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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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daß ich fürchtete,
     ihn mit solchen trivialen kleinen Fragen noch weiter in Rage zu versetzen
     - für mich war es eine Frage des Prinzips.
    Es war Jahre her, seit ich
     zuletzt in einer Zelle gesessen hatte. Und ich muß gestehen, daß
     mir die Sauberkeit und der Komfort der Haftzellen im Revier von Nashville
     angenehm auffielen. Hätte ich nicht mit Hilfe eines meiner Klienten
     eine Wohnung gefunden - ich würde mit einer solchen Behausung
     durchaus vorlieb genommen haben.
    Cohee schien der Meinung zu
     sein, daß ich eher bereit sein würde zum Reden, falls er mich
     eine Weile hinter Gitter setzte.
    Und damit hatte er sogar
     recht, mindestens zum Teil. Andererseits hatte ich nicht damit gerechnet,
     daß er versuchte, Jeanna auf diese Weise von seiner sträflich
     langen Mittagspause abzulenken. Aber da es nun schon einmal so war, fand
     ich es eigentlich gar keine schlechte Idee, die Wartezeit zu überbrücken.
     Und ich war tatsächlich bereit zu sprechen. Ehrlich.
    Wenn auch nicht mit Deputy
     Cohee, sondern mit Frank Pynne.
    Pynne saß in einer
     Zelle schräg gegenüber der meinen. Er starrte durch das
     Gewitter, saß auf seiner Pritsche. Als Cohee gegangen war, warf er
     einen kurzen Blick auf mich.
    »Ich hatte nicht damit
     gerechnet, daß wir uns noch mal sehen würden - jedenfalls nicht
     auf diese Weise«, sagte ich zu ihm.
    Er wandte sich mir zu.
     »Kennen wir uns?«
    »O ja. Vor etwa vier
     Monaten hatte ich den Auftrag, Ihre Frau zu suchen. Ich habe einen halben
     Tag damit verschwendet und mich am Nachmittag mit Ihnen und Hogue im Büro
     des Anwalts unterhalten.«
    Er nickte. »Jetzt
     erinnere ich mich. Sie haben sie nicht gefunden.«
    »Nein.«
    »Verdammtes Luder«,
     sagte er.
    Dann dachten wir beide ein
     paar Sekunden lang über unsere Situation nach.
    Schließlich sagte er:
     »Verdammter Boyd.« Er legte sich auf die Pritsche und starrte
     gegen die Decke.
    »Hat man schon Anklage
     gegen Sie erhoben?« fragte ich ihn.
    Er schaute mich nicht an.
     »Nein«, sagte er leise.
    »Also sind Sie nur zum
     Verhör hier?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, Hogue
     wird Sie in Kürze herausgepaukt haben.«
    Jetzt setzte er sich wieder
     auf und schaute herüber zu mir. »Was, zum Teufel, wissen Sie
     eigentlich darüber?«
    »Ich war vorhin draußen;
     er hat irgendeinen Gerichtsbeschluß, oder was weiß ich. Und
     darin heißt es, daß der Sheriff entweder Anklage gegen Sie
     erheben oder Sie freilassen muß.«
    Er erwiderte nichts.
    »Wenn es also keine
     Beweise gibt, die gegen Sie sprechen, wird man Sie vermutlich
     laufenlassen.«
    Es war eine delikate
     Angelegenheit, und ich fischte dabei völlig im trüben.
    »Scheiß-Beweise«
     sagte er.
    Ich war mir nicht sicher, ob
     ich etwas am Haken hatte, deshalb faßte ich kurz nach. »Was
     hat man bis jetzt gegen Sie? Motiv und Gelegenheit?«
    »Was geht das
     eigentlich Sie an?« zischte er ziemlich zornig.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Dann legte er sich wieder
     hin.
    Und ich saß in einer
     Zelle in Süd-Indiana!
    Immer wieder erhob sich die
     Frage, was mich die ganze Sache eigentlich anging. Wenn ich selbst sie mir
     nicht stellte, dann jemand anders. Allmählich wurde ich
     es leid, sie immer wieder hören zu müssen. Daher entschloß
     ich mich, etwas zu tun, damit mich die Sache etwas anging. Vielleicht,
     indem ich einen Klienten fand? Aber nein, in diesem Fall war ich mein
     eigener Klient.
    Das half mir zwar finanziell
     nicht weiter, wirkte aber Wunder auf philosophischer Ebene. Wer behauptet,
     daß den Haftstrafen keine erzieherischen Elemente innewohnen?
    Jetzt sagte ich: »Mr.
     Pynne, ich versuche immer noch, Ihre Frau zu finden.«
    »Dann müßten
     Sie eigentlich draußen in den Wäldern sein, mit einer Schaufel«,
     erwiderte er. »Zumindest, wenn Sie Jeanna Dunlap glauben.«
    »Und - sollte ich
     Jeanna Dunlap glauben?«
    »Die halbe Stadt glaubt
     ihr, warum nicht auch Sie?«
    Er schien nicht geneigt zu
     sein, die goldene Brücke, die ich ihm baute, beschreiten und seine
     Schuld leugnen zu wollen.
    »Warum nur die halbe
     Stadt?« fragte ich jetzt.
    Jetzt sah ich ein Lächeln
     auf seinem Gesicht. »Warum nur die halbe?« wiederholte er.
     »Gute Frage.«
    Ich wartete darauf, daß
     er mir eine gute Antwort gab. 
    »Ich sagte, die halbe
     Stadt«, erklärte er nach längerer Pause, »weil diese
     Stadt geteilt ist in eine Gruppe, die zu Billy Boyd steht, und eine, die
     gegen ihn ist. Die Freunde Billys wären wohl

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