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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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einen Stallburschen braucht. Am besten frage ich Mr. Cavanagh.”
    “Also,
das
ist ein Gentleman, für den ich gern arbeiten würde. Der kennt sich mit Pferden aus. Beim Picknick habe ich mir seine Braunen angeschaut – großartige Tiere.”
    “Ja, er versteht sehr viel von Pferden.”
    “Als er damals zu den Kutschen ging, um den Reitknechten das Ale zu spendieren, fing sein Gespann ganz begeistert zu wiehern an. Und mein Pa sagte immer, wenn ein Mensch von Tieren geliebt wird, kann er keinen schlechten Charakter haben.”
    An dieser Philosophie zweifelte Abbie. Gewiss, Barton Cavanagh mochte seine Pferde gut behandeln und ihr Vertrauen besitzen. Gleichwohl würde sie allen Frauen empfehlen, einen weiten Bogen um ihn zu machen.
    Diese Gedanken behielt sie für sich. Am Upper Camden Place angekommen, übergab sie Josh die Zügel und ging ins Haus, wo ihr ein Dienstbote mitteilte, Lady Penrose habe Besuch und würde sie im oberen Salon erwarten.
    Nachdem Abbie ihr Reitkostüm mit einem Tageskleid vertauscht hatte, begab sie sich zum Empfangszimmer – und fand dort genau den Gentleman vor, an den sie neuerdings viel zu oft dachte. Barton saß neben seiner Schwester auf dem Sofa.
    Als Abigail den Raum betrat, stand er auf. Unfähig, ein erfreutes Lächeln zu unterdrücken, begrüßte sie ihn. “Wie schön, Sie wiederzusehen, Sir …” Entschlossen ignorierte sie das Prickeln in ihren Fingern, die er sekundenlang umfasste. “Erst gestern äußerte Kitty die Befürchtung, Sie könnten nicht rechtzeitig vor dem Beginn Ihrer Soiree zurückkehren.”
    “Ich nehme an, es handelte sich eher um eine Hoffnung.”
    “Unsinn, Sir!”, rief Lady Penrose und registrierte entzückt das Erröten ihrer Patentochter, die ihr gegenüber Platz nahm. “Wir alle haben Sie schmerzlich vermisst.”
    “In der Tat, Ma’am?”, fragte Barton, ohne Abbie aus den Augen zu lassen. “Wer denn zum Beispiel?”
    “Nun,
ich
ganz gewiss”, erwiderte Ihre Ladyschaft. “Vor allem weil ich Ihnen gar nicht für das wunderbare Picknick danken konnte. So köstlich habe ich mich schon lange nicht mehr amüsiert.”
    “Nur schade, dass der schöne Tag mit einem Missgeschick endete … Macht Ihnen der verletzte Knöchel noch zu schaffen, Miss Graham?”
    “Nein, Sir, es geht mir ausgezeichnet”, versicherte Abbie. “Dieses kleine Wehwehchen wurde viel zu sehr aufgebauscht.”
    “Nun, wenn das stimmt, Miss Graham, dürfen Sie sich morgen Abend auf der Gesellschaft nicht weigern, mit mir zu tanzen.”
    Der triumphierende Glanz in Bartons dunklen Augen verriet seine Genugtuung, nachdem sie so arglos in seine Falle getappt war. Doch sie bekam Hilfe von unerwarteter Seite.
    “Aber du tanzt nie, Barton”, erinnerte ihn seine Schwester. “Oder jedenfalls selten.”
    “Das stimmt”, gab er zu, “indes habe ich beschlossen, bei der Gelegenheit ausnahmsweise einen Walzer zu versuchen.”
    “In dem Fall …”, nun war es an Abigail, siegesgewiss zu sein, “… muss ich Sie leider enttäuschen. Zu einem Walzer lasse ich mich nicht überreden.”
    “Warum denn nicht, Kindchen?”, erkundigte sich Lady Penrose verblüfft. “Gehörst du etwa zu den engstirnigen Leuten, die diesen Tanz immer noch missbilligen? Heutzutage erklingt sogar hier im gesetzten Bath Walzermusik, zumindest auf privaten Soireen.”
    “Nein, daran liegt es nicht”, erklärte Abbie hastig. “Es ist nur – ich habe nicht gelernt, wie man ihn tanzt.”
    “Oh, dieses Problem werden wir lösen”, entgegnete Ihre Ladyschaft und erhob sich so anmutig wie ein siebzehnjähriges Mädchen. “Vorausgesetzt, Mr. Cavanagh will uns helfen.”
    “Selbstverständlich stehe ich zur Verfügung.” Auch Barton stand auf, und Abbie wusste nicht, was sie mehr ärgerte – das zufriedene Lächeln ihrer Patentante oder die sichtliche Belustigung ihres unverfrorenen Besuchers, nachdem die beiden ihr mit vereinten Kräften einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten.
    Aber sie fügte sich so würdevoll wie möglich in ihr Schicksal und half den Geschwistern, ein paar Möbelstücke beiseitezurücken, um Platz für eine Tanzfläche zu schaffen. Lady Penrose setzte sich ans Pianoforte und wählte einige Notenblätter aus.
    Nun ließ sich der gefürchtete Moment, da Abbie und Barton ihre Positionen einnehmen mussten, nicht länger hinauszögern. Unsicher ergriff sie seine Hand – und war völlig unvorbereitet darauf, dass ihr Puls sich heftig beschleunigte, sobald sie die Berührung seiner

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