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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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weggenommen. Das Telefon klingelte und ich ließ Ida abnehmen. Mich konnte nichts mehr überraschen. Wenn der König an der Strippe gewesen wäre, hätte ich vermutlich nur mit den Schultern gezuckt. Wenn der Ministerpräsident hätte wissen wollen, wie Norwegens Väter bessere Arbeit leisten könnten, ich hätte eine halbe Stunde lang geredet.
    Aber das, was Ida jetzt in den Hörer sagte, hatte ich wirklich nicht erwartet.
    »Hallo, Papa.«
    Ihr Gesicht war verzerrt. Die Augen blank. Die Hand, die den Hörer hielt, zitterte ein wenig. Ich gestikulierte, ohne zu wissen, was ich zu sagen vorhatte. Wollte ich denn wirklich mit ihm reden?
    »Weißt du was?«, fragte Ida und wartete ein wenig. »Du kannst gleich dableiben. Wir brauchen dich nicht.«
    Dann legte sie auf.

Fünf Pizzen, drei Mietwagen und einmal Haareschneiden
    Es ist schwer, weinende kleine Schwestern zum Reden zu bringen. Als ich sie zum vierten Mal bat zu erzählen, was Papa gesagt hatte, fing sie unter Schluchzen endlich an zu reden. Sie heulte wirklich Rotz und Wasser.
    Er hat gesagt … ›Entschuldigung‹.«
    »Kommt er nach Hause?«
    »Ich habe aufgelegt.«
    »Du hattest ihn an der Strippe, und eine Entschuldigung war alles, was bei diesem Gespräch rausgekommen ist?«
    »Er hat gefragt, ob bei uns alles in Ordnung ist.«
    Hätte ich es anders gemacht als Ida? Ja, ich hätte ihn sicher ausgiebig zusammengestaucht, ehe ich den Hörer auf die Gabel geknallt hätte. Trotzdem war es mir unmöglich, böse auf sie zu sein.
    »Übrigens, er hat noch etwas gesagt. Wenn wir ihn erreichen wollen, dann wohnt er im Hotel Miramar«, sagte Ida.
    »Hat er dir die Nummer gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ich ging zum Computer und googelte das Miramar auf Mallorca. Ein Vier-Sterne-Hotel mit Telefonnummer und Mailadresse tauchte auf. Würde ich esüber mich bringen, mit ihm zu reden? Sollte ich ihn anpöbeln und ihm sagen, er sollte zusehen, dass er nach Hause kam?
    Noch nicht. Ich hatte andere Pläne. Mit Hilfe von Google Street View guckte ich mir an, wo das Hotel lag. Unter anderem gab es dort eine Pizzeria mit Bringdienst. Zuerst rief ich im Hotel an und fragte nach Papas Zimmernummer. Dann rief ich die Pizzeria an und bestellte für Papas Zimmer fünf große Pizzen mit Oliven und Krabben. Papa konnte sich nie so recht entscheiden, was er mehr verabscheute, Oliven oder Krabben.
    Für einen winzig kleinen Moment fand ich das ja mies von mir. Aber gleich darauf sprach ich am Telefon mit einem Friseur, der für 200 Euro gerne bereit war, Papa auf seinem Zimmer die Haare zu schneiden. Dann mietete ich bei drei lokalen Autofirmen je einen Geländewagen und ließ alle zum Hotel bringen.
    »Warum redest du Englisch am Telefon?«, fragte Ida.
    Ich drehte mich zu ihr um.
    »Ich bin keiner, der andere anbrüllt und ausschimpft. Ich räche mich auf andere Weise. Papa wird heute auf Mallorca viel zu tun haben.«
    »Er wird begreifen, dass du dahintersteckst.«
    »Na und?«
    Dann musste ich noch einen Anruf tätigen. Ich rief im Hotel an und fragte, ob es möglich sei, für denselben Abend das Restaurant für ein Fest zu mieten. Guttorm Grimstad von Zimmer 303 wurde vierzig und das Fest sollte eine Überraschung sein. Ich war bereit, den doppelten Preis zu bezahlen. Als sie sich nach meinem Namen erkundigten, sagte ichSugor Schädel, ein alter und sehr reicher Freund aus Transsylvanien, und gab eine erfundene Telefonnummer an. Ich bat sie, Guttorm früh zu holen, damit er im Restaurant sitzen könnte, wenn die vielen Gäste eintrafen.
    Danach lagen Ida und ich auf dem Boden im Wohnzimmer und sahen fern. Ich schob eine Tiefkühlpizza in den Backofen und wir aßen sie bei einer Fernsehserie über ein Mädchen, das heimlich ein Popstar war und immer neue Perücken trug. Ida wollte den Drachen anrufen und fragen, wie es ihr ging, aber als sie den Hörer abnahm, war das Freizeichen verschwunden. Ich schaute auf Papas Handy nach. Das war ebenfalls tot.
    »Ich kann versuchen, am Montag die Rechnung zu bezahlen«, sagte ich.
    »Wir kommen auch erst mal ohne Telefon aus.«
    Als wir schlafen gingen, fing ich an zu lachen. Ida wollte wissen, warum.
    »Ich stelle mir das Chaos bei Papa vor. Wie er ruft ›igitt, nein, ich hab keine fünf Pizzen mit Oliven und Krabben bestellt. Hallo, nein, ich kann doch nicht drei Mietwagen fahren. Warum muss ich allein im Restaurant sitzen? Ich kenne keinen Sugor Schädel aus Transsylvanien. Nein, nein, ich will mir nicht die Haare schneiden

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