fall Ungelegenheiten bereiten. Im Übrigen wäre es sehr … unpassend, wenn ich so viel Zeit mit Ihnen allein verbrächte.“
„Unpassend? Aber nein, Mademoiselle Cachet. Ich denke, dass wir sogar hervorragend zusammenpassen.“
Was er damit meinte, war klar. Errötend sprang Serena auf und streckte abwehrend die Hände aus. „Ich fürchte, die Tatsache, dass ich ohne Begleitung hergekommen bin, hat Sie zu einer falschen Einschätzung meines Charakters verleitet.“
Er gab sich völlig unbeeindruckt. „Sie haben sich von mir küssen lassen.“
Die Farbe ihrer Wangen vertiefte sich noch. Nervös versuchte sie, den kleinen Knopf an ihrem rechten Handschuh zu schließen. „Nun, Mr. Lytton“, erklärte sie dann mit überraschend ruhiger Stimme, „ich möchte da
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