Ein gefaehrlicher Liebhaber
Neun-Millimeter, aber handlich genug, um sich verbergen zu lassen. Sie hätte nie auch nur vermutet, dass er so ein Ding dabeihatte, und, wie es schien, Dutra ebenso wenig, denn der blieb abrupt stehen.
»Sofort aufhören, alle beide«, fauchte Kates und kam einen Schritt näher.
»Ich würde nicht in die Schusslinie geraten, wenn ich Sie wäre«, riet ihm Ben.
Kates zögerte. Rick, der noch an Bord war, sprang ans Ufer, stolperte und fiel auf die Knie. Torkelnd kam er wieder auf die Beine. »He!«, rief er aggressiv. »He! Wass’ ’n da los?«
Er war schon wieder betrunken. Jillian presste die Lippen zusammen, blieb aber, wo sie war. Sie konnte nur hoffen, dass er sich da raushielt, hatte aber nicht vor, sich in einem verzweifelten Rettungsversuch dazwischenzuwerfen.
»Also, was ist jetzt, Dutra?«, fragte Ben freundlich. »Hilfst du mit, oder muss ich dir die Kniescheibe wegpusten? Dann ist’s wenigstens kein Mord, obwohl es der Polizei in Manaus vermutlich scheißegal wäre, was aus dir wird. Eher geben sie mir noch ’nen Orden dafür, dass ich dich erledigt habe. Nein, ich lass dich besser hier zurück. Vielleicht kommt ja jemand vorbei, der dich mitnimmt, bevor dir das Bein abfault, vielleicht aber auch nicht. Du hast nicht viele Freunde an diesem Fluss. Womöglich erwischt dich aber auch gleich in der ersten Nacht ein Jaguar; du weißt ja, Blutgeruch lockt sie an.«
»Sie gehen zu weit, Lewis«, sagte Kates, das Gesicht dunkelrot vor Wut. Es gefiel ihm gar nicht, dass seine Autorität so untergraben wurde.
»Ich möchte lediglich einige Dinge klarstellen, Kates. Das ist meine Expedition. Es ist meine Aufgabe, alle wohlbehalten in die Zivilisation zurückzubringen, und um das zu können, muss jeder tun, was ich sage, und zwar zu dem Zeitpunkt, wenn ich es sage. Ohne Widerrede, ohne Diskussion. Hier draußen kann der Bruchteil einer Sekunde zwischen Leben und Tod entscheiden. Falls Sie glauben, Ihr Mann Dutra ist in der Lage, meinen Posten zu übernehmen, dann irren Sie sich. Er kennt sich weder mit diesem Fluss noch in dem Gebiet aus, in das wir reisen. Das Einzige, was er kennt, sind der Amazonas und seine ufernahen Regionen. Ach ja, und wenn es gilt, jemanden hinterrücks abzumurksen, damit kennt er sich auch aus. Aber vom Hinterland weiß er nichts. Und falls er Ihnen das weisgemacht hat, dann haben Sie sich einen mächtigen Bären aufbinden lassen.«
Jillian schaute Ben an. Er wusste es doch besser. Er wusste, dass Kates Dutra ausschließlich wegen seiner Qualitäten als Killer angeheuert hatte. Ihr war auch sofort klar, warum er es gesagt hatte. Sollte Kates ruhig glauben, dass Ben dachte, Dutra habe Kates angelogen, was seine Kenntnisse des Landes betraf. So stünde Dutra als der Böse da, und Kates konnte immer noch so tun, als führte er nichts im Schilde. Solange Kates nicht ahnte, wie misstrauisch sie und Ben tatsächlich waren, war die Gefahr, in der sie schwebten, geringer. Falls er je rausbekam, dass sie ihm bereits auf die Schliche gekommen waren, konnte es gut sein, dass er Dutra befahl, sie bei der ersten Gelegenheit umzubringen.
Es wäre am sichersten, wenn Ben Dutra auf der Stelle töten könnte. Aber er hatte recht - er würde eine Mordanklage riskieren, wenn sie wieder in Manaus wären; vorausgesetzt, sie schafften es überhaupt lebend zurück. Kates würde ihn, voller Wut, dass ihm der vermeintlich garantierte Schatz durch die Lappen gegangen war, bestimmt anzeigen. Und die Polizei mochte Ben ja insgeheim dankbar sein, dass er ihnen ein Riesenproblem vom Hals geschafft hatte, aber strafrechtlich verfolgen müssten sie ihn in einem solchen Fall trotzdem.
Wenn Dutra noch einen Schritt aufs Boot zumachte, konnte Ben ihn in Selbstverteidigung töten. Ganz legal. Warum hatte er das nicht gleich gemacht, als Dutra mit gezückter Machete auf ihn zukam? Doch dann erkannte sie, dass Dutra nichts gesagt hatte, was sich als direkte Bedrohung auffassen ließ. Kates könnte also unter Eid versichern, dass er die Machete nur in der Hand gehabt hatte, um die Arbeit zu tun, die Ben ihm aufgetragen hatte.
Rick machte einen Satz nach vorn und stolperte abermals. »Halten Sie ihn auf«, befahl Ben ruhig. Kates wandte sich automatisch um und hielt Rick am Arm fest.
Rick schüttelte ihn ab. »Wass’ ’n los?«, wiederholte er übellaunig.
»Rick, halt die Klappe und bleib, wo du bist.« Jillians Ton war scharf wie ein Peitschenhieb.
Mit wutverzerrter Fratze wandte er ihr den Kopf zu. »Sag
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