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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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Knaben kriegen Küsse!
    Wir würden noch nicht so bald heiraten. Aber wir waren auf einer Wellenlänge. Dann küsste sie mich. Nur eine leichte Berührung mit den Lippen. Ich verlor die Lust auf mein restliches Eis und hatte nur noch Lust auf ihre Lippen.
    Das konnte nicht so bleiben. Und das tat es auch nicht. Denn gleich darauf kam ein Junge zur Tür herein, der einen ganzen Kopf größer war als ich.
    »Hier bist du also, Liv«, sagte er streng. »Ich hab dich überall gesucht. Warum hast du dein Handy nicht bei dir?«
    »Das hab ich vergessen.«
    »Wir gehen jetzt.«
    »Na gut«, sagte sie und dann zu mir: »Ich muss jetzt gehen.«
    Was hatte das zu bedeuten? Hatte sie zwei Freunde? Oder hatte ich schon wieder alles missverstanden? Sie war gar nicht meine Freundin und ich war nur einer, mit dem sie Knutschen übte? Wenn ich größer gewesen wäre, stärker und eine tiefere Stimme gehabt hätte, hätte ich den Typen mit Verwünschungen vertrieben und ihn vielleicht sogar zusammengefaltet.
    Sie rutschte von dem hohen Hocker und stand vor mir. Ich wollte sie wegschieben. Sie legte ihren Mund dicht an mein Ohr, ich spürte ihre Lippen an meinem Ohrläppchen, die Lippen voller Erdbeerduft, und dann sagte sie: »Mein Bruder ist ein Trottel. Ich muss dich einfach bald wiedersehen.«
    Das war ihr idiotischer großer Bruder! Wenn ich genauer hingeschaut hätte, hätte ich vielleicht die Ähnlichkeit entdeckt. Sie musste mich bald wiedersehen. Ich nickte, als ob ich Federn im Nacken hätte.
    Als sie gegangen war, zeichnete ich meine Gefühle auf eine Serviette.

    Danach lief ich auf rosa Wolken. Eigentlich lief ich über grauen Asphalt, aber wenn man gerade seinen ersten Kuss bekommen hat, scheint es normal zu sein, dass man sich leichter fühlt. Papa hat einmal erklärt, dass Verliebtheit einen Stoff freisetzt, der wie eine Art natürliches Rauschgift durch den Körper schäumt. Ich wusste nicht, wie die rosa Farbe da ins Bild kam, aber es war jedenfalls sehr leicht, sich mit dem Körper voll von diesem natürlichen Rauschgift zu bewegen.
    Ich hätte gern etwas Wildes gemacht, mir fiel aber nichts ein, das wahnwitzig genug gewesen wäre. Mir begegnete auch niemand, dem ich die Geschichte des Kusses hätte erzählen können. Und wenn ich mir das genauer überlegte, war ich mirnicht sicher, ob Fredrik oder Ahmed finden würden, Knutschen sei ein Grund zum Protzen. Aber genau wusste ich das nicht.
    Es stellte sich dann heraus, dass dieser Samstag einwandfrei noch andere Überraschungen auf Lager hatte. Als wir nach Hause kamen, standen zwei Typen in Overalls vor unserer Tür. Ich hätte vorbeigehen und so tun können, als ob ich anderswo wohnte. Aber ich wurde ja von diesem natürlichen Rauschgift durchschäumt.
    »Suchen Sie jemanden?«, fragte ich.
    »Wir wollten das Sofa holen«, sagte der Ältere, ein Typ mit Schnurrbart und Schirmmütze, der in Papieren auf einem Klemmblock blätterte. »Ein gewisser Guttorm Grimstad hat die Raten nicht bezahlt. Ist das dein Vater?«
    Ihr dürft mir diesen Samstag nicht ruinieren, dachte ich, sagte aber nichts, sondern nickte nur.
    »Wir kommen immer samstags, denn da sind die Leute zu Hause. Ist dein Vater in der Nähe?«
    »Er ist auf Mallorca.«
    Der Mann musterte mich skeptisch, ehe er wieder in seine Papiere schaute.
    »Hast du den Wohnungsschlüssel?«, fragte er.
    Ich musste die beiden ablenken.
    »Können Sie ein Geheimnis bewahren?«, fragte ich, statt zu antworten.
    »Wie meinst du das?«
    »Wir sind Lottomillionäre geworden«, flüsterte ich. »Aber die Nachbarn sollen das nicht erfahren. Es gibt so viel Neid.«
    »Aber dann hättet ihr doch die Raten für das Sofa bezahlen können«, sagte er und starrte mich an.
    »Aber überlegen Sie doch mal. Man kauft Autos und Champagner und Juwelen, da kann man doch ein paar kleine Raten für ein kleines Sofa leicht vergessen. Außerdem wollen Sie dieses alte Sofa gar nicht, meine Schwester hat nackt darauf gesessen.«
    »Tut mir leid, wir haben keine Wahl.«
    »Wir kaufen es jetzt.«
    »Ist dein Vater nicht auf Mallorca?«
    »Ja, das ist das Problem. Wir verreisen dauernd, jetzt, wo wir so viel Geld haben. Vorige Woche sind wir mit dem Hubschrauber zur Hardangervidda geflogen, um Zwerghaie zu angeln. Es kann übrigens sein, dass das Sofa noch nach Fisch riecht.«
    Die Notlüge kam nicht an. Seine Gesichtszüge senkten sich abwärts.
    »Hat dein Vater gesagt, du sollst lügen? Solche Geschichten habe ich schon häufiger gehört.

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