Ein Grausames Versprechen
sie Felise auf die Treppe hinausspringen, als der Postbote davor hielt. Er gab der Kleinen drei dünne weiße Briefe und einen dicken braunen, und sie nahm sie freudig entgegen und rannte die Treppe hinauf. Lauren dankte dem Mann, dann schloss sie die Tür sorgfältig wieder ab.
»Lass mich sehen«, sagte Kristi oben in der Küche. »Gib ihn mir jetzt, bitte, Felise.«
Felise drückte den dicken Umschlag an die Brust. »Warum darf ich ihn nicht aufmachen?«
»Ich zähle bis drei.«
Felise warf den Brief auf den Boden und stampfte davon.
»Komm zurück, und heb das auf.«
Felise ließ sich auf das Sofa plumpsen und trat mit den Fersen gegen die Seite.
»Willst du den restlichen Tag im Bett verbringen?«
Lauren bückte sich, um den Brief aufzuheben, dann zögerte sie. Der braune Umschlag war mit zwölf Fünfzigcentmarken frankiert und an sie adressiert. Sie erkannte die steife, gestelzte Handschrift nicht. Sie drehte das Kuvert mit der Schuhspitze um. Es gab keinen Absender.
»Und?«
Lauren blickte auf und stellte fest, dass Kristi sie beobachtete.
»Von wem ist er?«, fragte Kristi.
»Steht nicht drauf.«
Kristi ging sofort zum Telefon.
»Warte mal.« Lauren drehte das Kuvert erneut um. »Schau mal, ob du die Handschrift kennst.«
»Klar, genau das will er wahrscheinlich«, zischte Kristi. »Dass wir ihn aus der Nähe ansehen, dann zündet er die Bombe.«
»Es ist keine Bombe.« Lauren sprach mit gedämpfter Stimme. Felise trat immer noch gegen das Sofa.
»Das weißt du nicht. Er könnte draußen mit einem Handy warten und sich Zeit lassen, bevor er sie auslöst.«
»Ich hebe ihn auf.«
»Tu’s nicht.«
»Du hast gesehen, wie ihn Felise auf den Boden gefeuert hat - hätte sie da nicht losgehen müssen?«
»Vielleicht ist sie dadurch scharf gemacht worden«, sagte Kristi. »Wieso bist du so wild darauf, uns umzubringen? Die Detectives haben gesagt, sobald uns irgendwas merkwürdig vorkommt, sollen wir sie anrufen. Warum lassen wir das Ding nicht einfach liegen und rufen an?«
Lauren trat einen Schritt zurück. »Schön, ruf sie an. Es wird sich herausstellen, dass es eine Shampooprobe oder so etwas ist, die ich bestellt habe, und wir haben noch mehr Zeit von ihnen vergeudet.«
»Ich habe überhaupt kein Problem damit, ihre Zeit zu vergeuden«, sagte Kristi und wählte bereits. »Ella, hier ist Kristi. Wir haben ein merkwürdiges Päckchen bekommen.«
»Es ist nur ein Brief«, sagte Lauren.
»Es ist ein großer, dicker Umschlag mit etwas darin, wir kennen die Handschrift nicht, und es gibt keine Absenderadresse«, sagte Kristi. »Sollen wir das Haus räumen oder … Okay, ja, okay. Danke. Machen wir. Bye.« Sie legte das Telefon beiseite. »Sie schickt jemanden vorbei. Sie sagte, wir sollen es einfach nicht anrühren.«
Lauren setzte sich auf das Sofa und fing eins der bleistiftdünnen Beine ein. »Genug gestrampelt, Floh.«
Felise schlang die dürren Arme um Laurens Hals. »Darf ich Dora anschauen?«
Lauren blickte über sie hinweg zu Kristi, die resigniert mit den Schultern zuckte. Felise legte die DVD ein und setzte sich auf den Boden.
Es klopfte an der Tür. Lauren sah aus dem Fenster. »Da sind sie.«
»So schnell?«
Kristi ging nach unten und kehrte mit zwei lächelnden uniformierten Polizeibeamten zurück, einer Frau und einem Mann. Sie zogen Handschuhe an und hoben den Umschlag vom Boden auf. Kristi ging ein paar Schritte zurück, als sie anfingen, ihn aufzumachen.
Sie schauten hinein. »Hm«, sagte der männliche Beamte.
Kristi beugte sich vor. »Weißes Pulver?«
Die Polizistin drehte das Kuvert um und ließ den Inhalt auf den Tisch gleiten.
»O mein Gott«, sagte Kristi.
»Es ist nur ein Spielzeug«, sagte Lauren.
»Mit abgerissenem Kopf!«
Die kopflose Koala-Handpuppe lag als Häufchen auf dem Tisch, während der Kopf langsam einen Halbkreis rollte und an Kristis Stiften zu liegen kam. Grauer Flaum rieselte auf ihre Zeichnungen.
»Nehmen Sie das Ding da runter!«, sagte sie. »Nehmen Sie es runter.«
Die Polizistin warf einen prüfenden Blick in den Umschlag, ehe sie das Spielzeug wieder hineinschaufelte.
»Kein Zettel?«, sagte Lauren.
»Nichts.« Sie steckte das Kuvert in einen Kunststoffbeutel.
»Wir werden es auf Fingerabdrücke untersuchen und herauszufinden versuchen, wo und wann es aufgegeben wurde«, sagte der männliche Beamte. »Aber wahrscheinlich wurde es in einen Briefkasten geworfen - daher die vielen Marken - und nicht in einem Postamt
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