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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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schlug Augustus Graham mit der Faust auf den Kaminsims. Mehrere Ziergegenstände fielen herunter. “Was, zum Teufel, hat er dir getan? Warum hasst du ihn so sehr?”
    “Danach erkundigst du dich etwas zu spät, Großvater, und ich möchte ihn nicht anschwärzen. Wenn du herausfinden willst, was mich an Barton Cavanagh stört, frag ihn selbst. Vielleicht erzählt er dir, was vor sechs Jahren im Sommerhaus geschah. Kurz bevor er um meine Hand anhielt …” Da sie jenen Zwischenfall, den sie lieber vergessen würde, nicht weiter erörtern mochte, wandte sie sich zum Gehen. “Heute Abend werde ich nicht mit dir dinieren. Ich muss das Personal beaufsichtigen, das meine Sachen packt. Deshalb verabschiede ich mich schon jetzt von dir, und ich wünsche dir einen angenehmen Aufenthalt bei deinem Freund in Schottland.”
    Abigail schloss die Tür hinter sich, ohne einen Blick zurückzuwerfen, und so entging ihr der nachdenkliche Ausdruck in den Augen ihres Großvaters. Nachdem sie den Raum verlassen hatte, trat Colonel Augustus Graham ans Fenster und betrachtete das kleine Holzhaus am Ende der ausgedehnten Rasenfläche, das Bäume und Büsche fast verdeckten. Diesen Pavillon hatte seine Enkelin früher sehr gern aufgesucht, ebenso wie er selbst vor vielen Jahren mit seiner Frau und seinem Sohn. Ja, es stimmte – Abbie schien ihn zu meiden. Warum war ihm das niemals aufgefallen?
    Aber dann schüttelte er den Kopf und verdrängte den beunruhigenden Gedanken.
    Drei Tage später traf die gemietete Postkutsche am frühen Nachmittag in Bath ein. Abigail und die Zofe ihrer Patentante hatten sich auf der Reise Zeit genommen, öfter Station gemacht und das milde Wetter genossen.
    Für Abbie war die Fahrt ein besonderes Erlebnis gewesen. Jahrelang hatte sie den Landsitz ihres Großvaters im berühmten Jagdgebiet von Leicestershire nicht verlassen. Nun machte sie zahlreiche interessante Entdeckungen, während die Chaise südwärts rollte, und sie fand die Gesellschaft der Zofe sehr unterhaltsam.
    Miss Evelina Felcham unterschied sich von allen Dienstboten, die Abigail kannte. Auf Foxhunter Grange fürchtete das Personal das unberechenbare Temperament des Colonels und begegnete ihm mit unterwürfigem Respekt.
    So bedingungslos war Miss Felcham ihrer Herrin nicht ergeben. Und sie zögerte auch niemals, ihre Meinung zu äußern – gleichgültig, ob sie danach gefragt wurde oder nicht.
    “Hoffentlich ist meine Patentante nicht beunruhigt, weil wir erst jetzt eintreffen. Aber ich wollte möglichst viel von der Gegend sehen, durch die wir gefahren sind.” Fasziniert spähte Abigail durch das Kutschenfenster auf die belebten Straßen von Bath.
    “Machen Sie sich deshalb keine Gedanken, Miss”, erwiderte die Zofe. “Lady Penrose sorgt sich um gar nichts. Zumindest merkt man nichts davon. Seit dem Tod ihres Gatten ist ihr alles egal. Vielleicht würde sie sich anders verhalten, wäre sie mit Kindern gesegnet worden. Doch das sollte wohl nicht sein. Sicher wird ihr der Besuch ihrer Patentochter guttun.”
    Die Stirn gerunzelt, wandte sich Abbie zu Miss Felcham. “Womöglich ist sie gekränkt, wenn ich sie nicht erkenne … Auch
Sie
waren mir fremd.”
    “Kein Wunder, Miss. Als Ihre Eltern Sie damals zu uns brachten, waren Sie erst sieben oder acht Jahre alt. Dennoch hätte ich überall und jederzeit gewusst, dass Sie es sind. Mit Ihren blauen Augen und den dunklen Haaren gleichen Sie Ihrem Vater. Und Ihrer Mutter ebenfalls.”
    “Tatsächlich?”, fragte Abigail erfreut. Im Lauf der Jahre hatte sie immer wieder das einzige Porträt ihrer Mutter studiert, das sie besaß, ein kleines Aquarell in einem Silberrahmen. Mitunter hatte sie geglaubt, eine gewisse Ähnlichkeit zu entdecken, war jedoch zu der Ansicht gelangt, dass sie eher nach den Grahams geraten sei. “Leider erinnere ich mich nur ganz vage an meine Eltern, Miss Felcham”, gestand sie und seufzte leise. “Kurz nach unserem Besuch in Lord und Lady Penroses Haus in Surrey reisten sie nach Italien.”
    “Ja, Miss Abigail, das weiß ich”, erwiderte die Zofe wehmütig. “Welch eine Tragödie – beide sind dem Typhus erlegen. Prüfend schaute sie Abbie an. “Aber Sie müssen sich glücklich schätzen, weil Ihr Großvater so gut für Sie gesorgt hat. Wie mir meine Herrin erzählt hat, waren Ihre Briefe stets so optimistisch, voller Lebensfreude.”
    “Gewiss …” Schnell schaute Abigail wieder aus dem Fenster, doch die nachdenkliche Miene der Zofe war ihr nicht

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