Ein Grabstein fuer den Playboy
Mordkommission saß.
»Arbeitet er an einem Fall, hat man ihn eingebuchtet oder was?«
»Er ist in Nebraska«,
sagte Sergeant Mable.
Erschreckt fragte ich:
»Wieso? Hat er sich pensionieren lassen?«
»Nein. Er hat Urlaub.«
»Urlaub? In Nebraska?«
Kein Mensch verbrachte seinen Urlaub in Nebraska.
Mit Ausnahme von Miller, wie
mir schien.
»Wie lange bleibt er
noch weg?«
»Noch zwei Wochen.«
»Na, reizend.«
»Weshalb wollten Sie
ihn denn sprechen?« fragte Mable.
»Ich versuche, jemanden
zu finden«, sagte ich unvorsichtigerweise.
»Dann würde ich
mich mal bei der Vermißtenabteilung melden«, erklärte
Sergeant Mable ungerührt.
Der Gedanke wäre mir
selbst nie gekommen, aber es gab schlechtere Tips. Ich fuhr also zum
Department und fragte mich zur Vermißtenabteilung durch.
*
Die Vermißtenabteilung
befand sich im gleichen Gang wie die Presseabteilung, eine Treppe von den
freundlichen Computern der Firma I & I - Indentifikation und
Information - entfernt. Das Büro selbst war nur die Anlaufstelle für
Arbeiten, die anderswo erledigt wurden, und dementsprechend nicht groß.
Und an der Tür war kein
Schild mit der Aufschrift »Achtung! Gefahr!«
Der erste Mensch, den ich
sah, nachdem ich eingetreten war, mußte um die Fünfzig sein:
ein untersetzter Mann mit schütterem grauen Haar, das streng nach
hinten gekämmt war, so daß es aussah, als hätte er den
Kopf ruckartig nach vorn bewegt. Ich kannte ihn: Lieutenant Leroy Powder.
Er sah mich sofort; offenbar
hatte er zuvor schon auf die Tür gestarrt.
»O Gott!« sagte
ich.
»Aber meine Freunde
nennen mich Roy«, erwiderte er. Dann, zu den anderen im Raum, einem
Zivilassistenten und einem jüngeren Beamten: »He, Leute, schaut
mal! Das hier ist ein Exemplar einer fast ausgestorbenen Gattung, wie man
sie heutzutage kaum mehr außerhalb von Zoos zu sehen kriegt. Seht
ihn euch gut an, bevor seine Sorte ganz ausgestorben ist.«
»Ich hatte ja keine
Ahnung, daß Sie hier oben Dienst machen«, erklärte ich.
»Wenn ich das gewußt hätte …«
»Ich bin seit über
drei Jahren hier. Jetzt bekommt die Abteilung allmählich ein Gesicht«,
sagte er nicht ohne Stolz. Als wir uns zuletzt getroffen hatten, war er
Leiter der Nachteinsätze gewesen, eine Legende zu nächtlichen
Lebzeiten.
»Und was wollen Sie?«
fragte er herausfordernd.
Ich überlegte mir, ob
ich einfach umdrehen und wieder hinausgehen sollte, aber dann sagte ich
doch: »Nichts, was Sie betrifft. Ich suche nur jemanden, der
offenbar verschütt gegangen ist.«
»Ich habe nicht
angenommen, daß Sie das Büro hier mit der Toilette verwechselt
haben. Also gut, um wen handelt es sich?«
»Um eine ehemalige
Klientin.«
Er rang die Hände.
»Eine Klientin! Eine Klientin! Guter Gott, dieser Detektiv will, daß
wir ihm eine Klientin suchen!«
»Nur, wenn Sie dazu
wirklich in der Lage sind«, erwiderte ich.
»Bißchen
unvorsichtig, eine Klientin einfach zu verlieren, was, Schleichfuß?
Hätte nicht gedacht, daß Sie so viele haben.«
»Wenn Sie mit Ihrer
Vorstellung fertig sind, und die beiden Zuschauer aufstehen und bravo
schreien - vielleicht könnten wir dann das Nötige tun, damit ich
wieder rauskomme aus diesem - nein, ich sag’s nicht.«
»Oh, meine untertänigste
Entschuldigung, Schleichfuß«, erwiderte er. »Schleichfuß
hat heute offenbar zum ersten Mal in seinem Leben was zu tun und nimmt
sich nicht die Zeit, mit einem dummen, alten Polizisten zu scherzen.«
»Erraten, beim ersten
Versuch«, sagte ich.
»Na schön. Ich hab’s
auch eilig. Wenn Sie was zu sagen haben, dann treten Sie an meinen
Schreibtisch, aber dalli.«
Ich war so präzise, wie
ich konnte.
»Also«, sagte
Powder danach, »Ihr Problem besteht in einer Unterlassungssünde.
Als' Ihre Klientin Ihnen am Schreibtisch gegenüber saß, haben
Sie sie nicht nach ihrer Adresse gefragt.«
»Ich bekenne mich
schuldig«, antwortete ich.
»Und Sie kamen hierher,
um Ihren Freund Miller dazu anzustiften, daß er wegen Ihrer Nachlässigkeit
in die Bresche springt. Was hätte Miller sonst noch alles für
Sie tun müssen?« Er nahm einen Bleistift und zückte ihn
über ein Blatt Papier.
Das ermutigte mich. Ich
sagte: »Er hätte bei der I.U.P.U.I. anrufen sollen, um die Räder
ein bißchen zu meinen Gunsten zu schmieren. Er hätte bei der
Universität in Bridgeport anrufen sollen, um die
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