Ein Grabstein fuer den Playboy
vielleicht nach ihrer Karteikarte suchen? Es muß doch auch hier eine
geben. Sie hat vermutlich ihre Studiengebühren bezahlt und die Kosten
für die Unterbringung.«
»Nein«, sagte er
mit schwindender Geduld. »Die Karte ist drüben in der
Registratur. Ich habe hier nur die Summen.«
»Können Sie mir
dann vielleicht verraten, an wen ich mich wenden könnte, um die gewünschte
Information zu erhalten?«
»Kommen Sie am Montag
wieder«, sagte er.
»Ich brauche sie jetzt.«
Er seufzte und öffnete
eine Schreibtischschublade. Dann nahm er ein Heft mit rotem Umschlag
heraus und schob es mir über den Schreibtisch zu. »Die
Privatadressen stehen drin«, sagte er.
»Von den Studenten?«
»Nein, von der Fakultät
und den Angestellten. Vielleicht können Sie jemanden auftreiben, der
bereit ist, ins Büro zu kommen - wenn es schon so wichtig ist.
Vermutlich geht es um Leben und Tod, wie immer.«
»Ja«, sagte ich.
Dann schaute ich das Heft
durch, und der Kassierer glättete wieder seine Papiere, fuhr aber
nicht mit der Arbeit fort.
Nachdem er eine Weile
gewartet hatte, fragte er: »Und was bereitet Ihnen jetzt noch
Schwierigkeiten?«
»Da stehen so viele
Namen drin. Ich bräuchte denjenigen, der dafür zuständig
ist.«
»Ach, geben Sie schon
her.«
Ich reichte ihm das Heft, und
er schlug es ganz hinten auf. »Die Unwichtigen, die die Arbeit tun,
stehen immer hinten«, erklärte er. »Das ist typisch.
Also, sind Sie bereit?«
»Ja.« Ich schrieb
mir Namen, Privatadresse und Telefonnummer des Leiters der Registratur
auf.
»Also, sind Sie
zufrieden?«
»Können Sie mir
vielleicht noch ein paar andere Namen nennen, für den Fall, daß
der Leiter nicht zu erreichen -«
»Ach, du meine Güte«,
sagte er. »Wollen Sie vielleicht auch noch die Privatnummer des
Rektors? Geben Sie sich dann zufrieden?«
»Ich dachte eigentlich
eher an jemanden, der sich mit den neuen Studenten befaßt.«
Daraufhin las er mir die
Details der dafür in Frage kommenden Dekane vor. »Zufrieden?«
»Ja, vielen Dank.«
Er warf das Heft in die
Schublade, knallte sie zu und schaute auf seine Armbanduhr. Dann stellte
er fest, daß ich noch immer nicht bereit war, ihn in Ruhe zu lassen.
Er schaute mich wieder aus fast völlig zugekniffenen, kurzsichtigen
Augen an.
»Gibt es hier ein
Telefon, das ich benützen kann?«
»Draußen im Büro«,
sagte er sehr nachdrücklich. »Wenn Sie ein Amt wollen, müssen
Sie die Neun wählen. Und machen Sie die Tür hinter sich zu.«
»Danke«, sagte
ich noch einmal, ehe ich die Tür schloß.
Der Leiter der Registratur
kam nicht an den Apparat.
Und der Dekan für die
Erstsemester war übers Wochenende verreist. Ihr Mann teilte es mir
bedauernd mit.
Der Dekan, der sich mit den
Aufnahmen neuer Studenten befaßte, war beim Essen, und das sagte er
mir selbst.
»Tut mir leid, wenn ich
Sie störe«, entschuldigte ich mich, »aber ich muß eine Studentin
finden, die hier bei Ihnen immatrikuliert ist. Ich komme extra aus
Indianapolis her und habe nichts als ihren Namen. Es ist sehr wichtig, daß
ich sie finde.«
»Wichtiger als mein
Mittagessen?« fragte er steif.
»Es ist jedenfalls
wichtig.«
»Na gut. In welchem
Studienjahr ist sie denn?«
»Im ersten vermutlich.«
»Es gibt drei
Wohnblocks für die Erstsemester. Versuchen Sie es dort.«
»Aber sie ist älter
als die meisten Erstsemester. Könnte das bedeuten, daß sie
anderswo untergebracht ist?«
Ȁlter? Wie alt
ist sie denn?«
»Ende zwanzig.«
»Also eine erwachsene
Studentin«, sagte er. »Und wie heißt sie?«
»Priscilla Pitman«,
sagte ich.
»O Gott«, stöhnte
er. »Sie sind doch nicht ihr Mann - oder? Bitte, sagen Sie, daß
Sie nicht ihr Mann sind.«
Dekan Caldwell öffnete
die Tür, bevor ich anklopfen konnte. Sein Haus war ein kleiner,
ebenerdiger Bungalow in einer Wohnsiedlung am Nordrand des Universitätsgeländes.
Im Vorgarten standen zwei riesige Ahornbäume. Ich schätzte, das
Haus war ungefähr zehn Jahre alt.
Der Dekan war Anfang Vierzig,
hatte ein majestätisches Profil, aber ein erstaunlich schmales
Gesicht, das zu seinem mageren Körper paßte. Er war sichtlich
aufgeregt, versuchte aber, das Beste aus der Situation zu machen. Wir
setzten uns ins Wohnzimmer. Ich hatte ihm bereits versichert, daß
ich nicht der Ehemann war.
»Sie sagte mir, er sei
tot«, begann er.
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