Ein Grausames Versprechen
hin und her. Er sprang auf den Beifahrersitz. »Was ist mit deinem Handy?«
Sie zog es aus der Tasche und blickte auf das Display. »Akku leer. Verdammt. Ich rufe lieber Lauren an.«
»Hab ich gerade getan, weil ich nach dir gesucht habe. Es geht allen gut.« Er schnallte sich rasch an. »Dafür schuldest du mir etwas.«
»Wohin fahren wir?«
Er deutete in Richtung Innenstadt. »Du schuldest mir ernsthaft etwas. Wie du noch nie jemandem etwas geschuldet hast.«
Aufregung machte sich in Ella breit. »Was ist los?«
»Detective Simon Bradshaw hat wegen eines Mordfalls angerufen, den er bearbeitet«, sagte Murray. »Er trifft uns am Tatort. Kuiper wollte jemand anderen schicken, aber ich sagte, du würdest bald hier sein.« Er gestikulierte ungeduldig zum Ausgang.
Ella beschleunigte. »Und?«
»Sie haben bei Bradshaws Opfer eine Verbindung zu Quiksmart gefunden.«
Die Gasse vor dem heruntergekommenen Gebäude in Chinatown, wo Bradshaw auf sie wartete, war schmal und mit Autos, Lkws und Mülltonnen verstopft. Die Luft war von den Kochgerüchen der Restaurants erfüllt, die mit der Rückseite zur Gasse lagen, da Sonntag der Tag der großen Familienessen war. Ein junger Chinese kam gerade aus einer Tür und leerte einen Eimer Müll in eine der Tonnen, als sie über den rissigen Asphalt gingen.
Ein grüner Ford stand im Halteverbot. Detective Simon Bradshaw stieg auf der Fahrerseite aus, als sie sich näherten. Ella kannte ihn von der Dienststelle, aber sie wusste nicht, ob sie je mit ihm gesprochen hatte. Er war hochgewachsen, schlank, Mitte dreißig, mit gelocktem Haar und einem Dauerlächeln.
»Danke, dass Sie gewartet haben«, sagte Murray.
»Kein Problem.« Simon führte sie zwischen geparkten Fahrzeugen hindurch und über einen verstopften Rinnstein. »Die Sache fing an, als ein Taucher am Freitag tot im Wasser gefunden wurde. Zunächst sah es nach einem möglichen Unfall aus, aber die Autopsie ergab Prellungen, die auf einen Kampf schließen ließen. Das Szenario, von dem wir ausgehen, sieht so aus, dass man ihm den Atemschlauch aus dem Mund gezogen und ihn unter Wasser festgehalten hat, bis er ertrank. Er hatte keinen Ausweis bei sich, wir konnten keinen Wagen finden, der ihm möglicherweise gehörte, und die Vermisstenmeldungen ergaben ebenso wenig einen Hinweis wie ein Vergleich seiner Fingerabdrücke mit unserer Datei. Im Wesentlichen mussten wir also darauf warten, dass jemand anrief und ihn als vermisst meldete. Und genau das geschah gestern - sein Chemieprofessor. Er sagte, der Bursche hätte ein wichtiges Experiment abzuschließen gehabt, und als er nicht erschien, wusste der Professor, dass etwas nicht stimmte.«
Ella folgte Bradshaw durch eine schmale Tür und dann ein dunkles Treppenhaus hinauf. Es stank nach Chemikalien und säuerlichem Essen. Das Gebäude sah aus, als wäre es irgendwann eine Lagerhalle gewesen, die man wahllos in einzelne Wohnungen unterteilt hatte. Die Wände des Treppenhauses waren aus nicht verputztem Gipskarton, fleckig, voller Graffiti und Löcher.
»Dieser Professor hat den Toten als Feng Xie identifiziert, chinesischer Staatsangehöriger, zweiundzwanzig Jahre alt. Er studierte Chemie und war seit fast zwei Jahren hier. Der Professor war so eine Art Mentor des Burschen, er sagte, er sei außerordentlich intelligent gewesen, still, hatte nicht viele Freunde. Ernsthaft, kam gut mit seiner Arbeit voran, sparsam. Er hatte erst vor Kurzem mit dem Tauchen begonnen - er war auf einem Gratistauchausflug mit dem Tauchclub der Uni gewesen und hatte anscheinend Gefallen daran gefunden. Benutzte immer noch die geborgte Ausrüstung eines anderen Studenten.«
Sie erreichten den dritten Stock, auf dem vier geschlossene Türen warteten.
»Der Professor hat uns also Fengs Adresse über die Studentenverwaltung besorgt«, sagte Bradshaw. »Wir kommen hierher, und kaum betreten wir das Treppenhaus, riechen wir schon die Chemikalien. Wir ziehen uns zurück, holen alles, was wir an Ausrüstung brauchen, ABC-Spezialisten und so, und kommen wieder. Dann knacken wir das Schloss und finden eine winzig kleine Wohnung mit einem Durchgang im Bad, der zu einem Methamphetaminlabor dahinter führt.«
»Ein Ice-Labor«, sagte Ella.
»Es war größtenteils geräumt, aber ein wenig von dem Zeug war verschüttet worden - das, was wir gerochen haben. Ansonsten hatte man offenbar saubergemacht, um belastende Spuren verschwinden zu lassen. Die ABC-Jungs tun ihre Arbeit, dann die
Weitere Kostenlose Bücher