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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Wollen Sie immer noch mitfahren?»
    «Und ob!»
    «Und … Will?»
    Wir sahen ihn alle an. Es hatte eine Zeit gegeben, und die war noch gar nicht so lange her, in der jede einzelne dieser Unternehmungen undenkbar gewesen wäre. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Will abgelehnt hätte, schlicht, weil es ihm Spaß machte, seine Mutter zu ärgern. Er war schon immer so, unser Sohn – er war imstande, einfach das Gegenteil dessen zu tun, was richtig war, weil er aus irgendeinem Grund nicht als jemand betrachtet werden wollte, der die Erwartungen anderer Leute erfüllte. Ich weiß nicht, woher er das hatte, diesen Drang zur Unterwanderung von Vorschlägen. Vielleicht hatte ihn das ja auch zu so einem brillanten Verhandlungsführer gemacht.
    Er sah mit unergründlichem Blick zu mir auf, und ich spürte, wie sich mein Kiefer anspannte. Und dann sah er das Mädchen an und lächelte.
    «Warum nicht?», sagte er. «Ich freue mich schon richtig darauf, zu sehen, wie sich Clark in ein paar Stromschnellen stürzt.»
    Das Mädchen schien geradezu körperlich zu schrumpfen – wie ein Ballon, der Luft verliert – vor Erleichterung, als hätte sie halb erwartet, dass er ablehnte.
    Merkwürdig – ich gebe zu, dass ich am Anfang, als Louisa in unser Leben trat, ein bisschen misstrauisch ihr gegenüber war. Will war in dieser Phase trotz all seines Gepolters sehr verletzlich. Ich befürchtete, dass er manipuliert werden könnte. Er ist immer noch ein wohlhabender junger Mann, und diese scheinheilige Alicia, die mit seinem Freund abgehauen ist, hatte dafür gesorgt, dass er sich noch wertloser fühlte als ohnehin schon.
    Aber als ich sah, wie Louisa ihn anschaute, mit einer seltsamen Mischung aus Stolz und Dankbarkeit, war ich auf einmal unglaublich froh, sie dazuhaben. Mein Sohn war, auch wenn wir es nie aussprachen, in einer schrecklichen Lage. Was auch immer sie genau tat, es schien ihm eine kleine Erholungspause von diesem Bewusstsein zu verschaffen.
    Ein paar Tage hing richtige Feierstimmung im Haus. Camilla verströmte so etwas wie stille Hoffnung, auch wenn sie mir gegenüber nicht zugab, dass es so war. Ich wusste, was sie sagen würde: Was haben wir schon zu feiern? Gestern Nacht hörte ich, wie sie sich am Telefon vor Georgina dafür rechtfertigte, dieser Reise zugestimmt zu haben. Als echte Tochter ihrer Mutter suchte Georgina nach irgendetwas, mit dem Louisa Wills Situation ausgenutzt haben könnte, um sich selbst einen Vorteil zu ergaunern.
    «Sie hat angeboten, für sich selbst zu zahlen, Georgina», sagte Camilla. Und: «Nein, Darling. Ich glaube nicht, dass wir eine Wahl haben. Uns bleibt nur noch sehr wenig Zeit, und Will hat zugestimmt, also hoffe ich einfach das Beste. Und ich glaube, das solltest du auch tun.»
    Ich wusste, welche Überwindung es sie kostete, Louisa zu verteidigen oder auch nur freundlich mit ihr umzugehen. Aber sie tolerierte das Mädchen, weil sie genauso gut wie ich wusste, dass Louisa unsere einzige Chance war, unseren Sohn halbwegs glücklich zu sehen.
    Louisa Clark war, auch wenn keiner von uns es aussprach, unsere einzige Chance, unseren Sohn am Leben zu halten.

    Gestern Abend habe ich mich auf ein Glas mit Della getroffen. Camilla hat ihre Schwester besucht, also machten wir auf dem Rückweg einen Spaziergang am Fluss.
    «Will fährt in Urlaub», sagte ich.
    «Das ist ja großartig», gab sie zurück.
    Die arme Della. Ich sah, wie sie den Impuls niederkämpfte, mich nach unserer gemeinsamen Zukunft zu fragen – danach, wie diese überraschende Entwicklung sie beeinflussen könnte –, aber ich glaube, das wird sie nie fragen. Nicht, bevor Wills Situation geklärt ist.
    Wir spazierten weiter, sahen den Schwänen zu, lächelten über die Touristen, die im letzten Sonnenschein mit den Bootspaddeln herumspritzten, und sie redete darüber, dass diese Reise ein wundervolles Erlebnis für Will werden könnte und möglicherweise sogar zeigte, dass er lernte, sich mit seiner Lage abzufinden. Es war nett von ihr, das zu sagen, wo ich doch wusste, dass sie in gewisser Hinsicht eigentlich eher darauf hoffen müsste, dass die ganze Sache ein Ende hatte. Es war schließlich Wills Unfall, der unsere Pläne für ein gemeinsames Leben durchkreuzt hatte. Sie muss heimlich gehofft haben, dass meine Verantwortung für Will eines Tages enden und ich frei sein würde.
    Und so ging ich neben ihr, spürte ihre Hand in meiner Armbeuge und hörte ihrer melodiösen Stimme zu. Ich konnte ihr nicht die Wahrheit

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