Ein frivoler Plan
dass es da viel Grund zur Sorge gab. Peyton würde es ihr an nichts fehlen lassen. Paine hatte in seiner Nachricht deutlich gemacht, in welchen Schwierigkeiten sie steckte.
Der Gedanke an Julia und daran, sich davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging, trieb ihn in seiner geborgten Garderobe nach unten. Die Sonne schien, und es war der Vormittag eines vielversprechenden Frühsommertages. Aus dem Frühstücksraum hörte er Stimmen, darunter Julias, die mit seinen Brüdern plauderte und lachte, und auch Beth beteiligte sich an dem heiteren Gespräch. Es klang behaglich und schön, und Paine lächelte.
Julia saß gegenüber der Tür. Sie bemerkte ihn sofort, und ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht bei seinem Anblick. „Paine, du bist wach!“
Den ganzen Tag über hätte er dieses Lächeln genießen können. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn das letzte Mal eine Frau so voller Wärme angelächelt hatte, voller Herzlichkeit, die nichts damit zu tun hatte, dass sie irgendetwas von ihm wollte.
„Wie fühlst du dich?“ Peytons Stimme vom Kopf der Tafel her klang besorgt.
„Ganz gut“, versicherte Paine und fühlte sich in Gegenwart seines Bruders plötzlich unbehaglich. In Bezug auf Peyton und seine Familie gab es einiges zu klären. Er unterdrückte das Gefühl, verlegen wie ein Schuljunge von einem Fuß auf den anderen treten zu müssen, anstatt sich wie ein zweiunddreißigjähriger vermögender Mann zu benehmen. Paine wandte sich von Peyton ab und beschäftigte sich an der Anrichte, indem er sich an dem traditionellen englischen Frühstück bediente, das es beim Earl of Dursley gab, seit er denken konnte. Es lag eine stille Freude darin, sich von den Würstchen, den Eiern und dem Buttertoast zu nehmen – dem Frühstück seiner Kindheit.
Er setzte sich gegenüber von Julia und fühlte sich plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Das heitere Geplauder, das er beim Herunterkommen gehört hatte, war verstummt, und Schweigen herrschte.
Paine entfaltete die Leinenserviette, die neben seinem Platz lag. Vielleicht würde die Abrechnung hier beim Frühstück kommen. Er hoffte es nicht. Ihm wäre es lieber, die Dinge unter vier Augen mit Peyton besprechen zu können. Die Vorstellung, vor Julia zur Rechenschaft gezogen zu werden, gefiel ihm nicht. Der Gedanke, ihr Ritter zu sein, war ihm weitaus angenehmer, und er wollte lieber weiterhin ihr Held bleiben und nicht irgendein dunkler Schurke.
In ihrer Gegenwart Peyton die letzten zwölf Jahre zu schildern, das würde seinem Image schaden. Vor einem Jahr noch wäre es ihm gleichgültig gewesen, was die Leute über ihn dachten. Doch seit er Julia kannte, war es wichtig, was sie dachte.
„Es wird ein schöner Tag“, begann Peyton und lenkte die Aufmerksamkeit mühelos auf sich, indem er zu dem vertrauten Thema jedes englischen Gesprächs zurückkehrte. „Das Wetter ist perfekt, um mit Julia hinauszugehen und ihr das Anwesen zu zeigen.“
„Wenn du möchtest, lasse ich den Koch ein Picknick einpacken. Du kannst Erdbeeren pflücken. Jetzt ist die beste Zeit dafür“, schlug Beth vor.
Julia strahlte bei diesem Gedanken. „Sehr gern würde ich alles sehen“, rief sie aufgeregt aus und wurde dann wieder ernst. „Aber es kann warten. Ich will dich nicht deinen Brüdern entführen. Es muss viel zu besprechen geben.“ Sie hatte es freundlich gemeint. Paine wusste, dass sie nicht ahnte, wie viel es tatsächlich zu besprechen gab.
Peyton beruhigte sie rasch. „Später wird noch Zeit sein zum Reden.“
Paine fühlte einen Anflug von Ärger. Er konnte selbst seine Entscheidungen treffen. Er war nicht mehr der kleine Bruder. Er brauchte nicht Peytons Erlaubnis, um Julia herumzuführen.
Er unterdrückte seinen Zorn und war enttäuscht, dass der alte Kern seiner Unzufriedenheit noch immer da war und bei der leisesten Provokation so leicht wieder erwachte. Er war nach Hause gekommen, damit Julia in Sicherheit war. Er wusste, dass das bedeutete, Zugeständnisse zu machen und Erklärungen abzugeben. Er durfte sich nicht so leicht herausfordern lassen, sonst würde Peyton nicht erkennen, dass er sich geändert hatte und nun ein Mann war, der die Welt kannte.
„Dann gehen wir“, bot Paine mit einem gequälten Lächeln an, aber er fühlte, wie Julia ihn ansah, als wüsste sie von der Unruhe hinter seiner gelassenen Fassade.
Dursley Park war ohne Zweifel um ein Vielfaches größer als das bescheidene Anwesen ihres Onkels. Julia staunte über die
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