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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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vielleicht nach ihrer Karteikarte suchen? Es muß doch auch hier eine
     geben. Sie hat vermutlich ihre Studiengebühren bezahlt und die Kosten
     für die Unterbringung.«
    »Nein«, sagte er
     mit schwindender Geduld. »Die Karte ist drüben in der
     Registratur. Ich habe hier nur die Summen.«
    »Können Sie mir
     dann vielleicht verraten, an wen ich mich wenden könnte, um die gewünschte
     Information zu erhalten?«
    »Kommen Sie am Montag
     wieder«, sagte er.
    »Ich brauche sie jetzt.«
    Er seufzte und öffnete
     eine Schreibtischschublade. Dann nahm er ein Heft mit rotem Umschlag
     heraus und schob es mir über den Schreibtisch zu. »Die
     Privatadressen stehen drin«, sagte er.
    »Von den Studenten?«
    »Nein, von der Fakultät
     und den Angestellten. Vielleicht können Sie jemanden auftreiben, der
     bereit ist, ins Büro zu kommen - wenn es schon so wichtig ist.
     Vermutlich geht es um Leben und Tod, wie immer.« 
    »Ja«, sagte ich.
    Dann schaute ich das Heft
     durch, und der Kassierer glättete wieder seine Papiere, fuhr aber
     nicht mit der Arbeit fort.
    Nachdem er eine Weile
     gewartet hatte, fragte er: »Und was bereitet Ihnen jetzt noch
     Schwierigkeiten?«
    »Da stehen so viele
     Namen drin. Ich bräuchte denjenigen, der dafür zuständig
     ist.«
    »Ach, geben Sie schon
     her.«
    Ich reichte ihm das Heft, und
     er schlug es ganz hinten auf. »Die Unwichtigen, die die Arbeit tun,
     stehen immer hinten«, erklärte er. »Das ist typisch.
     Also, sind Sie bereit?«
    »Ja.« Ich schrieb
     mir Namen, Privatadresse und Telefonnummer des Leiters der Registratur
     auf.
    »Also, sind Sie
     zufrieden?«
    »Können Sie mir
     vielleicht noch ein paar andere Namen nennen, für den Fall, daß
     der Leiter nicht zu erreichen -«
    »Ach, du meine Güte«,
     sagte er. »Wollen Sie vielleicht auch noch die Privatnummer des
     Rektors? Geben Sie sich dann zufrieden?«
    »Ich dachte eigentlich
     eher an jemanden, der sich mit den neuen Studenten befaßt.«
    Daraufhin las er mir die
     Details der dafür in Frage kommenden Dekane vor. »Zufrieden?«
    »Ja, vielen Dank.«
    Er warf das Heft in die
     Schublade, knallte sie zu und schaute auf seine Armbanduhr. Dann stellte
     er fest, daß ich noch immer nicht bereit war, ihn in Ruhe zu lassen.
     Er schaute mich wieder aus fast völlig zugekniffenen, kurzsichtigen
     Augen an.
    »Gibt es hier ein
     Telefon, das ich benützen kann?«
    »Draußen im Büro«,
     sagte er sehr nachdrücklich. »Wenn Sie ein Amt wollen, müssen
     Sie die Neun wählen. Und machen Sie die Tür hinter sich zu.«
    »Danke«, sagte
     ich noch einmal, ehe ich die Tür schloß.
    Der Leiter der Registratur
     kam nicht an den Apparat.
    Und der Dekan für die
     Erstsemester war übers Wochenende verreist. Ihr Mann teilte es mir
     bedauernd mit.
    Der Dekan, der sich mit den
     Aufnahmen neuer Studenten befaßte, war beim Essen, und das sagte er
     mir selbst.
    »Tut mir leid, wenn ich
     Sie störe«, entschuldigte ich mich, »aber ich muß eine Studentin
     finden, die hier bei Ihnen immatrikuliert ist. Ich komme extra aus
     Indianapolis her und habe nichts als ihren Namen. Es ist sehr wichtig, daß
     ich sie finde.«
    »Wichtiger als mein
     Mittagessen?« fragte er steif.
    »Es ist jedenfalls
     wichtig.«
    »Na gut. In welchem
     Studienjahr ist sie denn?«
    »Im ersten vermutlich.«
    »Es gibt drei
     Wohnblocks für die Erstsemester. Versuchen Sie es dort.«
    »Aber sie ist älter
     als die meisten Erstsemester. Könnte das bedeuten, daß sie
     anderswo untergebracht ist?«
    »Älter? Wie alt
     ist sie denn?«
    »Ende zwanzig.«
    »Also eine erwachsene
     Studentin«, sagte er. »Und wie heißt sie?«
    »Priscilla Pitman«,
     sagte ich.
    »O Gott«, stöhnte
     er. »Sie sind doch nicht ihr Mann - oder? Bitte, sagen Sie, daß
     Sie nicht ihr Mann sind.«
    Dekan Caldwell öffnete
     die Tür, bevor ich anklopfen konnte. Sein Haus war ein kleiner,
     ebenerdiger Bungalow in einer Wohnsiedlung am Nordrand des Universitätsgeländes.
     Im Vorgarten standen zwei riesige Ahornbäume. Ich schätzte, das
     Haus war ungefähr zehn Jahre alt.
    Der Dekan war Anfang Vierzig,
     hatte ein majestätisches Profil, aber ein erstaunlich schmales
     Gesicht, das zu seinem mageren Körper paßte. Er war sichtlich
     aufgeregt, versuchte aber, das Beste aus der Situation zu machen. Wir
     setzten uns ins Wohnzimmer. Ich hatte ihm bereits versichert, daß
     ich nicht der Ehemann war.       
    »Sie sagte mir, er sei
     tot«, begann er.

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