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Ein Freund der Erde

Ein Freund der Erde

Titel: Ein Freund der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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hie und da meinen Müll getrennt zur Sammelstelle (wenn ich Zeit dazu hatte, vielleicht zweimal im Jahr), und ich dachte viel über das Verpacken nach. Im Winter trug ich im Haus einen Pulli, um Energie zu sparen und die Flamme der globalen Erwärmung runterzudrehen, und dennoch verbrauchte ich Brennstoffe, immer mehr Brennstoffe, und der von mir erzeugte Abfall stopfte ein eigenes Loch in der Deponie, wie eine Dauerfüllung in einem faulen Zaun.
    Schlimmer noch: ich sammelte Sachen. Sie schienen mir zuzustreben wie Eisenfeilspäne einem Magneten, ein richtiger polarisierter Pelzsaum aus Gegenständen haftete sklavisch angezogen an meinen Fingerspitzen: Büroklammern, Nadeln, Plastiktüten, alte Verstärker, verrostete Grillroste. Kleider, Bücher, Platten, CDs. Kochgeschirr, Fleischmesser, Mixer, Popcornbereiter, Espressomaschinen, die Mäntel meines toten Vaters und die Schuhe meiner toten Mutter. Ich hatte einen zweiten Mustang, der hinter der Garage auf Mauersteinen aufgebockt stand, von Rostgraffiti verziert. Auf dem Dachboden lagerten Stühle, die seit fünfzig Jahren kein Hintern mehr gewärmt hatte, Truhen voller sauber gefalteter Shorts und Polohemden, die ich mit fünf Jahren zum letztenmal getragen hatte.
    Ich fuhr schnell, war immer in Eile, und das Handschuhfach war so vollgestopft mit Strafzetteln, daß es aussah wie ein Serviettenspender im Restaurant. Ich ging mit Frauen aus, ganzen galoppierenden Herden von Frauen, immer auf der – sinnlosen – Suche nach einer zweiten Jane. Ich war Vater. Kochte. Putzte. Verwaltete das zerbröckelnde Reich meines verstorbenen Vaters – kennt ihr sicher, Sy Tierwater, Erbauer von Eigenheimsiedlungen in Westchester und Dutchess County –, zahlte Rechnungen und kassierte Mieten und kurbelte das Autofenster runter, um dem wirbelnden Abfall entlang der Asphaltstraßen meinen Teil an Taschentüchern, Eisstielen und Zigarettenschachteln hinzuzufügen.
    Noch mehr? Ich habe Wein getrunken, Geld verschleudert, meine Tochter erzogen und mit angesehen, wie sie ihrerseits zur Sammlerin wurde. Und genau wie ihr – falls ihr in der Ersten Welt lebt, und das muß ich annehmen, denn wie könntet ihr das hier sonst lesen? – schädigte ich die Umwelt auf diesem zerlumpten, blutigen Planeten etwa zweihundertfünfzigmal schlimmer als jeder Bangladescher oder Balinese, und die tun auch ihren Teil, keine Sorge. Oder sie taten ihn. Aber davon will ich jetzt nicht auch noch anfangen.
    Sagen wir nur, daß ich eine Erleuchtung hatte – mit Hilfe eines ordentlichen Rippenstoßes von Andrea, Teo (möge er in der Hölle schmoren oder im interplanetaren Raum oder wo auch immer) und den übrigen harten Kämpfern von Earth Forever!. Kräfte wurden in Gang gesetzt, Räder begannen zu rollen. Ich verkaufte das Haus, die Autos, das verfallene Einkaufszentrum, das mir mein Vater vererbt hatte, die Windsurfingausrüstung, den Komfortliegestuhl und meine Komplettsammlung Bootleg-Kassetten von Bob Dylan, den gewaltigen Bodensatz, den der langsam wandernde Gletscher meines alten Lebens hinterlassen hatte, meines Verbrecherlebens, jenes Lebens, das ich führte, ehe ich zum Freund der Erde wurde. Freundschaft. Sie hat mich in die Bewegung geführt, und sie hat mich auch hinausgetrieben bis an den nackten Rand des Nichts, jenseits von Sinn und Verstand – oder auch nur Hoffnung. Freundschaft mit der Erde. Mit den Bäumen und Sträuchern, den heimischen Gräsern und den Antilopen in den Steppen, den Känguruhratten in der Wüste und allem übrigen, was unter der Sonne lebt und atmet.
    Das heißt: bis auf Menschen. Denn um ein Freund der Erde zu sein, muß man zum Feind des Menschen werden.
    Krankenversicherung hab ich natürlich keine – niemand hat so was, das ganze System ist längst bankrott gegangen, und fragt erst gar nicht nach einer staatlichen Rente –, aber einen zahlenden Kunden sehen sie immer gern durch die Türen der Notaufnahme hasten. Was es auch kostet – und diesmal wird es gar nicht soviel werden –, man weiß hier, Mac wird für mich aufkommen. Maclovio Pulchris. Der Name ist ein Zauberwort, besser als Bargeld, weil man davon ja nur gewisse Mengen bei sich tragen kann – Mac ist meine Krankenkasse und Sozialversicherung in einem. Und jetzt hab ich auch noch Andrea dabei, eine Frau, die Extremsituationen geradezu herbeiführt: eine einzige Liebesnacht, und schon sind wir hier. Sie greift mir – buchstäblich – unter die Arme, während wir uns durch die Türen schleppen,

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