Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Und ich bezweifele nicht, dass sie mir Nachkommen schenken wird. Das ist es, was ich von einer Ehe erwarte. Wenn ich mehr will, werde ich es mir anderswo suchen.“
Wortlos starrte Nicholas seinen Freund an. Charles hatte natürlich recht. Fast alle Ehemänner ihres Bekanntenkreises hatten eine Mätresse oder zumindest hin und wieder eine kurze Affäre. Trotzdem wusste er in diesem Moment mit größter Sicherheit, dass er ein solches Leben unerträglich finden würde. Eine Vernunftehe kam für ihn unter gar keinen Umständen infrage.
„Ich freue mich“, wechselte Charles das Thema, „dass du wieder in der Stadt bist, Nick. Ich habe viel an dich und die schöne Serena denken müssen. Hast du dich noch immer nicht dazu entscheiden können, ihr einen Antrag zu machen? Ich bin nach wie vor der Meinung, sie wäre die ideale Gattin für dich.“
„Das ist lächerlich! Ich versichere dir noch einmal, dass ich nicht ans Heiraten denke. Serena ist übrigens in London.“
„Tatsächlich?“ Sein Freund hob die Brauen. „Ist Jasper darüber informiert?“
„Warum hätte ich Jasper davon in Kenntnis setzen sollen?“
„Weil er sehr an Serena interessiert ist“, meine Charles lächelnd. „Er hat mich sogar gefragt, ob ich ihm etwas über sie erzählen kann. Ich möchte wetten, dass er nach wie vor fürchtet, du könnest sie zum Altar führen und ihn so um das erhoffte Erbe bringen. Er steckt bis über beide Ohren in Schulden, so viel steht fest. In den besseren Spielsalons kann er sich schon seit einiger Zeit nicht mehr blicken lassen. Es heißt, er hielte sich jetzt oft in einer ziemlich üblen Spielhölle in Piccadilly auf.“
„Kennt er Serenas Namen?“
„Keine Ahnung. Ich habe ihn jedenfalls nicht erwähnt. Warum?“
„Weil du recht hattest mit deiner Vermutung, sie sei die Tochter eines Adligen. Allerdings ist sie nicht außerhalb des Ehebetts gezeugt worden. Ihr Vater ist der verstorbene Earl of Vespian.“
„Um Gottes willen! Dann wäre sie ja“, Charles runzelte die Stirn, „Lady Serena Stamppe.“
„Ja, und eine reiche Erbin dazu.“
„Und du hast sie trotzdem nicht gefragt, ob sie deine Gattin werden will? Wahrhaftig, Nick, du musst den Verstand verloren haben! Was hindert dich daran, sie zu heiraten?“
Er zuckte die Schultern. Er wusste ja selbst nicht, was ihn davon abhielt, Serena einen Antrag zu machen. Wenn er heiratete, würde ihm das Erbe seines Vaters zufallen. Serena wiederum würde sich als seine Gattin in Sicherheit befinden, niemand würde es wagen, weitere Anschläge auf ihr Leben zu unternehmen. Außerdem würde sie ihm und nur ihm allein gehören. Er würde sein Verlangen nach ihr stillen können, so oft er nur wollte, sein Leben lang. Und genau da lag das Problem.
„Du langweilst mich, Charles“, sagte er. „Nur weil du selbst dich entschlossen hast, die Fesseln der Ehe auf dich zu nehmen, müssen nicht alle anderen das Gleiche wollen.“
Sein Freund musterte ihn nachdenklich. „Findet du nicht, dass du in der Pflicht stehst, sie zu heiraten? Ich meine, nachdem sie so viel Zeit mit dir in Knightswood Hall verbracht hat … Nick, ich habe euch zusammen gesehen. Ich würde jede Wette darauf eingehen, dass zwischen euch Dinge geschehen sind, die sie oder dich oder euch beide in eine schwierige Situation bringen könnten.“
„Serena hat mir versichert, dass sie sich in keiner Weise durch mich kompromittiert fühlt. Und außer dir weiß niemand von ihren Besuchen in Knightswood Hall.“
„Sie fühlt sich nicht kompromittiert? Was soll das nun wieder heißen?“
„Ich will nicht mehr darüber reden“, gab Nicholas ärgerlich zurück. „Möchtest du das Thema wechseln? Oder wäre es dir lieber, wenn ich mir einen anderen Gesprächspartner suche?“
„Bei Jupiter, sei doch nicht so empfindlich! Ich habe übrigens eine interessante Neuigkeit gehört. Die schöne Eleanor ist wieder frei und auf der Suche nach einem neuen Beschützer. Ein paar Leute sollen schon darauf gewettet haben, dass du das Rennen machen wirst.“
Vor ein paar Wochen noch hätte Nicholas vermutlich den Ehrgeiz entwickelt, die begehrte Kurtisane tatsächlich für sich zu gewinnen. Sie galt als klug, amüsant und besonders talentiert im Bett. Eine faszinierende Frau, gewiss, und doch konnte er im Moment nicht das geringste Interesse für sie aufbringen.
Das war seiner Miene anscheinend deutlich anzusehen. Jedenfalls beschloss Charles in diesem Moment, keinesfalls darauf zu wetten, dass Nick
Weitere Kostenlose Bücher