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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Eindringling für das Feuer verantwortlich. Haben Sie festgestellt, ob irgendwelche Wertsachen fehlen?”
    “Nein, ein Diebstahl war offenbar nicht geplant.”
    “Dann glauben Sie, dass es Brandstiftung war?”
    Barton trat neben sie, und sofort kam ihr der Zwischenfall auf der Terrasse in Bath zu Bewusstsein. Trotzdem hegte sie keine Bedenken, mit ihm allein zu sein. Denn sie war sich absolut sicher, dass er einer widerstrebenden Frau niemals seine Avancen aufzwingen würde. Und genauso wenig würde er einem Hausgast zu nahe treten.
    Verstohlen musterte sie die Konturen seines Kinns. Ja, diese prägnanten Linien bekundeten ganz eindeutig Charakterstärke, Intelligenz und Entschlossenheit. Andererseits gab es nichts in seinen Gesichtszügen, das auf Gefühlskälte hingewiesen hätte. Die feinen Fältchen um die Augen zeugten von Humor, die sinnlichen Lippen von einer leidenschaftlichen Natur.
    Nach einer Weile brach er das Schweigen. “Bedauerlicherweise leben wir seit dem Krieg in unruhigen Zeiten …”
    Es fiel ihr schwer, sich auf seine Worte zu konzentrieren. Doch sie riss sich zusammen und hörte aufmerksam zu.
    “Kein Wunder – so viele Männer, die tapfer für ihr Land gekämpft hatten, kehrten heim, fanden keine Arbeit und können ihre Familien nicht ernähren. Deshalb breitet sich eine gefährliche Unzufriedenheit in den ärmeren Gesellschaftsschichten aus. Vor allem in dieser Gegend.” Bartons Blick schweifte in die Ferne zu einer Weide, auf der Rinder grasten. “Ich bin nicht der Einzige, der Sachschäden und Verluste an Vieh zu beklagen hat. Auch bei meinem Nachbarn, Lord Warren, gab es Brände und Diebstähle. Aber aus unbegreiflichen Gründen haben es die Täter hauptsächlich auf mich abgesehen. Obwohl ich zu den wenigen Landbesitzern in dieser Region gehöre, die sich gegen die steigenden Getreidepreise ausgesprochen haben. Und doch … Wahrscheinlich war das Feuer, das in meiner Bibliothek gelegt wurde, nicht der letzte Zwischenfall.”
    “Was haben Sie vor, Barton?”
    “Wie Kitty vorhin erwähnte, ist unser Butler, Barryman, nicht mehr der Jüngste, gleichwohl sehr gewissenhaft. Vor allem ihm verdanken wir, dass sich der Schaden in Grenzen hielt. Trotzdem – ein Mann im fortgeschrittenen Alter kann nicht mehr ständig Wache halten. Teilweise war das der Grund, warum ich unseren Aufenthalt in Bath abgekürzt habe – damit ich hier bin, falls wieder etwas passiert. Nun patrouillieren meine Männer jede Nacht auf dem Gelände in der näheren Umgebung des Hauses. Lord Warren hat veranlasst, dass eine Truppe hierher entsandt wird. Die Anwesenheit von Soldaten wird einige Rebellen von weiteren Missetaten abhalten, das Problem der Unruhen allerdings nicht auf Dauer lösen.” Er wandte sich wieder zu Abbie, und ihr schmolz das Herz unter seinem warmen Lächeln. “Unwissentlich hat mir der Eindringling sogar einen Gefallen getan. Jetzt werde ich die längst fällige Renovierung der Bibliothek in Angriff nehmen. Wollen Sie mir bei der Auswahl des Teppichs und der Vorhänge helfen, Abbie?”
    “Sollten Sie nicht Ihre Stiefmutter um Rat bitten?”, fragte sie erstaunt.
    “Seit Eugenie hier eingezogen ist, hat sie so gut wie nichts geändert.”
    “Das weiß ich. Darüber sprach sie mit mir …” Abbie wollte das Vertrauen der Hausherrin nicht missbrauchen, indem sie mehr über die Unterhaltung verriet. “Haben Sie sich nie darüber gewundert?”
    Eine Zeit lang schwieg er, dann schlug er vor, in den Garten zu gehen. Erst draußen, in der milden, nach Rosen duftenden Luft, beantwortete er ihre Frage. “Ich war nicht besonders freundlich zu Eugenie”, gab er zu, blieb stehen und strich mit der Fingerspitze über eine Rosenknospe. “In der ersten Zeit ihrer Ehe mit meinem Vater behandelte ich sie sogar grausam – obgleich sie nichts tat, was meine Ablehnung gerechtfertigt hätte. Doch für mich war es unerträglich, dass sie den Platz meiner Mutter einnahm. Und das ließ ich sie deutlich spüren. Erst seit ein paar Jahren weiß ich zu würdigen, was für ein wundervoller Mensch sie ist – und wie untadelig sie meinen Haushalt führt. Aber ich fürchte, es lässt sich nicht mehr gutmachen, was ich ihr antat. In meiner Gegenwart ist sie immer noch unsicher, und ihre Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, irritiert mich nach wie vor. Würde ich sie bitten, die Bibliothek neu einzurichten, wäre sie völlig überfordert. Ständig würde sie mich fragen, ob mir die Farben gefallen, die sie

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