Ein Grabstein fuer den Playboy
Ausweg gibt.«
»Aha«, sagte ich.
»Es gehört zu
meinen Aufgaben, ihr zu zeigen, daß man nicht immer ins Extrem gehen
muß. Daß die Welt auch vernünftig und hilfreich sein, daß
sie auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen kann.«
»Wo kann ich sie
finden?« fragte ich zuletzt.
»Sie arbeitet halbtags
als Bedienung im ›Campus Cookhouse‹. Das ist ein
Studentenrestaurant in der Uhle Street, am östlichen Rand des Geländes. Sie hat um
zwei Uhr frei. Heute eine Stunde früher als sonst wegen des
Football-Spiels. Aber sie geht nicht hin. Sie studiert bis fünf in
der Bibliothek, dann geht sie in ihre Unterkunft, legt sich ein bißchen
hin und muß um sechs wieder ins Cookhouse.«
Ich zog die Augenbrauen hoch.
»Ich weiß über
jeden ihrer Schritte Bescheid«, sagte er beiläufig. »Ich
habe ihr den Job beschafft, und nach ihrem ersten Jahr kann ich ihr
vermutlich ein Stipendium besorgen. Sie hat inzwischen ein Darlehen
aufgenommen, wobei ich Bürgschaft geleistet habe, doch das weiß
sie nicht. Wenn ihre Ergebnisse so gut sind, wie ich hoffe, bekommt sie
das Stipendium. Ich sehe sie nur einmal wöchentlich, aber ich
erkundige mich auch bei ihren Dozenten.«
»Mr. Caldwell«,
sagte ich, »ich muß Sie dringend bitten, ihr nichts davon zu
sagen, daß ich hier bin und sie suche.«
Er gab keine Antwort.
»Wenn Sie mir nicht die
Sicherheit geben, daß sie hierbleibt und für Fragen zur Verfügung
steht, bin ich gezwungen, die Polizei zu benachrichtigen, um sie in Haft
nehmen zu lassen.«
»Was würde das
auch nützen?« fragte er. »Ihre Zukunft ist hier; ich
selbst will auch nicht, daß sie davonläuft. Ich habe eben nur
gezögert, weil ich mir überlegt habe, ob es eine Möglichkeit
gibt, Sie davon abzuhalten, daß Sie mit Priscilla sprechen.«
»Und zu welchem
Entschluß sind Sie gekommen?«
»Ich habe einen
Revolver. Ich könnte Sie erschießen. Aber das erscheint mir
nicht sehr vernünftig.«
»Dann bin ich ja
beruhigt«, sagte ich. Es sollte sarkastisch klingen, aber ich
stellte fest, daß ich tatsächlich erleichtert war.
»Sie sagten zuvor, daß
die Polizei hinter Ihnen steht. Wie nah, wenn ich das wissen darf?«
»Das hängt von mir
ab.«
»Es wäre also
ohnehin nicht die Zeit, sie irgendwo hinzubringen, wo sie vor Ihnen und
dem Zugriff der Polizei sicher wäre?«
»So etwas muß
sorgfältig geplant werden - und dazu hätten Sie vermutlich nicht
genügend Zeit«, sagte ich. Aber in dem Punkt könnte ihm
Priscilla mehr sagen als ich; schließlich hatte sie Erfahrung im
Verschwinden.
32
Das »Campus Cookhouse«
war ein kommerzieller Betrieb unter vielen, in einer Straße, die die
Universität vom Rest der Welt zu trennen schien. Hier gab es
Buchhandlungen, Schreibbüros, Cafés und mehrere Speiselokale,
die den Studenten die Wahl zwischen chinesischer, mexikanischer und
italienischer Küche boten. Das Cookhouse dagegen war der
einheimischen Küche gewidmet. Spezialität: Hamburger, stand auf
einem Schild neben dem Eingang. Wahrhaftig, eine ausgefallene Spezialität.
Ich konnte nicht in der Uhle
Street parken, fand aber einen Parkplatz vor dem großen Drugstore um
die Ecke.
Es war halb zwei. Ich ging
zurück zum Cookhouse, blieb ein paar Minuten davor stehen und schaute
durch die Fenster hinein. Es gab zwei Dutzend Nischen und eine Theke mit
etwa fünfzehn Plätzen. Das Lokal war um diese Zeit noch
viertelvoll, und ich erblickte niemanden, der mir bekannt vorgekommen wäre.
Ich sah eine Bedienung hinter der Theke und eine im Speiseraum, aber beide
waren größer als Priscilla Howell Donohue Pitman Pynne.
Jedenfalls glaubte ich das. Eigentlich erinnerte ich mich gar nicht mehr
so gut an ihr Aussehen, und es war ohnehin schwierig genug, weil mir ja
praktisch zwei verschiedene Bilder vor Augen standen. Das eine ein Foto
einer blonden Schönheit im Bikini mit verkniffenem Gesicht, das
andere eine sorgfältig verunzierte, braunhaarige Frau, die etwas
dicklich wirkte.
Während ich wartete,
dachte ich über ihre Erscheinung nach. Ich fragte mich, ob sie zwei
Monate lang wohlberechneterweise viel zuviel gegessen hatte, um dicker zu
werden und ihr Aussehen auf diese Weise zu verändern - aber das
erschien mir dann doch etwas weit hergeholt. Außerdem kam ich mir töricht
vor, weil ich Caldwell vertraut und allein gelassen hatte. Jetzt stellte
ich mir vor, wie er
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